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Ben Aaronovitch – Die Flüsse von London

Ben Aaronovitch – Die Flüsse von London

Ben Aaronovitch - Die Flüsse von LondonPeter Grant ist frischgebackener Police Constable, als man ihm einen unerwarteten Karrierevorschlag macht: Er soll Zauberlehrling werden, der erste in England seit fünfzig Jahren. Jetzt muss er sich mit einem Nest von Vampiren in Purley herumschlagen, einen Waffenstillstand zwischen Themsegott und Themsegöttin aushandeln, Leichen in Covent Garden ausgraben … alles ziemlich anstrengend. Und der Papierkram!

Rezension

Kurz nach einem Mord halten Peter Grant und seine Kollegin Lesley Wache am Tatort. Als Peter kurz alleine ist, passiert es: Bei Peter meldet sich ein Zeuge. Das Problem ist nur, dass Nicolas Wallpenny eigentlich nicht mehr lebt; Peter spricht mit einem Geist. Er erledigt seinen Job trotzdem professionell. Er verhört ihn und will ihn sogar wiedertreffen, nachdem er feststellen muss, dass Wallpennys Informationen richtig sind. Peter wird dank seines ungewöhnlichen Engagements in diesem Fall von Thomas Nightingale angeheuert, der eine sonderbare Abteilung für magische Probleme und Kriminalität führt. Dummerweise weiß nicht jeder bei der Londoner Polizei, diese Abteilung zu schätzen.

Für diesen Job muss Peter Grant sogar umziehen, in „The Folly“, ein altes Haus ohne moderne Kommunikationstechnik, mit der geheimnisvollen Hausangestellten Molly und mit einem Sicherungskonzept, das auf Zaubersprüchen und Magie beruht. Dort beginnt seine Ausbildung, die gut und gerne zehn Jahre in Anspruch nehmen wird. Und die so beginnt, wie viele andere Ausbildungen auch: Nightingale hilft nicht immer bei Komplikationen, bereitet seinen Lehrling nicht auf alles vor und schaut, wie sich der Nachwuchs schlägt.

Dieses Buch kann man über zwei Schwerpunkte definieren: Entweder, man hält es für ein Fantasy-Buch, das eine Krimihandlung enthält. Oder man hält es für einen Krimi, der mit fantastischen Elementen spielt und diese zur „Realität“ erklärt. Letzteres war mir das naheliegendere. Ein clever gestrickter Plot, der auf einem sehr gut recherchierten Fundus aus englischen, und speziell Londoner Besonderheiten aufbaut. Das durchgehende Thema der Londoner Flüsse ist hervorragend eingebaut, erfordert jedoch hin und wieder den Blick ins Internet. Denn sonst wären die zahlreichen Zuflüsse zur Themse in den handelnden Personen nicht alle zu erkennen.

Parallel dazu läuft eine ziemlich brutale Geschichte ab, bei der unerklärliche und außergewöhnlich heftige Gewalt eine Rolle spielt. Die stellen Grant und Nightingale vor weitaus größere Probleme als die Themsegötter, die gerade recht Diven-haft zicken und besänftigt werden müssen. Beim zweiten Handlungsstrang muss man noch etwas mehr aufpassen, da die Logik auf Grund ihrer magischen Herkunft anderen Gesetzen folgt. Peter Grant nimmt am Ende eine gefährliche Hilfestellung in Anspruch, von der er nur den Nutzen kennt, aber deren Gefahren er offensichtlich nicht so recht einschätzen kann. Leser und Grant gleichermaßen haben auch nach dem Zuklappen des Buches keine Ahnung, mit wem sich Grant da konkret eingelassen hat.

Das ist einer der beiden Punkte, die mich von einer Fünf-Sterne-Wertung abgehalten haben (obwohl das Buch geraume Zeit darauf zuläuft): Zum Einen bleibt am Ende sehr viel offen. Etwas zu viel, auch, wenn eine Portion gesunder Neugier auf Band 2 gepflegt sein will. Zum Anderen merkt man dem Buch an, dass es voller guter Anspielungen steckt, von denen die meisten Leser außerhalb Englands aber vermutlich ohne Internet nichts mitbekommen. Das betrifft zum Beispiel die Namensgebung von Thomas Nightingale, wie schon angesprochen die hier völlig unbekannten Themse-Zuflüsse oder eine T-Shirt-Aufschrift, die im Buch prominent platziert wird und die sicher fragende Blicke aufwirft, wenn man sie nicht als jamaicanische Parole erkennt. Der Schwäche für solche gespickten Plots mit einer Prise Ironie folgend, sollte Band 2 auf die Wunschliste wandern.

Bibliografische Angaben

Verlag: dtv
ISBN: 978-3-423-21341-7
Originaltitel: Rivers of London
Erstveröffentlichung: 2011
Deutsche Erstveröffentlichung: 2012
Übersetzung: Karlheinz Dürr

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