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Sujata Massey – Die Tote im Badehaus

Sujata Massey – Die Tote im Badehaus

Sujata Massey - Die Tote im Badehaus

Shiroyama, ein kleiner charmanter Ort in den japanischen Bergen: Seine reiche Geschichte verheißt eine faszinierende Neujahrszeremonie, und das einladende Badehaus der kleinen Familienpension verspricht wohltuende Stunden. Die junge Englischlehrerin Rei Shimura fühlt sich wie im Paradies, als sie für ein paar Urlaubstage aus Tokio anreist. Und daß ihr gleich am ersten Abend der reizende Hugh Glendinning über den Weg läuft, betrachtet sie als gutes Omen. Am nächsten Morgen jedoch findet man die Frau des einflußreichen Geschäftsmannes Nakamura tot unter dem Fenster des Badehauses. Glendinning scheint mehr zu wissen, als er preisgibt, und zu viele Details des Falles wollen nicht so recht zusammenpassen. Reis detektivischer Spürsinn ist geweckt, doch sie ahnt nicht, daß der Täter ganz in ihrer Nähe ist.

Rezension

Rei Shimura arbeitet als Englischlehrerin beim Elektronikunternehmen Nichiyu in Tokyo und hat sich für die Neujahrstage Geld zurück gelegt: Sie möchte ein paar Tage in einem traditionellen Ryokan verbringen, einem kleinen, familiengeführten Hotel mit heißen Bädern. In Shiroyama wird sie fündig. Mit ihr angereist sind eine amerikanische Touristin, ein junges Ehepaar aus Tokyo, sowie der japanische Geschäftsmann Nakamura. Jener bringt neben seiner Frau auch noch einen Mitarbeiter sowie einen schottischen Geschäftspartner mit. Kurz darauf wird Frau Nakamura tot im Garten vor dem Badehausfenster gefunden. Der neugierigen Shimura kommt es gar nicht ungelegen, dass die japanische Polizei sie gleich vor für Übersetzerdienste anheuert. Sie ist bei den ersten Verhören der ausländischen Gäste dabei und bekommt eine ganze Menge mit.

Nach ihrer Rückkehr nach Tokyo lässt sie das Geschehen nicht los. In den Schotten, Hugh Glendinningm hat sie sich verguckt, aber der hatte mehr mit Frau Nakamura zu tun gehabt, als er zugibt. Die Amerikanerin verschiebt ihren Abflug in die USA, will sich noch ein paar Tage in der Hauptstadt vergnügen und zählt dabei ein bisschen auf Shimuras Gesellschaft. Und Shimura selbst beschafft sich heimlich den Obduktionsbericht, lässt ihren Cousin drüber gucken und wird danach erst recht neugierig. Gemeinsam mit ihrem WG-Mitbewohner Richard versucht sie, das Familiengeheimnis der Nakamuras zu lüften.

Rei Shimura ist Halbjapanerin und macht das, was viele Ausländer in Tokyo tun, wenn sie nicht von Firmen geschickt werden: Sie unterrichtet Englisch. Derzeit ist es für sie die einzige Lösung, in der geliebten Stadt zu sein und sie hofft auf andere und bessere Jobs. Eigentlich hat sie ein Händchen für Antiquitäten, aber in den Augen mancher Händler ist sie dafür zu jung. Zudem erlaubt ihr Budget keine eigenständigen Einkäufe und damit ist ihr der Weg zu einem Startfundus versperrt. Seit sie im Todesfall Nakamura nachforscht, steht zudem ihr Job bei Nichiyu auf der Kippe: Da sie Ausländerin ist und mit dem ausländischen Tatverdächtigen offenbar ein Techtelmechtel hat, landet sie schnell auf den Titelblättern der Zeitungen. Unauffälliges Recherchieren ist da irgendwann nicht mehr drin.

Rei Shimura nimmt die Leser mit auf eine interessante Reise durch japanische Sitten und Bräuche. Ihr amerikanischer Pass dominiert den Eindrcuk, den die Japaner von ihr haben; dass sie auch einen japanischen Vater aufweisen kann, zählt nicht so richtig. Aber sie fügt sich in vielen Fällen den Sitten, weil sie in Tokyo bleiben möchte und dort auch einige gute Freunde, Bekannte und Verwandte hat. Da ist die Tante in Yokohama oder der Antiquitätenhändler Ishida, der Shimuras Interesse an alten Stücken ernst nimmt und sie beim Schätzen einer alten Schatulle unterstützt. Natürlich sind auch ein paar Klischees dabei; Shimuras Jagd nach dem Mörder führt zum Beispiel in die Szene der Hostessen-Bars. Aber es steckt ebenso Landesgeschichte mit drin wie typische Wohnszenen: Hugh Glennending beispielsweise residiert in einem ausschließlich von Ausländern bewohnten Hochhaus in Roppongi, in dem die Wohnungsdimensionen alles überschreiten, was Shimura sonst aus Japan kennt.

Rei Shimura ermittelt in einem klassischen Whodunit, der durch den Schauplatz seine besondere Note bekommt. Das ist ein Krimi, der wunderbar unterhält und eine ebenso unterhaltsame Serie verspricht.

Update 10-2017: Im August 2017 legte der Piper Verlag diesen Titel neu auf (die gesamte Serie mit einem wunderbar einheitlichen Design). Damit der Titel bei Interesse besser auffindbar ist, habe ich Cover und ISBN an die neue Ausgabe angepasst. Die Übersetzung stammt in beiden Fällen von Elke Link, sodass man von einem identischen Text ausgehen kann.

Bibliografische Angaben

Verlag: Piper
ISBN: 978-3-492-50070-8
Originaltitel: The salaryman’s wife
Erstveröffentlichung: 1997
Deutsche Erstveröffentlichung: 1999
Schauplatz: Tokyo
Übersetzung: Elke Link

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