Mickey Prada ist ein guter Junge mit guten Plänen. Mit seinem Ersparten und dem Geld, das er beim Jobben in einem Fischladen einnimmt, will er das College besuchen und den Grundstein für ein besseres Leben schaffen. Daheim pflegt er den Vater und stellte dafür extra sein Studium zurück. Die Mutter starb vor 15 Jahren bei einem Autounfall, Papa Prada hat Alzheimer und vor kurzem einen Schlaganfall erlitten. Aber in ein Heim soll er nicht, findet Mickey. So gut Mickey sich zu Hause macht, so ungut ist sein Umfeld. Seine Freunde sind wilde Jungs, die rotzfrech und respektlos Mädchen angraben und auch sonst jeden Schabernack treiben, der ihnen eine Nacht lang Gaudi verspricht. Andere Freunde aber hat Mickey aus unerfindlichen Gründen nicht und so steckt er die rüden Beleidigungen nach einem schlechten Bowlingspiel zerknirscht ein.
Eines Tages bittet ein Kunde im Fischladen um Hilfe. Angelo Santoro scheint ein Mafiatyp zu sein, der plötzlich statt Fisch eine Sportwette bei Mickey anfragt. Natürlich hat die Sache einen Haken, denn Mickey soll das Geld vorstrecken. Ein Nein traut sich Mickey nicht und setzt von seinem eigenen Geld. Damit hat Angelo den wenig gewitzten Mickey am Haken. Angelo fordert weitere Wetten zu immer größeren Beträgen. Mickeys Schulden beim Buchmacher werden größer, die Ersparnisse für das College schrumpfen. In seiner Verzweiflung nimmt Mickey den Vorschlag eines Freundes an, bei einer krummen Sache mit „Gewinngarantie“ mitzumachen.
Ein Kleinkrimineller, der keiner sein wollte
Mickey Prada ist kein Krimineller, nicht einmal ein Kleinkrimineller. Dazu fehlt ihm jegliche Ambition, das kommt ihn seinem Kosmos gar nicht vor. Aber er gerät auf die schiefe Bahn, ohne es richtig zu merken. Dazu ist er viel zu nett, immer noch naiv genug und vielleicht auch zu sehr mit seinen Gedanken an Rhonda beschäftigt. Die junge Kundin aus dem Laden hat es ihm angetan und er kann es kaum glauben, dass es tatsächlich zu einem Date mit ihr kommt. Aber Sportwetten, Schulden, Mafia, Verliebtsein, rüde Freunde und nächtliche Touren – für Mickey ist es zu viel. Sein unbedarftes Leben läuft aus dem Ruder. Für so viele Herausforderungen ist er nicht gewappnet und Mickey ist ein Typ, den man laufend schütteln möchte und ihm gut zureden will. Er will eigentlich nichts Schlimmes machen, das merkt man ihm an. Aber er war auch zu keinem Zeitpunkt sicher genug für ein Nein. Er ist nur so lange Herr der Lage, solange es halbwegs normal läuft. Unvorhergesehenes, was nicht in seine geordnete Welt passt, überblickt der junge Mann nicht. Das macht ihn zum perfekten Spielball und Opfer.
Das Buch bezieht seinen Sog aus diesem Spannungsfeld zwischen dem unbedarften Protagonisten und seinem frechen, rücksichtslosen Umfeld. Ein gehorsamer Junge steht -vermutlich seit dem Tod der Mutter- isoliert in einer fremden Welt. Auf das, was um ihn herum passiert, bereitet ihn sein eintöniges Leben nicht vor. Er ist clever genug für ein College, aber bei Weitem nicht gewitzt genug, auf sein Umfeld richtig zu reagieren. Mit dem eingeschränkten Blick macht er seine Situation sukzessive schlimmer und als er es endlich merkt, ist es schon fast zu spät. Das Ende bleibt offen und der Leser darf sich selbst aussuchen, wie sich Mickey wohl im Leben schlagen wird. Und mal ganz ehrlich, viel Hoffnung mache ich mir nicht.
Bibliografische Angaben
Verlag: Diogenes
ISBN: 978-3-25724-291-1
Originaltitel: Tough luck
Erstveröffentlichung: 2002
Deutsche Erstveröffentlichung: 2012
Übersetzung: Hans M. Herzog
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