Ab Ende der 1950er Jahre holten die Hörspiele mit den „atemberaubenden Geschichten aus dem Leben von Dickie Dick Dickens, dem Banditen mit den Lachfalten um die Augen,“ zuverlässig die Hörer vor das Radio. Und das in mehr als 50 Folgen. So, wie die Hörspiele heute eine Zeitreise sind, waren sie das schon damals, denn Dickens ist ein Gauner aus der Blütezeit der Chicagoer Gangsterbosse während der Prohibition. Die großen Ganoven der Stadt sind Alfonso Capelli und Jefferson Harper, die sich unter anderem mit Alkoholschmuggel eine goldene Nase verdienen. Dickie Dick Dickens dagegen ist ein netter Kerl, der hauptsächlich die Gaunereien anderer zu seinen Gunsten ummünzt. Aus jeder der vier Geschichten, die diese Hörspielsammlung enthält, geht Dickens, „das Teenageridol der 20er Jahre, der Supermann vom Michigansee“, als raffinierter und strahlender Sieger hervor.
Dickens zur Seite stehen der Juwelier und Hehlerfürst Josua Benedikt Streubenguss, seine nicht allzu helle Verlobte Effie, der dichtende Taschendieb Bonco sowie der großartige Fälscher Opa Crackle. Die Polizei vertritt Chefkommissar Lionel Mackenzie, der Dickens mit seinem trockenen Humor in nichts nachsteht. Ihm kann man zum Beispiel eine Freude machen, wenn man zwei Leichen aus dem Weg räumt, damit niemand darüber stolpert. Dummerweise passieren die Verbrechen immer gerade dann, wenn er Dienst hat. Speziell, wenn es danach aussieht, dass Gangster gegen Gangster kämpfen, würde er am liebsten gar nichts tun. In der Hoffnung, dass sich die Probleme damit von selbst erledigen.
Großes Kino auf CD
Es geht äußerst munter zu und die Stimmung ist ähnlich den populären Screwball-Komödien. Zwei Erzähler spielen sich gegenseitig die Bälle zu und übertreiben herzhaft, wenn es darum geht, Dickie Dick Dickens in den Himmel zu loben. Seine erfolgreichen Memoiren, die er 14 Jahre später im Gefängnis von Singsing verfasst hat, wurden ihren Aussagen zufolge in 15 Sprachen übersetzt. Das Geschehen in Chicago sorgt bei beiden für Begeisterung, die sie sehr lässig kommentieren:
„Lassen Sie sich durch das leise Zischen nicht irritieren, meine Damen und Herren, es wird gleich lauter. Ich glaube, wir versprechen Ihnen nicht zuviel wenn wir sagen, dass diese eine der lautesten Sendungen des Rundfunks werden wird.“
So ihre Ansage für den Fall „Symphonie in Bumm“, bei der reihenweise Sprengstoff gezündet wird, um einer Erpressung Nachdruck zu verleihen. Maßgeblichen Schaden wird allerdings nur die Garage von Dickie Dick Dickens nehmen und eine Herde Rinder wird sich ordentlich besaufen.

In einem Fall wird dem Senator übel mitgespielt. Dickens wird von Streubenguss um Hilfe gebeten, als Frau des Senators ihren gesamten Schmuck verkaufen möchte. Da der Senator tüchtig Bestechungsgeldern einkassiert, wird Dickens misstrauisch. Ausreichend liquide müssten die Higginbottoms eigentlich sein. Es muss also etwas anderes dahinter stecken. „Ein Tässchen Kakao“ will Streubenguss gerade kochen, als ein Motorrad mit Beiwagen durch sein Schaufenster rast. Das Ergebnis der Nachwehen sind zwei Tote und ein raffiniertes Täuschungsmanöver im Rauschgifthandel. Die Polizei lässt vieles durchgehen. Aber bei Drogen sieht der Chefkommissar rot und möchte dem Hintermann des Chicagoer Rauschgifthandels an den Kragen.
Vierter und letzter Fall ist eine verwirrende Verwechslungskomödie, bei der kaum einer der ist, der er zu sein vorgibt. Nur, wer den Durchblick bei all den falschen Astrologen, Admirälen und Majoren behält, versteht, wer wen über’s Ohr hauen will. Wie die Erzähler beteuern, ist es eine „klassische Partie des Chicago Overtop“, das ausgeklügelte Übertölpeln eines anderen, bevor dieser zum Zuge kommt. Im Übertölpeln erweist sich, wie könnte es ander sein, Dickie Dick Dickens als Meister. Ein Glück, dass er die Geschichte vom kleinen Armenier kennt, der in die Luft starrt, und daraus seinen Plan entwickelt.
Gentlemangauner Dickie Dick Dickens bietet großes Hörkino und großen Spaß. Diese Hörspielepisoden sind inzwischen über 40 Jahre alt und dennoch zeitlos humorvoll und spannend.
Alexandra und Rolf Becker
Gestatten, mein Name ist Cox: Trommeln gehört zum Handwerk
Bibliografische Angaben
Verlag: Der Hörverlag
gesprochen u.a. von: Herbert, Bötticher, Helen Vita, Harald Juhnke, Fritz Wilm Wallenborn, Erik Jelde
ISBN: 978-3-84450-337-1
Erstveröffentlichung: 1969
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