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Bleisatz

Literatur, Rezensionen & mehr

5 viel zu kurze Serien

5 viel zu kurze Serien

Mit guten Serien (auch rein subjektiv betrachtet) ist es so eine Sache. Hängt man einmal am Haken, will man mehr. Leider gibt es immer wieder Sackgassen, aus denen es nicht mehr herausgeht, denn mit der Serie ist Schluss. Die Gründe für das Serienende sind vielfälig und von den unten genannten kenne ich nur in drei Fällen die Gründe. Und sonst? Andere Projekte, vielleicht Empfehlungen des Verlags, jedenfalls war — ich wiederhole mich — zu früh Schluss. Die Figur des Peter Lundt, die ich gleich als erstes vorstelle, ist da noch eine Ausnahme, denn er brachte es auf zwölf Episoden und damit ein Pensum erreicht, mit dem man zufrieden sein kann. Auch bei zwei weiteren Charakteren könnte man nach je sieben Folgen meinen, dass da eigentlich eine akzeptable Ausdauer vorgeherrscht hatte. Dennoch, wenn einem Leser eine Serie gefällt, sieht man ein Ende ungerne. Bei Autoren aus dem Ausland kommt dazu, dass auch der deutsche Verlag irgendwann den Saft abdrehen kann. Wer da nicht ins Englische wechseln will, um wenigstens noch ein paar Titel mitzunehmen, ist noch viel schneller draußen.

Peter Lundt

Arne Sommer - Peter Lundt und das Keuchen des Karpfens

Der blinde Detektiv Peter Lundt ist eine Erfindung von Arne Sommer. Lundt ist ehemaliger Ermittler aus dem Dorgendezernat Hamburg und erblindete bei einem Dienstunfall. Nun betreibt er in Hamburg eine Privatdetektei. Herausgekommen ist eine wunderbar gestaltete Hörspielserie bei Hörformat. Gute Sprecher, gute Toneffekte, eine tolle Umsetzung des Covers, dem Thema entsprechend mit Braille-Schrift darauf und natürlich einfach interessanten Fällen. Nach 12 Folgen war leider Schluss. Die Macher hatten nach eigenen Angaben zum Einen eine kleine Ideenflaute, zum Anderen leider (und völlig unverdient) auch nicht genug Hörer, um die Serie auf eine gute finanzielle Basis zu stellen. Los ging es 2004 mit der Folge Peter Lundt und das Keuchen des Karpfens, der bis 2011 elf weitere Hörspielstunden folgten.

Rosie Winter

Kathryn Miller Haines - Miss Winters Hang zum Risiko

Machen wir einen Sprung in die USA zu Rosie Winter. Diese Figur wurde von Kathryn Miller Haines entwickelt: Rosie Winter ist Tänzerin und Schauspielerin und versucht, sich während der Kriegsjahre in New York mit ausreichend Engagements gut über Wasser zu halten. Wie man sich denken kann, waren die Jobs in den 1940ern eher dünn gesät, die Konkurrenz dagegen heftig. Ihr Aushilfsjob in einer Detektei führt sie in Miss Winters Hang zum Risiko in die erste Ermittlung, als der Chef jener Detektei tot aufgefunden wird. Besonders die Folgebände 2 und 3 fand ich sehr stark und insgesamt war die Rahmenhandlung hervorragend, weil — den Büchern von zum Beispiel Volker Kutscher vergleichbar — viel Zeitgeschichte mit in den Stories steckt. Vom Setting und den Plots her rundum gut gemachte Bücher. Bei Miller Haines wollten aber leider gleich beide Verlage nicht mehr: Suhrkamp machte nach dem dritten Schluss, der amerikanische Originalverlag, wie mir die Autorin verriet, nach dem vierten. Jammerschade.

Inspektor Singh

Shamini Flint - Die tödliche Familie Lee

Nun geht es nach Singapur. Dort lebt die Autorin Shamini Flint, die vom Stadtstaat aus Inspektor Singh durch Asien schickt. Das ist hier das Besondere: Singh reist für jeden Fall in ein anderes Land: Malaysia, Bali, Singapur, Kambodscha, Indien und China. Mit China war 2013 Schluss. Vielleicht ist der Grund für das Serienende tatsächlich, dass mehr Reiseziele nicht mehr sinnvoll erscheinen; ich weiß es nicht. Aber ich mag Singh eben. Auf Deutsch gab es nur die Ausflüge nach Malaysia und Bali, alle anderen muss man im Original lesen. Drei der Titel habe ich noch vor mir; da seit der letzten Folge mehrere Jahre vergangen sind (und Flint zuvor etwa im Jahresrthythmus publizierte), ist der Fortgang mit weiteren Folgen tatsächlich eher ungewiss.

Ada Simon

Lena Blaudez - Spiegelreflex

Ähnlich wie Inspektor Singh reist auch die Fotoreporterin Ada Simon durch die Länder, nur in ihrem Fall durch Afrika. So jedenfalls war die Serie offenbar zu Beginn konzipiert. Gereist ist Simon am Ende nur in den Benin und nach Kamerun. Ursprünglich erschienen die Werke im Unionsverlag (Farbfilter ist als Ebook inzwischen bei culturbooks untergekommen). Und Titel von dort passen nicht unbedingt immer in das europäische Raster, sind aber eben immer schön speziell. Herausgekommen ist eine Mischung aus gefährlicher Dienstreise und Landeskunde.

Juliet Applebaum

Ayelet Waldman - Unter guten Freunden

Die US-Amerikanerin Ayelet Waldman hat die Mommy Track Mysteries erfunden, mit der Ex-Strafverteidigerin Juliet Applebaum in der Hauptrolle. Applebaum stürzt sich nach der Geburt ihrer Tochter ungefragt ein einen Fall, weil ihr daheim die Decke auf den Kopf fällt. Sieben Folgen lang macht sie damit weiter und das Chaos zwischen Job und Kind gelingt Waldman dabei für meine Begriffe glaubwürdiger als zum Beispiel bei Dido Hoare von Marianne MacDonald. Waldman entschied nach einer Abtreibung (siehe ihr Buch Böse Mütter) allerdings, keine weiteren Bücher mehr über die quirlige Mutter zu schreiben. Nach Bye-bye, black sheep verabschiedete sie die Serie. Nur zwei Titel kamen überhaupt in Deutschland an und wer Applebaum kennen lernen möchte, schaut sich am besten nach englischen Ebooks um.


Foto: Ben White (unsplash)

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