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Claudia Hammond – Tick Tack

Claudia Hammond – Tick Tack

Tick tack, tick tack, tick tack … die Zeit ist eine faszinierende Sache: Sie lässt sich sehr präzise messen und erlaubt uns dadurch die Einteilung unserer Tagesabläufe. Wir stehen pünktlich am Bahnhof und vergessen auch nicht, den Kuchen rechtzeitig aus dem Ofen zu holen.

Gleichzeitig ist Zeit alles andere als präzise, sobald wir ohne Uhr oder Kalender zurecht kommen sollen. Wir verfügen zwar über ein gewisses Zeitgefühl, aber das zeigt je nach Situation und Mensch völlig unterschiedliche Muster. Und überhaupt: Wie misst der Körper diese Zeit eigentlich?

Die Psychologin Claudia Hammond stellt uns in ihrem Sachbuch „Tick Tack“ das Phänomen Zeit sehr ausführlich vor. Die individuelle Zeitwahrnehmung ist tatsächlich ein spannendes Phänomen, dem wir über zahlreiche Experimente und Erkenntnisse auf die Spur kommen können.

Wie funktioniert die Körperuhr?

Hammond beginnt mit den Grundlagen der subjektiven Zeitmessung: Wie misst der Körper die Zeit? Hier wartet bereits die erste Überraschung. Je nachdem, ob wir extrem kurze Zeitspannen messen oder längere, sind jeweils andere Hirnregionen beteiligt. Eine einzelne, zentrale Funktion gibt es einfach nicht. Und obendrein weiß man bis heute nicht, wie die innere Zeitmessung funktioniert. Registriert der Körper irgendwelche Abläufe im Körper, die er zeitlich einordnet? Vielleicht, vielleicht auch nicht.

Ist das nun enttäuschend oder spannend? Eher letzteres, denn diese Undefinierbarkeit ist ein Baustein dafür, dass uns die Zeit große Streiche spielen kann. Wir kennen alle das Phänomen, dass schöne Zeiten schnell vorbei zu gehen scheinen, während wir bei Langeweile und Krankheiten endlose Minuten erleben. Uns fallen sicher auch viele Beispiele dafür ein, dass wir Erinnerungen völlig falsch zeitlich einordnen. Wer von uns erschrickt zum Beispiel nicht, wenn irgendwo gepostet wird, dass „die Zukunft“ aus dem Film „Zurück in die Zukunft“ schon längst hinter uns liegt? Und wer könnte wenigstens halbwegs richtig einschätzen, wann der Film in die Kinos kam?

Kniffe, Tricks und Experimente

Claudia Hammond stellt fest, dass wir uns beim Schätzen paradoxerweise umso mehr vom richtigen Datum entfernen, je weiter es zurück liegt. Nicht nur in der Gegenwart mag uns die Zeiteinschätzung nicht richtig begleiten; sie tut es auch bei Vergangenem. Hammond stellt im Lauf des Buches zahlreiche Experimente vor, die in den letzten Jahrzehnten Stück für Stück das Verständnis für die subjektive Zeitwahrnehmung näher brachten. Wie gesagt, völlig erklärt ist sie bis heute nicht. Doch es ist interessant, dass sich die Erkenntisse teils sehr zufällig ergaben, teils aus merkwürdigen Selbstversuchen von Forschern.

Bis zum Ende von „Tick Tack“ hat Claudia Hammond einen unglaublichen Fundus an Kuriositäten, aber auch Ernsthaftem, zum individuellen Zeitempfinden zusammen getragen. Das ergibt genug Handwerkszeug für einige Tipps, wie sich die Zeit trotz ihrer Flexibilität besser in den Griff bekommen lässt: „Wie man sein Verhältnis zur Zeit ändert“. Dieses Schlusskapitel fasst zusammen, was sich tun lässt, wenn die Zeit zu schnell oder zu langsam vergeht, wie man Erinnerungen besser einordnen kann und sogar, wie man zukünftige Tätigkeiten besser plant.

Bibliografische Angaben

Verlag: Klett-Cotta
ISBN: 978-3-608-96344-1
Originaltitel: Time Warped
Erstveröffentlichung: 2012
Deutsche Erstveröffentlichung: 2019
Übersetzung: Dieter Fuchs

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