Close

Bleisatz

Literatur, Rezensionen & mehr

T.M. Glaw – Huldrychs Ende

T.M. Glaw – Huldrychs Ende

T.M. Glaw - Huldrychs Ende

Huldrych Librorius feiert die Eröffnung seiner zweihundertfünfzigsten Buchhandlung, und das nicht irgendwie. Die Feier steigt in seinem Wohnsitz, einem vertiablen kleinen Schlösschen nahe München, wo sich livrierte Diener um die Autos der Gäste kümmern. Hier trifft sich die Hautevolée der Literatuszene. Oder, wie es T.M. Glaw andeutet: Wer sich durch überkanditelte Einladungen dafür hält. Denn eigentlich ist die Münchner Literaturszene ein kleiner, überschaubarer Kreis. Viele Buchhändler eben, mehrere Kleinverleger aus allen Genres, teils mit wenig anerkannten Nischen. Einige Buchblogger gar — und (wenn ich richtig gelesen habe) nicht ein einziger Autor und keine Autorin. Es geht ja weniger um Kunst, mehr ums Geld. Hulrych ereilt das Ende am darauffolgenden Morgen, als alle Gäste bereits gegangen und die Verdächtigen in alle Winde verstreut sind.

Vor Ort erscheinen Kriminalhauptkommissar Louis Lukaschonsky samt Dackel Waldemar sowie Kriminaloberkommissarin Jana Vecera. Eine Ermittlerin, die „mehr Grips hat, als ihr Chef und dessen Dackel zusammen“. Glaw überlässt ihr die Aufgabe, die richtigen Spuren zu finden und korrekt zusammenzuführen. Denn Lukaschonksy ist das Buch über praktisch abwesend und der oberste Chef, der Kriminaldirektor, ist damit beschäftigt, ihn ständig zu suchen. So ist es an Vecera, den Chef auf dem neuesten Stand zu halten.

Der andere Kriminalroman

„Huldrychs Ende“ soll kein Krimi sein wie alle anderen. Und das manifestiert sich in so einigen Details. Der Buchgestaltung von Florian L. Arnold zum Beispiel. Er hat mehrere Zeichnungen beigesteuert und ein Cover kreiert, das die Augen anzieht und gleichzeitig aus der Reihe fällt.

Der sonst immer so nervend angepriesene „Sonderling“ von Ermittler wird hier endlich mal zu der Rand- und Witzfigur, die er als „verschrobener“ Charakter verdient (nimm das, Massimo!). Und das obendrein durchgezogen bis zum Ende. Lukaschonsky hat kein Problem, er ist eines. Dafür brilliert Vecera, offenbar eine Pamela-Anderson-Baywatch-Beauty, mit ihrem Spürsinn für die richtigen Hausbesuche. Sie findet zudem das richtige Maß, um den Direktor sowohl über ihren fehlenden Chef als auch ihre Ergebnisse zu auf dem Laufenden zu halten.

Des weiteren tauchen auf ein Prominenter, der seine Machtposition gegenüber den Mitarbeitern ausnutzt, ein Buchblogger, der eigentlich ein Tausendsassa ist, und eine Handvoll robuster und geerdeter Menschen, die den Ermittlungen die richtige Richtung geben. So wie die Haushälterin Huldrychs mit ihrem Pragmatismus. Ein angeblich typisch Aargauer Charakterzug, wie Glaw versichert. Viel mehr möchte ich über die Handlung gar nicht verraten – alle weiteren Zutaten im Roman sollte man selbst entdecken.

Mein Fazit? Bücher wie „Huldrychs Ende“ sind genau die Fundstücke (aus kleinen Verlagen), die Spaß machen und Abwechslung in manchmal zu schablonierte oder festgefahrene Lektürepfade bringen.

Bibliografische Angaben

Verlag: Mediathoughts
ISBN: 978-3-9477244-4-4
Erstveröffentlichung: 2024

Buchtipps bestellen bei buecher.de* / genialokal.de* / buchhaus.ch* / osiander.de* / orellfuessli.ch* (*Affiliate-Links)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Close