„Hauptsache Japan“: Eine Katze auf Rezept

von Bettina Schnerr
2 Minuten Lesezeit
Titelbild zum Artikel: "Hauptsache Japan": Eine Katze auf Rezept

Stets mit einem gewissen Seufzen führe ich gelegentlich meine Cover-Beobachtungen fort, die ich bei japanischen Titeln mit großer Neugier mache. Meist waren das bisher Motive, die sich an der Landesflagge orientieren und irgendetwas mit „Rot und Rund“ abbilden. Oder eine Variation davon. Ein wenig haben sich die Vorlieben der Gestalterinnen und Gestalter seither verändert.

Neulich fiel mir ein Cover auf, dass fürchterlich kitschig aussah – und eine Optik bediente, bei der ich mir sicher bin: So geht es im Buch wahrscheinlich gar nicht zu. Die Rede ist von „Das Glück bringt eine Katze“ von Syou Ishida. Grob gesagt geht es um eine ungewöhnliche Praxis, die keine Tabletten oder Therapien verschreibt. Dort empfiehlt man stattdessen Katzen als Hausgefährten. Man wagt in Sachen Cover kaum den Vergleich zu den englischen Ausgaben (Hardcover und Taschenbuch) von „We’ll prescribe you a cat“, denn dagegen fällt die Ideenlosigkeit der Gestaltung noch mehr auf.

Eine der englischsprachigen Versionen packt die Katze in eine (typisch US-amerikanische) Pillendose, die andere lässt fünf Katzen aus der Dose purzeln. Und das so lebendig, dass man sie gleich in der Wohnung der Patieninnen und Patienten umherspringen sieht. „Fünf“ passt zum Buch, in dem genau fünf Probleme gelöst werden. Auch bei der japanischen Fassung stecken die Katzen in einer Medikamentenverpackung. Hier sind Tütchen gängiger, in die vom Personal der Apotheke Blister oder lose Tabletten abgezählt werden.

Was macht die deutsche Fassung? Eine Frau guckt in die Ferne (*gähn*), sie trägt Kimono (da trifft auf maximal eine der fünf behandelten Personen zu), sie sitzt zwischen verschiebbaren Shoji und Kirschblüten vor dem Fenster (was für ein Klischee). Wo sind die Hinweise auf eine Praxis samt Konsultation geblieben? Mit ein paar Büchern im Regal vor dem Fenster ist das fantasielose Motiv beliebig austauschbar mit anderen Romanen, selbst wenn dort nur durch Zufall auf Seite 76 oder vielleicht auf Seite 147 eine Katze über die Straße laufen würde. Man könnte es auf so viele der Storys packen, die gerade erhältlich sind. Dank der japanischen Elemente wird’s schon passen und keiner merkt es.

Dazu ein Titel, der nur zur Hälfte zutrifft. Im Original heißt es „猫を処方いたします.“ Was soviel heißt wie … na? „Wir verschreiben eine Katze“. Ein flottes „Eine Katze auf Rezept“ hätte es ja auch getan.

Man möchte schon gar nicht wissen, wass der deutsche Verlag für die Fortsetzung macht. Ein paar andere Bücher und ein anderer Kimono?

Mein Vorschlag: Man könnte kurzerhand das englische Cover von Ishidas Werk in der richtigen Größe ausdrucken und sich damit einen schönen, zum Buch passenden Schutzumschlag basteln. Oder gleich das englische kaufen. Für den meist eintretenden Fall, dass Gäste anfangen, im hauseigenen Bücherregal zu stöbern.

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