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Richard Stark – The Hunter

Richard Stark – The Hunter

RIchard Stark - The hunterParker – ohne Vorname, ohne Biographie – ist ein Einzelgänger, professionell bis zur Perfektion – als Verbrecher. Doch vor zehn Monaten wurde er bei einem Waffendeal von seiner eigenen Frau verraten, die mit Mal Resnick, einem Großmaul aus dem Verbrechersyndikat, gemeinsame Sache machte. Jetzt ist Parker zurück in der Stadt, ein einsamer Jäger, der nach allen Regeln der Kunst Rache nimmt.

Rezension

Der Profiverbrecher Parker arbeitet seinen letzen Coup auf, der eigentlich eine perfekte Sache ohne Polizeigefahr war, weil er mit seinen Partnern einfach andere Gauner ausnahm. Doch der Raubzug endete in einem Fiasko, weil einer falsch spielte und sogar Parkers Frau Lynn auf seine Seite ziehen konnte. Nun fehlen Parker zwei Sachen, sein Anteil und seine Rache. Er setzt sich auf Lynns Fährte und versucht, den Verräter Mel Resnick dran zu kriegen und sich sein Geld wiederzuholen.

Parker ist in diesem Buch mehr als Jäger und Rächer unterwegs denn als Profiverbrecher, wenn ihm gleichwohl viel daran liegt, mit ausreichend Geld von seinem Rachefeldzug zurückzukommen. Schließlich verdient sich Parker mit gelegentlichen und gezielten Raubzügen seinen Lebensunterhalt und den Anteil aus dem letzten Coup vor zehn Monaten hatte sich Mal Resnick unter den Nagel gerissen. Verrat war unter Parkers Partner bis dato nie ein Problem gewesen. Was damals allerdings keiner wusste war, dass sich Resnick mit dem Geld bei einer Verbrecherorganisation wieder lieb Kind machen wollte. Das Großmaul hatte einen Deal vermasselt und musste für Schadensersatz gerade stehen. Als Parker Resnick aufstöbert, wird ihm klar, dass er diese Organisation gut austricksen muss, um nicht nur Resnick ausschalten zu können, sondern auch seinen Anteil wiederzubekommen.

Mit den Bösen mitzufiebern ist ein seltenes Vergnügen. Mit Parker allerdings gelingt es, ein Buch lang zu hoffen, dass er Resnick den Verrat heimzahlen kann, dass er Geld für mehrere Monate Unterhalt zusammen bekommt, dass er nicht erwischt wird. Unter seinem Pseudonym Richard Stark entwickelt Donald E. Westlake eine spannende Jagd, die uns Parker vielleicht gerade deshalb so annehmbar macht, weil Verrat als absolutes No-go gilt; Parker würde so etwas niemals tun, seine Partner auch nicht, die Leser nicht. Dass er anderen Gaunern Kohle abknöpft, geht noch als passabel durch. Aber Resnicks hinterhältige Tour? Dagegen erscheint Parker mit seinen strikten Prinzipien und der hin und wieder selbstkritischen Analyse seiner Fehler geradezu als Musterverbrecher.

Stark bricht seine Geschichte in vier Teile auf, sodass zunächst nur Teile des alten Coups und Teile der Jagd bekannt werden. Erst nach und nach setzt sich das Gesamtbild zusammen, bis der vierte Teil die gesamte Story geradlinig zu Ende erzählt. Einen Teil der Geschichte übernimmt zudem die Perspektive von Mal Resnick und berichtet über Resnicks Bemühungen, sich Parker vom Hals zu schaffen, nachdem er von dessen Rachegelüsten mitbekommen hat. Die Aufteilung in Rückblicke und aktuelle Geschichte mag überraschen, aber sie funktioniert hervorragend beim Aufbau der Spannung.

So geradeaus wie Parker ist auch der Stil des Buches. Von Parker ist nur das nötigste bekannt, er spricht überlegt und wenig, er hat keinen Vornamen und keine Geschichte – genau so erzählt Stark auch Parkers Unternehmung. Nur das nötigste kommt vor. Alles, was nicht direkt der Entwicklung dient, entfällt. Läuft ein Coup glatt und professionell, braucht es gerade einmal vier Seiten, um die Perfektion von Parkers Arbeit und seinen üblichen Partnern daszustellen. Diese sparsame Erzählform kommt großartig an.

Das Buch „The hunter“ markiert Parkers erstes Auftreten und wird nun in einer neuen Übersetzung präsentiert (frühere Ausgaben sind unter den Namen „Payback“ und „Jetzt sind wir quitt“ bekannt, die Verfilmungen unter „Point Blank“ und „Payback“). Zsolnay stieg in die Parker-Serie mit den Titeln ein, die Stark nach einer längeren Pause ab 1997 wieder veröffentlichte. Dass mit neuem Coverdesign und einer Neuübersetzung der erste Serientitel aus der Versenkung gehoben wird, lässt auf eine Fortsetzung der Serie hoffen.

Bibliografische Angaben

Verlag: Zsolnay
ISBN: 978-3-55205-715-9
Originaltitel: The hunter
Erstveröffentlichung: 1962
Deutsche Erstveröffentlichung: 1968
Übersetzung: Nikolais Stingl

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