Wie lässt sich Japan greifbar machen? Nicht so leicht in einem Land, das sich bis heute eine Vielzahl kultureller Eigenheiten bereit hält, Sprachbarriere inklusive, und stetig zwischen modernen Kapselhotels und alter Geisha-Tradition balanciert. Vielleicht tut es ein illustrierter Guide?
Marco Reggiani lebt seit vielen Jahren in Tokyo und hat sich detailliert überlegt, welche Aspekte zum Kennenlernen am wichtigsten und interessantesten sind. Insgesamt 100 Themen sind dabei herausgekommen, gegliedert in sieben Kapitel:
- Tokyo (weil man damit fast immer zuerst in Berührung komme)
- Verstehen, Verständnis, Verhalten
- Quer durch Japan
- Essen und Trinken
- Kultur, Schönheit, Geisteshaltung (Lifestyle)
- Made in Japan (Traditionen und Bizarres)
- Das Jahr in Japan
Jedem Thema ist eine illustrierte Doppelseite gewidmet, die in der Kürze mit Bild und wenig Text einige wesentliche Apekte mit auf den Weg gibt. Gezeichnet hat Sabrina Ferrero.
Ein kunterbunter Ausflug
Das farbenfrohe Buch passt ausgezeichnet zu einem Land, über das es gleichzeitig ein Buch namens Kawaii Mania gibt. So funktioniert dieses Buch sowohl als Reiseführer als auch -wie ich finde- als Kinderbuch, wenn diese sich für Japan interessieren. So ein illustrierter Guide erfüllt da überraschend viele Zwecke. Mitunter lässt sich mit Illustrationen die Zusammenstellung für eine Themenseite auch wirkungsvoller gestalten. Das ist ja auch beim Stadtführer Tokyo on Foot ein großes Plus.
Reggianis Themen decken sowohl allgemeine Tipps ab, wie oben die Doppelseite „Die Luft lesen“ zeigt oder jene zum grünen Tee. Aber auch einzelne Ausflugsziele und Regionen sind dabei. So erfährt man ganz nebenbei, dass auf der Insel Miyajima niemand zur Welt kommen und niemand sterben darf, um die Reinheit des Ortes nicht zu beeinträchtigen. Und dass in der Region Kansai rund um Osaka die Rolltreppen genau andersherum benutzt werden wie im restlichen Japan: Links gehen, rechts stehen, statt andersherum. Aber genau für solche Situationen gibt es eben die Seite „Luft lesen“. Einfach schauen, was die anderen machen; dann klappt das schon.
Bei uns liegt das Buch öfter als Coffeetable Book auf dem Tisch, weil es nie wirklich langweilig wird. Mal geht es mehr um den Bildreichtum, mal mehr um die Informationen – von denen doch immer noch überrraschend viele nicht bekannt sind. Ich schließe meine Buchvorstellung mit einem Satz, den Marco Reggiani fairerweise bereits im Vorwort untergebracht hat:
Achtung! Wer nicht sowieso schon japanbegeistert ist, wird es nach Lektüre dieses Buches wahrscheinlich sein. Nur, damit Sie gewarnt sind!
Bibliografische Angaben
Verlag: Prestel
ISBN: 978-3-7913-8614-0
Originaltitel: Giappomania
Erstveröffentlichung: 2018
Deutsche Erstveröffentlichung: 2019
Übersetzung: Christine Ammann
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