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Kotaro Isaka – Suzukis Rache

Kotaro Isaka – Suzukis Rache

Kotaro Isaka - Suzukis Rache

Der Mathematiklehrer Suzuki heuert bei einer kriminellen Firma namens Furoirain an. Mit beharrlicher Recherche hat er herausgefunden, dass der Sohn des Bosses Terahara jener Unfallfahrer ist, der seine Frau auf dem Gewissen hat. Nun will er sich rächen und hofft, sich im „Unternehmen“ zu etablieren und weit genug an Terahara Junior heranzukommen. Bis dahin gibt er fleißig den Lockvogel für ahnungslose Passantinnen, die mit den „Produkten“ der Firma drogenabhängig gemacht werden. Just an dem Tag, an dem er den nach Strich und Faden verzogenen Junior kennenlernen soll, geschieht ein aufsehenerregender Unfall und Suzukis Rache gerät wortwörtlich unter die Räder. Nun soll er im Auftrag von Furoirain den Unfallverursacher jagen.

Er jagt den geheimnisvollen Pusher, einen Auftragsmörder, der seine Opfer vor heranfahrende Autos stößt und dem der Unfall zugeschrieben wird. Aber auch zwei andere Auftragskiller setzen sich auf dessen Spuren. Zikade will mit einem sensationellen Coup auf den Pusher seine Position in der Unterwelt verbessern. Er tötet mit dem Messer und ist ziemlich genervt von seinem Kontakmann, der ihm regelmäßig Aufträge verschafft. Der Wal wiederum jagt die Zikade aus persönlichen Gründen. Er ist Spezialist für „Selbstmorde“, mit denen zum Beispiel Politiker versuchen, die Aufmerksamkeit auf Todesfälle in ihrem Umfeld abzulenken.

Waghalsiger Trip in die Unterwelt

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die Wege von Suzuki, Zikade und Wal kreuzen. Suzuki ahnt aber freilich weder etwas von ihrer Existenz noch davon, dass der Unfall weit mehr Wellen in der Unterwelt geschlagen hat als nur bei Furoirian. Er hat erst einmal alle Hände damit zu tun, sich seine bisherigen Kolleginnen und Kollegen vom Hals zu halten. Denn Rache hin oder her: Solange er nicht weiß, ob der verfolgte Mann wirklich der Pusher ist, will er dessen Aufenthaltsort nicht verraten. Unschuldige sollen nicht zu Schaden kommen.

Das meiste Unglück auf der Welt geschieht nur deshalb, weil die Menschen die Situation nicht ernst nehmen.

„Suzukis Rache“ nimmt nach wenigen Seiten Fahrt auf, denn Kotaro Isaka erzählt die Geschichte aus drei Perspektiven — eben jenen von Suzuki, Wal und Zikade. Dabei erlebt man sehr genau, wie die beiden Auftragskiller vorgehen. Bis unweigerlich jener Punkt erreicht ist, wo man das Unheil auf Suzuki zukommen sieht, wohl wissend, dass Suzuki keinem der beiden gewachsen sein wird.

Hintergründig und verschmitzt

„Suzukis Rache“ spielt zeitlich vor „Bullet Train„, obgleich die Erscheinungsreihenfolge in Deutschland genau umgekehrt war. Das ist der US-amerikanischen Verfilmung von „Bullet Train“ zu verdanken, die dafür gesorgt hat, dass aktuell die beiden ersten Teile der „Hitman“-Trilogie von Isaka auf Deutsch erhältlich sind. Es gibt, wie der Satz verrät, also noch einen dritten (die insgesamt eher lose zusammenhängen). In Japan ist dieser unter dem Titel „AX“ bereits erschienen — es ist also zu hoffen, dass die Trilogie hierzulande noch komplettiert wird.

Der Stil von Isaka macht die Entscheidung hoffentlich leicht. Er schreibt mit Witz und schiebt zugleich kleine philosophische Gedankenspiele ein. Er weiß zu übertreiben, ohne ins Absurde abzugleiten. Ein bisschen im Stil des Noir und dennoch nicht über dem Abgrund taumelnd. Und seine Figuren – vor allem Suzuki und der mutmaßliche Pusher – zeigen eine ungewöhnliche Fürsorge füreinander.

Das ist eine Komposition, wie man sie nicht oft findet. Genau das macht den Thriller in meinen Augen so unterhaltsam, interessant und spannend.

Sie haben es verdient, dass ich ehrlich zu Ihnen bin. Wie ein übler Schuft sehen Sie nicht gerade aus.

Die Hitman-Serie

  • Suzukis Rache / jap.: グラスホッパー (2004) / engl.: Three Assassins
  • Bullet Train / jap.: マリアビートル (2010) / engl.: Bullet Train
  • noch unübersetzt / jap.: AX (2017) / engl.: The Mantis ( geplant November 2023)

Bibliografische Angaben

Verlag: Hoffmann und Campe
ISBN: 978-3-455-01586-7
Originaltitel: Gurasuhoppa (グラスホッパー)
Erstveröffentlichung: 2004
Deutsche Erstveröffentlichung: 2023
Übersetzung: Sabine Mangold

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