Rupert Holmes – How to murder your Boss

von Bettina Schnerr
3 Minuten Lesezeit
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Der junge Cliff Iverson arbeitet als Ingenier bei einem Flugzeughersteller und befasst sich mit den Plänen für ein neues Modell. Leider ist sein Chef Fiedler technisch höchst ahnungslos, dafür aber mit viel Selbstüberschätzung gesegnet und absoluter Skrupellosigkeit. Fiedlers Änderungswünsche haben aus Iversons Modell eher einen fliegenden Sarg mit zahlreichen Sicherheitsmängeln gemacht. Doch wer die Fehler offen anspricht, wird mit Intrigen kaltgestellt. Kurz hintereinander sterben zwei enge Kollegen, die unter Fiedlers Machtmissbrauch besonders gelitten haben, und Iverson schwört Rache. Doch sein Anschlag missglückt und der Ingenieur findet sich nach seiner Flucht betäubt auf einer Busfahrt zu einem unbekannten Ziel wieder.

Er kommt erst wieder auf dem Gelände der mysteriösen McMasters-Akademie zu sich. Deren Aufgabe? Jenen Menschen das nötige Wissen zu geben, die Zeitgenossen wie Fiedler wirkunsgvoll und unauffällig beseitigen wollen. Zur Kursauswahl gehören Gifte und Beschattungen ebenso wie Fälschungen und Tarnung. Erst mit einer fertig ausgearbeiteten „Abschlussarbeit“ verlassen die Absolventen den Campus so mysteriös, wie sie ihn betreten haben.

„Hinter jedem unaufgeklärten Mord steckt ein Absolvent von McMasters“

Rupert Holmes erzählt die Geschichte von drei Menschen, die aus sehr unterschiedlichen Gründen nach McMasters gekommen sind. Die teure Ausbildung von Iverson wird von einem unbekannten Gönner finanziert. Daher ist der Ingenieur zu einem Tagebuch zu dessen Händen verpflichtet, das den Hauptteil des Romans ausmacht. Andere haben ihre Ersparnisse eingesetzt, um wenigstens ein Semester lang von den Schulungen profitieren zu können. Dazu gehört zum Beispiel Gemma Lindley, die von ihrer Vorgesetzten nach Strich und Faden erpresst wird. Dritte im Bund ist Hollywood-Schauspielerin Doria Maye, die sich unter falschem Namen in McMasters einschreibt. Ein Produzent will sie aufs Abstellgleis schieben, weil sie sich seiner Besetzungscouch verweigert.

McMasters steht dennoch nicht jedem offen, auch, wenn es viele wahrhaft schlechte Vorgesetzte gibt. Zum einen gelingt der Zugang nur mit „Vitamin B“. Jemand kennt jemanden, der McMasters absolviert hat … usw. Es gibt mündliche Empfehlungen und eine Art „Visitenkarte“ für erste Kontakte. Zum anderen gibt es Bewerbungsbögen für die Aufnahme und einen Katalog von Fragen, die alle zur Zufriedenheit des Kollegiums beantwortet werden müssen. Da gibt sich die Institution eisern tugendhaft. Auch müssen sie durch ihr Auswahlverfahren sicherstellen, dass es bei einer einmaligen Aktion bleibt.

Ein Ort, von dem niemand wissen darf

Der Campus ist ein Phänomen. Eine Karte, wie sie auf der Website des Autors zu finden ist, wäre eine großartige Ergänzung gewesen. Das Gelände wurde im Lauf der Zeit sehr vielfältig angelegt, um möglichst viele Szenarien für „Abschlussarbeiten“ abdecken zu können. Vom See und einen OP-Saal, über eine Schlucht und einen Garten mit Giftpflanzen bis zu einem kleinen Dorf und unterirdischen Verbindungen wurde an alles gedacht.

Nur wenige Eingeweihte wissen, wo der Campus liegt und wie man dorthin kommt. So weitläufig, dass noch niemand dahinter gekommen ist, wo er eigentlich liegt. Die Manieren haben etwas Englisches, und doch könnte der gesamte Komplex genausogut in China liegen.

Dem Roman verleiht die Geheimniskrämerei einen ordentlichen Hogwarts-Flair. Deshalb ist ehrlich gesagt die deutsche, nichtssagende Covergrafik keine gute Wahl. Da wären sowohl das rosenumrankte Haupttor als auch die Aufmachung wie ein Buch der 1950er Jahre passender gewesen. Letzteres passt insofern, da die Geschichte in den späten 1940er oder den frühen 1950er Jahren spielen muss. Wenn ein Verlag mit dem Cover die Stimmung eines Romans einfangen möchte, oder auf eine spezielle Leserschaft abzielt, dann ist das mit ein paar grünen Linien jedenfalls danebengegangen. Es würde mich nicht wundern, wenn die Serie – als solche ist McMasters von Rupert Holmes angelegt (auch, wenn der Epilog etwas anderes vermuten lässt) – auf Deutsch nicht so recht ins Fliegen kommen wird. Alleine schon, weil die Grafik viel zu modern für ist. Dabei ist der Krimi wirklich unterhaltsam und gut für den Stressabbau nach einem durchwachsenen Tag im Büro. Alle drei, Iverson, Lindley und Maye, werden ihre Bosse nämlich ausgesprochen filmreif unter die Radieschen schicken.

Biblografische Angaben

Verlag: Harper Collins
ISBN: 978-3-365-00768-6
Originaltitel: The McMasters Guide to Homicide: Murder Your Employer
Erstveröffentlichung: 2023
deutsche Erstveröffentlichung: 2024
Übersetzung: Karin Dufner

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2 Kommentare

Eddy 17. März 2025 - 6:57

Hallo Bettina, ich habe den Beitrag bei trusted-blogs.com entdeckt: Danke, dass die Leserinnen & Leser deinen Content auch dort finden können. Ich werde den Artikel auch über die Social-Media-Kanäle von trusted blogs weiterempfehlen.

Liebe Grüße,
Eddy

Antworten
Bettina Schnerr 17. März 2025 - 21:29

Hallo Eddy, schön, dass du dort fündig wurdest! Und Merci fürs Empfehlen, das freut mich natürlich sehr 🙂
Kennst du das Buch selbst?
Lieber Gruß, Bettina

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