Haruki Murakami – Murakami T

Gesammelte T-Shirts

von Bettina Schnerr
2 Minuten Lesezeit
Header: Haruki Murakami - Murakami T. Gesammelte T-Shirts

Kennt ihr diese aufkeimende Neugier, wenn man vor fremden Bücherregalen steht? Welches Frühstücksgeschirr sich hinter Küchentüren verbirgt, ist ziemlich gleichgültig. Aber für die bunten Buchrücken gilt das freilich nicht. Auf einem vergleichbaren Niveau bewegen sich Sammelobjekte, wenn sich jemand die Mühe macht, sie zu sortieren und ihre Geschichten zu erzählen. Doris Dörrie weckt mit Souvenirs die Neugier und Haruku Murakami tut das mit T-Shirts. Er rede nicht gerne über sich, heißt es, also lasse er seine T-Shirts sprechen.

Über die T-Shirts spricht er aber auch nicht so gerne, stellt man dann bei der Lektüre fest. Freilich weiß er bei jenen, die er aus den Hunderten in seinem Zuhause ausgewählt hat, wo sie herkommen. Zu manchen gibt es auch Anekdoten. Wie die von Tony Takitani. Ein Zufallsfund mit diesem Aufdruck inspirierte ihn zu einer Geschichte, die später verfilmt wurde. Eines Tages lag Post in Murakamis Briefkasten. Diesen Tony Takitani gab es tatsächlich und so erfuhr Murakami nach mehreren Jahren, warum es die bedruckten T-Shirts ursprünglich gegeben hatte.

Es gibt ein Motiv, das ihn an eine unangenehme „Autogrammstunde“ erinnert und ein anderes, das fragwürdige Forschungen von Charles Darwin in Erinnerung ruft. Es sind Geschenke dabei, viele Second-Hand-Funde und wehmütig stellt er fest, dass es ausgerechnet zu Jazz viel zu wenig Motive gibt.

Zu vielen anderen Shirts aber erfährt man überraschend wenig. Oft ist es: „Ich trage es gar nicht“. Natürlich möchte man als Haruki Murakami nicht mit Haruki-Murakami-Fan-T-Thirts herumlaufen. Aber was ist „unterhaltsam“ und „poetisch“, wenn die Tragbarkeit zur Kernauskunft wird und dann auch noch in zwei Sätzen abgehandelt wird? Wenn man schon T-Shirt-Motive als Botschaften versteht und sie über Popkultur und Mode als universelle Projektionsfläche ankündigt, möchte ich wirklich mehr über die getragenen Motive erfahren. Nicht über jene, die in Kartons herumliegen, weil man sich nicht von ihnen trennen kann oder will. Ein Shirt, das anlässlich der Verleihung einer Ehrendoktorwürde verschenkt wurde, ist also ein eher schlecht ausgewähltes Stück, wenn es außer jener Schenkung nicht viel dazu zu sagen gibt.

Haruki Murakami - Murakami T. Gesammelte T-Shirts

Letztlich schließt sich der Kreis eigentlich ganz passend: Murakami redet nicht gerne über sich selbst, heißt es zu Beginn des Textes. Und man muss ihn auch so beenden. T-Shirts ändern nichts daran.

Bibliografische Angaben

Verlag: Dumont
ISBN: 978-3-8321-8180-2
Originaltitel: Murakami T — Boku no aishita T-shatsu tachi (村上T— 僕の愛したTシャツたち)
Erstveröffentlichung: 2020
Deutsche Erstausgabe: 2021
Übersetzung: Ursula Gräfe

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