Das Medium Buch treibt im Moment seines Verschwindens seine skurrilsten Blüten. Dies ist eine davon. Für „Der Letzte macht das Buch aus“ hat Stephan Porombka 140 seiner zeitlosen Tweets zum Untergang der Printkultur in Schönschrift abgeschrieben. Er macht sie allen Leserinnen und Lesern zum Geschenk, die sich am Ende der Gutenberg-Galaxis noch einmal kurz ausruhen wollen, um ein wirklich gutes Buch auf ihrem Smartphone zu lesen.
Rezension
Angeblich geht die Buchkultur unter. Offensichtlich aber erst, nachdem sie ins Ebook umgezogen ist, und die zugehörigen Reader lassen sich vom Letzten zum Glück abschalten. Mit Papierbüchern ginge das natürlich nicht, aber die sind mit der Gutenberg-Galaxis ja schon längst über die Wupper gegangen. So dramatisch klingt es jedenfalls. Und der Frohmann Verlag gibt in seiner Verzweiflung das Ebook von Stefan Prorombka sogar kostenfrei ab. Denn Geld kann man sowieso nicht mit ins Literaurgrab nehmen.
Ganz so übel kann es aber gar nicht bestellt sein, wenn schon kleine Tweets, nicht länger als 140 Zeichen, witzig und inspirierend sind. Die müssen von pfiffigen Köpfen kommen. In diesem Fall Stephan Porombka, seines Zeichens Professor für Texttheorie und Textgestaltung an der UdK Berlin. So lange es pfiffige Köpfe gibt, die sogar Philosophie auf 140 Zeichen eindampfen können, ist die Literatur doch nicht verloren.
Porombka hat seine eigenen Tweets aber nicht bloß abgetippt, denn das kann jeder und das wird auf Twitter ohnehin jeden Tag auf’s Neue gemacht. Porombka ist wieder zurück gegangen in der Buchgeschichte und hat Handschriften daraus gemacht. Die ö-Tüpfelchen schön kringelig, das A verschmilzt mit dem kleinen g aus der Reihe obendran, es gibt sogar Durchgestrichenes und auf vielen Papieren sieht man durch, was auf der Rückseite steht oder was sich vom Spruch zuvor durchgedrückt hat. So richtig wie in den alten Buchklötzen, bevor Gutenberg dem handschriftlichen Exemplar den Garaus gemacht hat. Man darf nur nicht jedem erzählen, dass Porombka die ganze Arbeit selber geleistet hat. Eine Gruppe Zweitklässler, die das Buch in Augenschein nehmen durfte, befand einhellig, „das Kind“ müsse erst mal schöner schreiben lernen (ich habe mir daraufhin Schriftproben der Zweitklässler geben lassen und falls Bedarf an Schreibkünstlern für Band 2, Band 3 etc. besteht, ich kenne da welche). Wupps, und schon ist das Buch ein Buch für jedes Alter.
Es fällt schwer, seinen Lieblingsspruch zu finden; es gibt zuviel mit Witz und Hintersinn, verdrehte Sinnsprüche und sowas. Und andere Sprüche hat’s auch. Sonst wäre das Buch bloß keine 140 Seiten lang geworden, nur 120 oder 123.
Aber geht davon die Buchkultur unter? Ach, lassen wir es Porombka doch mit seinen eigenen Worten sagen: „Ich bremse auch für Bücher.“ Bei soviel Rücksichtnahme sind die Aussichten für den Patienten Buch doch ganz passabel, oder?
Bibliografische Angaben
Verlag: Frohmann
ISBN: 978-3944195230
Erstveröffentlichung: 2013
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