Harry Houndini steuert einen schweren Lancia wagemutig durch die Landschaft von Devon. Neben ihm sein Sekretär Phil Beaumont, der verständlicherweise Angst hat, den Landsitz Maplewhite von Lady und Sir Purleigh nicht mehr lebend zu sehen. Dabei ist Maplewhite ein interessantes Ziel, treffen sich dort doch am Wochenende 13 Gäste, um an einer Séance teilzunehmen.
Houdini will Madame Sosostris als Schwindlerin entlarven, die als Medium und Begleitung des berühmten Schriftstellers Sir Arthur Conan Doyle ihre „Magie“ einsetzen soll. Doch bereits lange zuvor bietet der Aufenthalt reichlich Grund zu Ärger und Aufregung: Gespenster, ein Anschlag und ein rätselhafter Tod mischen die Gesellschaft auf.
Aus der Hand legen verboten!
Gäbe es Hinweisschilder für Bücher, müsste man auf „Eskapaden“ dieses kleben: Aus der Hand legen verboten! Das Wochenende auf Maplewhite bietet alles auf, was im Krimigenre Rang und Namen hat. Dazu gehört natürlich Doyle, der zwar als Schriftsteller viel Ansehen genießt, derzeit jedoch statt der Vernunft lieber dem Glauben an den Spiritismus nachhängt. Dazu gehört der Mord am alten Lord, der „ordnungsgemäß“ in einem von innen verschlossenen Raum stattfindet. Freilich muss man sich fragen, ob einige Gäste des Wochenendes heimliche Liebschaften unterhalten und obendrauf setzt sich ein mysteriöser Verfolger auf die Fährte von Houdini – ein Zauberer, den jedoch noch nie jemand ohne Bühnenkostüm gesehen hat.
Die Schilderung des Ganzen gerät auf originelle Art zu einem richtigen Zuckerl: Abwechselnd wird der Ablauf von Beaumont und der Gesellschafterin Jane Turner erzählt. Während Beaumont, eigentlich ein Detektiv der renommierten Detektei Pinkerton, tatkräftig Fragen stellt, erzählt Turner in Briefen ihrer guten Freundin von den Vorkommnissen. Durch diesen Erzählkniff setzt sich auf den unterschiedlichen Erlebnissen ein kompakteres Bild zusammen. Zudem bringen die Unterschiede in der Sichtweise immer wieder amüsante Differenzen zutage. Turner tobt sich in ihren Briefen nach Herzenslust über ungehobelte Wochenendgäste aus und Beaumont stellt dem US-Amerikaner Houdini das Gastland auf seine Art vor: Verrückte würden höchstwahrscheinlich angetroffen, schließlich sei man in England. Irgendwann greift Turner selbst beherzt in die Ermittlungen ein, zumal sie selbst nicht nur ins Fadenkreuz von überraschend vielen Gespenstern geraten zu sein scheint.

Die Mischung aus Humor und Spott schätze ich sehr an „Eskapaden“. Langweilig wird es auf den über 400 Seiten niemals und zudem habe ich mich stets gefragt, wem die Ehre der Aufklärung gebühren würde: Beaumont oder Houdini? Ausgerechnet Doyle, der Sherlock Holmes äußerst scharfsinnig ausgestattet hat, ist schnell aus dem Rennen und am Ende wird sogar, very british, eine Wette auf den erfolgreichen Ermittler abgeschlossen. Es kann aber wie im Showbusiness nur einen geben …
Bibliografische Angaben
Verlag: dtv
ISBN: 3-423-20284X
Originaltitel: Escapade
Erstveröffentlichung: 1995
Deutsche Erstveröffentlichung: 1997
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