Richard Stark – The Hunter

von Bettina Schnerr
2 Minuten Lesezeit
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Der Profiverbrecher Parker arbeitet seinen letzen Coup auf. Eigentliche war der eine perfekte Sache ohne Polizeigefahr, weil er mit seinen Partnern einfach andere Gauner ausnahm. Doch der Raubzug endete in einem Fiasko, weil einer falsch spielte und sogar Parkers Frau Lynn auf seine Seite ziehen konnte. Nun fehlen Parker zwei Sachen, sein Anteil und seine Rache. Er setzt sich auf Lynns Fährte und versucht, den Verräter Mel Resnick dran zu kriegen und sich sein Geld wiederzuholen.

Parker ist in diesem Buch mehr als Jäger und Rächer unterwegs denn als Profiverbrecher, obgleich ihm viel daran liegt, mit ausreichend Geld von seinem Rachefeldzug zurückzukommen. Schließlich verdient sich Parker mit gelegentlichen und gezielten Raubzügen seinen Lebensunterhalt und sein rechtmäßiger Anteil ist in den Händen von Mal Resnick. Verrat war unter Parkers Partner bis dato nie ein Problem gewesen. Was allerdings keiner wusste war, dass sich Resnick mit dem Geld bei einer Verbrecherorganisation lieb Kind machen wollte. Das Großmaul hatte einen Deal vermasselt und musste für Schadensersatz gerade stehen. Als Parker Resnick aufstöbert, muss er also in erster Linie die Organisation erfolgreich austricksen.

Mit den Bösen mitzufiebern ist ein seltenes Vergnügen. Mit Parker allerdings gelingt es, ein Buch lang für Parker zu hoffen. Zu hoffen, dass er Resnick den Verrat heimzahlen kann, dass er Geld für mehrere Monate Unterhalt zusammen bekommt, dass er nicht erwischt wird.

Unter seinem Pseudonym Richard Stark entwickelt Donald E. Westlake eine spannende Jagd, die uns Parker vielleicht gerade deshalb so annehmbar macht, weil Verrat als absolutes No-go gilt. Parker würde so etwas niemals tun, seine Partner nicht, die Leser nicht. Dass er anderen Gaunern Kohle abknöpft, geht noch als passabel durch. Aber Resnicks hinterhältige Tour? Dagegen erscheint Parker mit seinen strikten Prinzipien und der hin und wieder selbstkritischen Analyse seiner Fehler geradezu als Musterverbrecher.

Stark bricht seine Geschichte in vier Teile auf, sodass zunächst nur Bruchstücke des alten Coups und der Jagd bekannt werden. Erst nach und nach setzt sich das Gesamtbild zusammen, bis der vierte Teil die gesamte Story geradlinig zu Ende erzählt. Einen Teil der Geschichte übernimmt zudem die Perspektive von Mal Resnick und berichtet über dessen Bemühungen, sich Parker vom Hals zu schaffen, nachdem er von dessen Rachegelüsten mitbekommen hat. Die Aufteilung in Rückblicke und aktuelle Geschichte funktioniert hervorragend beim Aufbau der Spannung.

RIchard Stark - The hunter

So geradeaus wie Parker ist auch Starks Stil. Von Parker ist nur das nötigste bekannt, er spricht überlegt und wenig, er hat keinen Vornamen und keine Geschichte – genau so erzählt Stark auch Parkers Unternehmung. Nur das nötigste kommt vor. Alles, was nicht direkt der Entwicklung dient, entfällt. Läuft ein Coup glatt und professionell, braucht es gerade einmal vier Seiten, um die Perfektion von Parkers Arbeit und seinen üblichen Partnern daszustellen. Diese Sparsamkeit kommt großartig an.

Das Buch „The Hunter“ markiert Parkers erstes Auftreten und wird nun in einer neuen Übersetzung präsentiert (frühere Ausgaben sind unter den Namen „Payback“ und „Jetzt sind wir quitt“ bekannt, die Verfilmungen unter „Point Blank“ und „Payback“). Zsolnay stieg in die Parker-Serie mit den Titeln ein, die Stark nach einer längeren Pause ab 1997 wieder veröffentlichte. Dass mit neuem Coverdesign und einer Neuübersetzung der erste Serientitel aus der Versenkung gehoben wird, lässt auf eine Fortsetzung der Serie hoffen.

Bibliografische Angaben

Verlag: Zsolnay
ISBN: 978-3-55205-715-9
Originaltitel: The hunter
Erstveröffentlichung: 1962
Deutsche Erstveröffentlichung: 1968
Übersetzung: Nikolais Stingl

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