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Walter Satterthwait – Eskapaden

Walter Satterthwait – Eskapaden

Walter Satterthwait - EskapadenSommer 1921. Die englische Gesellschaft ist fasziniert von der Welt des Übersinnlichen, wohl niemand aber so sehr wie der Schöpfer des großen Sherlock Holmes – Sir Arthur Conan Doyle. Er ist einer von dreizehn Gästen einer Séance auf dem düster-schönen Schloss Maplewhite in Devon. Auch Harry Houdini, der berühmte amerikanische Entfesselungskünstler, ist geladen. Er ist wild entschlossen, den spiritistischen Mumpitz des Mediums Madame Sosostris als dreisten Schwindel zu enttarnen. Aber dann wird es plötzlich noch vor der Séance gefährlich gespenstisch. Die nur scheinbar mausgraue Gesellschafterin Jane Turner sieht gleich drei Geister, einen vor und zwei nach dem Frühstück, auf Houdini wird ein Anschlag verübt und der Herr von Maplewhite wird ermordet aufgefunden – in einem von innen verschlossenen Raum.

Rezension

Harry Houndini steuert einen schweren Lancia wagemutig durch die Landschaft von Devon. Neben ihm sein Sekretär Phil Beaumont, der verständlicherweise Angst hat, den Landsitz von Lady und Sir Purleigh nicht mehr lebend zu sehen. Dabei ist das ein interessantes Ziel, treffen sich dort doch am Wochenende 13 Gäste, um an einer Séance teilzunehmen. Houdini will das Medium als Schwindlerin entlarven, das vom berühmten Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle mitgebracht wird. Doch bereits lange zuvor bietet der Aufenthalt reichlich Grund zu Ärger und Aufregung: Gespenster, ein Anschlag und ein rätselhafter Tod mischen die Gesellschaft ordentlich auf.

„Aus der Hand legen verboten!“ Gäbe es Hinweisschilder für Bücher, müsste man auf „Eskapaden“ dieses kleben. Das Wochenende auf Maplewhite bietet alles auf, was im Krimigenre Rang und Namen hat. Dazu gehört Sir Arthur Conan Doyle, der zwar als Schriftsteller viel Ansehen genießt, derzeit jedoch statt der Vernunft lieber dem Glauben an die fragwürdigen Fähigkeiten eines Mediums nachhängt. Dazu gehört der Mord am alten Lord, der „ordnungsgemäß“ in einem von innen verschlossenen Raum stattfindet. Freilich muss man sich fragen, ob einige Gäste des Wochenendes heimliche Liebschaften unterhalten und obendrauf setzt sich ein mysteriöser Verfolger auf die Fährte von Houdini – ein Zauberer, den jedoch noch nie jemand ohne Bühnenkostüm gesehen hat.

Die Schilderung des Ganzen gerät auf eine originelle Art zu einem richtigen Zuckerl: Abwechselnd wird von Beaumont und der Gesellschafterin Jane Turner erzählt. Während Beaumont, eigentlich ein Detektiv der renommierten Detektei Pinkerton, bereits kräftig Fragen stellt und sich Gedanken um Vorgänge auf Maplewhite macht, erzählt Jane Turner in Briefen ihrer guten Freundin von den Vorkommnissen auf dem Landsitz. Durch diesen Erzählkniff setzt sich auf den unterschiedlichen Erlebnissen ein kompakteres Bild zusammen und die Unterschiede in der Sichtweise bringen immer wieder amüsante Differenzen zutage. Turner tobt sich in ihren Briefen nach Herzenslust über ungehobelte Wochenendgäste aus und Beaumont stellt dem US-Amerikaner Houdini das Gastland auf seine Art vor: Verrückte würden höchstwahrscheinlich angetroffen, schließlich sei man in England. Irgendwann greift Turner selbst beherzt in die Ermittlungen ein, zumal sie selbst nicht nur ins Fadenkreuz von überraschend vielen Gespenstern geraten zu sein scheint.

Die Mischung aus Humor und Spott schätze ich sehr an „Eskapaden“. Langweilig wird es auf den über 400 Seiten niemals und zudem habe ich mich stets gefragt, wem die Ehre der Aufklärung gebühren würde: Beaumont oder Houdini? Ausgerechnet Doyle, der Sherlock Holmes äußerst scharfsinnig ausgestattet hat, ist schnell aus dem Rennen und am Ende wird sogar, very british, eine Wette auf den erfolgreichen Ermittler abgeschlossen. Es kann aber auch im Showbusiness nur einen geben …

Bibliografische Angaben

Verlag: dtv
ISBN: 3-423-20284X
Originaltitel: Escapade
Erstveröffentlichung: 1995
Deutsche Erstveröffentlichung: 1997

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