Markus Bundi – Wilde Tiere

von Bettina Schnerr
2 Minuten Lesezeit
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„Wilde Tiere“ heißt die Sonderausstellung, die gerade im Museum läuft und Schulklassen ebenso wie Dauergäste und gelegentliche Besucher anzieht. Und eines Tages steht die Polizei im Haus, angeführt von einer Kommissarin. Angeblich liege die Direktorin tot in der Herrentoilette, heißt es. 115 Seiten lang wechseln sich nun drei Stimmen ab und erzählen, wie sie mit der Nachricht umgehen.

Da ist Julius Assinger, regelmäßiger Besucher, der ebenso regelmäßig vor denselben Gemälden stehenbleibt. Er wird von der Kommissarin angesprochen und hat das Gefühl, das Gespräch vermasselt zu haben. Auch Museumswächter Odradek macht sich seine Gedanken, zieht sich gelegentlich in die Abstellkammer zurück und hat Angst um seinen Job. Dritte Stimme ist Hanni aus der Putzkolonne, die Gerüchte aufschnappt, mit Greta vom Museumsshop schwätzt und manchmal mit ihrem Spiegelbild.

Es gibt einen Satz im Klappentext, der mich erst rückblickend auf etwas Bestimmtes aufmerksam machte: „… wie nebenbei wird ein historisches Verbrechen aufgeklärt, das zunächst niemand auf dem Schirm hatte.“ Ja, hatte ich glatt überlesen, aber vielleicht ist genau das die Kunst von Markus Bundi. Sein „Wilde Tiere“ ist dünn, die drei Personen denken über ihre Leben nach, ihre Beziehungen, ihre Erfolge und ihre Fehler. Nichts offensichtliches, manchmal tragisches, mitunter banales. Und man überliest schnell was, wenn sich auf den ersten Blick ein ganzes Buch über nichts tut. Zumindest nicht das, was man eben aufgrund des Klappentextes erwarten würde.

Markus Bundi - Wilde Tiere

Was im Museum (vermutlich steht das Kunsthaus Zürich Pate) tatsächlich passiert ist, bleibt offen – doch gräbt sich bei mir im Nachhinein immer mehr der Eindruck ein, dass einige Personen zwischen den Zeilen unwissentlich mehr miteinander zu tun haben, als sie ahnen. Und dass das die eigentliche Geschichte ist. Aber wie beim Überlesen des historischen Verbrechens fällt es nicht gleich auf …

„Traun“, sagte der alte Wärter, „es gibt tatsächlich nur ein Kapitalverbrechen — wenn wir uns unserer Vorstellungskraft berauben ließen. Mahlzeit!“

Verlag: Septime
ISBN: 978-3-99120-037-6
Erstveröffentlichung: 2024

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