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David Nelles, Christian Serber – Kleine Gase, große Wirkung / Der Klimawandel

David Nelles, Christian Serber – Kleine Gase, große Wirkung / Der Klimawandel

Erst neulich begegnete ich wieder Leserbriefen zum Klimawandel, die mich geradewegs die Wände hochgehen ließen. Speziell in der Schweiz geht die Argumentation nämlich gerne so: Der CO₂-Gehalt (vor allem der menschengemachte) sei so gering, dass der mickrige Schweizer Anteil an der sowieso geringen Menge praktisch vernachlässigbar bis quasi unsichtbar sei. Dies beweise die hiesige „Sauberkeit“ und infolgedessen wird fix auf andere gezeigt (am liebsten auf China übrigens). Und außerdem sei der CO₂-Wert vor 3 Millionen Jahren schon einmal so hoch gewesen. Klimaschutz ganz easy also? Von wegen!

Was tun? Etwas zum Thema nachzulesen und sich korrekt zu informieren wäre kein schlechter Anfang. Einen hervorragenden Einstieg bietet das Buch „Kleine Gase — große Wirkung„. Konzipiert und geschrieben wurde es von zwei Studenten, die sich ein eigenes Bild machen wollten. Fragen gibt es ja genug: „Wie groß ist der Beitrag des Menschen tatsächlich?“ oder „Was kostet uns der Klimawandel?“

Hervorragend recherchiert, verständlich umgesetzt

Der beste Weg dorthin ist die Recherche nach verlässlichen Fakten. So kurz und knackig das Buch ist, so deutlich merkt man, wie fundiert Nelles und Serber recherchierten. Sie arbeiteten sich durch Unterlagen des Weltklimarats, durch wissenschaftliche Paper oder Fachbücher (das umfangreiche Literaturverzeichnis steht online zur Verfügung). Darüber hinaus nahmen sie Kontakt zu WissenschaftlerInnen auf, die ihnen offene Fragen beantworteten und Hintergründe erläuterten.

Die Datenlage zum Klimawandel ist nicht nur umfangreich. Es gibt auch ziemlich komplexe Themen. Umso besser finde ich, dass es den Autoren gelungen ist, die wichtigsten Daten daraus zu finden und verständlich mit Hilfe von Grafiken darzustellen. Sie behandeln natürliche CO₂-Kreisläufe ebenso wie Wetter- und Klimaextreme. Sie stellen mögliche Ursachen des Klimawandels vor, darunter Sonnenkativität, menschengemachte Treibhausgase oder Ozonschicht, und zeigen, welche davon tatsächlich in Frage kommen und welche nicht. Natürlich gibt es auch einen Ausblick darauf, was uns in Sachen Kosten, Biodiversität oder Gesundheit erwartet, wenn niemand reagiert.

Einfach zugänglich für jedermann

Einfach zugänglich heißt im Fall dieses Buchs nicht nur: Verständlich geschrieben, das Wichtigste auf einen Blick. Es heißt auch, dass keine große finanzielle Investition nötig ist. Nelles und Serber schaffen es, das Buch für gerade einmal 5 Euro zu verkaufen.

Die Autoren standen zu Beginn mit relativ wenig Ahnung da; sie hatten auch nicht mehr Ahnung als (ich vermute) die meisten Menschen hier. Das Buch, das durch ihre Recherchen entstand, verdeutlich, wie überzeugend und bestens belegt die wissenschaftliche Datenbasis ist, auf der sämtliche heutigen Forderungen, Konzepte und Prognosen aufgestellt sind. Nelles und Serber haben gelernt, was hinter dem Begriff „Klimawandel“ wirklich steckt:

Unser Ziel war es von Anfang an, mit unserem Buch so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Denn auch wir müssen offen und ehrlich gestehen, dass wir erst anfingen unser Verhalten zu hinterfragen, als wir verstanden haben, was der Klimawandel wirklich für uns bedeutet.

Außerdem fällt mir noch etwas anderes positiv auf: Ich erinnere mich an ein anderes Buch über Ökologie, das sich seitenlang Gedanken machte um dann im Impressum darauf hinzuweisen, dass es „printed in China“ sei. Das passiert hier nicht. Ein paar Beispiele: Das Papier ist zertifiziertes Recyclingpapier, die Druckfarben sind mineralöl- und kobaltfrei.

Kommen wir zurück zu den Leuten mit den Leserbriefen. Für Hinweise auf frühere CO₂-Spitzenwerte verweise ich auf die Seiten 19, 69 und 100 (ja, diese Werte gab es, aber deren Auswirkungen will wirklich keiner haben; das Buch erwähnt sie auch). Was den vermeintlich „kleinen“ CO₂-Anteil angeht: Das Buch erläutert die CO₂-Emissionen der Länder auf den Seiten 44 und 45 und dankenswerterweise nahmen Nelles und Serber ihr Nachbarland Schweiz in die Betrachtung auf. Wer sich über das so genannte Konsumprinzip schlau macht, schreibt dann keine Leserbriefe mehr.

Bibliografische Daten

Selbstverlag
ISBN: 978-3-9819-6500-1
Erstveröffentlichung: 2018

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