Können Steine cool sein? Wer jemals mit Kindern unterwegs war, weiß, dass das auf alle Fälle so ist. Kinder finden in jedem Pünktchen und jeder Form eine Besonderheit. Illustrator und Autor Felix Bork hat sich die Begeisterung für Steine aller Art erhalten. Auf fast 300 Seiten erklärt er zahlreiche Mineralien und Gesteinsarten — allesamt selbst gezeichnet, gemalt und mit der Hand aufgeschrieben.
Das gelingt ihm mit einer sehr einzigartigen Mischung aus Präzision und Schabernack.


Die Präzision begeistert mich: Ob Malachit, Turmalin, Achat, Beryll oder Magnesit, Bork aquarelliert ihr Aussehen auf eine Art, dass tatsächlich nur ein Museumsbesuch in der Mineralienabteilung noch vielversprechender ist. Schlieren, Schichten oder Wuchsformen sind wunderbar umgesetzt. Nur glitzern oder schimmern können die Papierseiten freilich nicht wiedergeben.


Gelegentlich erläutert Bork Details rund um Mineralien und Edelsteine. Dazu gehört die Geschichte, wie die Grundform von Calcit entdeckt wurde, wie Diamantschliffe aussehen oder wie versteinertes Holz entsteht. Ich weiß nun, dass Curlingsteine aus Granit sind und dass der eigentlich farblose Korund je nach Fremdbeimengung alle Farben des Spektrum annehmen kann. Bork biegt zu Supermans fiktivem Kryptonit ab, und erklärt, dass auch die Heilwirkung von Steinen nur fiktiv ist.

Gleichzeitig ist mir das Alberne im Buch oft zu albern. Zwar stört mich ein „arschblöd“ und „arschviel“ in einem Kinderbuch, aber das ist noch nicht einmal das ärgste. Zwischendurch hat er „keine Lust“, Pyrop und Sugilith zu malen (die Seiten bleiben weiß). Tauben, eine Dose Energydrink, ein Einstein-Portait und eine Kopie von Raffaels Sixtinischer Madonna bekommt er wunderbar hin, nur, um dann bei allen menschlichen Figuren, Füßen und Köpfen den Stil eines Grundschulkindes zu kopieren. Solche Brüche gibt es zuhauf und sie stören mich gewaltig.
So, wie die Seite mit dem Magnetfeld, die von oben nach unten gesehen von detailliert zu kindisch abstürzt.
Insgesamt bin ich eher mittelprächtig begeistert und würde mir die Seiten zu einem Steinebuch in diesem Stil am liebsten mit einem eigenen „Seiten-Baukasten“ zusammenstellen. Es hätte vermutlich nur halb so viele Seiten, wäre aber insgesamt so attraktiv, dass ich es meinen Kindern geben würde. Die wissen Sachbücher zu schätzen, möchten aber nicht den Eindruck haben, sie seien dabei an Skizzen ihrer Klassenkameraden geraten.
Das Buch wurde 2024 unter die 25 „Schönsten Deutschen Bücher“ von der Stiftung Buchkunst gewählt.
Bibliografische Angaben
Verlag: Eichborn
ISBN: 978-3-8479-0155-6
Erstveröffentlichung: 2023
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