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Ayanna Lloyd Banwo – Als wir Vögel waren

Ayanna Lloyd Banwo – Als wir Vögel waren

Ayanna Lloyd Banwo - Als wir Vögel waren

Der junge Darwin hat Jobsorgen. Er muss sich um seine Mutter kümmern, die ihre Finger kaum noch bewegen kann. Doch bislang war sein Warten vor der Arbeitsvermittlung vergeblich. Und eigentlich würde er just den einzigen Job, den es derzeit gibt, auch gerne ablehnen: Totengräber auf dem Friedhof Fidelis in Port Angeles. Darwin ist, wie seine Mutter, Rastafari und hat den Eid als Nasiräer abgelegt. Er darf sich Toten nicht nähern, nicht einmal, wenn es nahe Verwandte wären. Noch dazu ist die Stadt in den Augen der Mutter verflucht, seit dort Darwins Vater verschwunden ist. Darwin beschließt, sich vom durch die Mutter vorgegebenen Weg zu emanzipieren. Er nimmt den Job an, rasiert sich die Haare und meldet sich in der Verwaltung von Fidelis.

In den Hügeln oberhalb der Stadt lebt Yejide St. Bernard mit ihrer Mutter Petronella. Als diese stirbt, geht eine ungewöhnliche Eigenschaft auf Yejide über: Sie sieht Menschen ihren bevorstehenden Tod an und kann sich um das Wohlergehen der Toten kümmern. Jeweils eine Frau der St.-Bernard-Familie kümmert sich so seit Generationen mit ihren Fähigkeiten um den Übertritt in das Leben nach dem Tod. Bei den Vorbereitungen für die Beerdigung Petronellas kreuzen sich ihre Wege mit denen von Darwin. Beide fühlen sich zueinander hingezogen, ohne zunächst den genauen Grund zu kennen.

Voller Mythen und Legenden

„Als wir Vögel waren“ wird stark von mystischen Erzählungen geprägt. Darwin löst sich von einem Glauben, um mit Yejide in den nächsten zu geraten. Während die einen nichts mit dem Tod zu tun haben wollen und den Lebenskreislauf gedanklich und emotional nicht schließen, leben die anderen ausschließlich für die Gestaltung des Lebensendes.

Die Geschichte ist sicher so üppig und bunt, wie es das Cover suggeriert. Doch muss man mit Mythen etwas anfangen können, um der Motivation ihrer Figuren etwas abzugewinnen. Darwin und Yejide träumen intensiv, sehen sich darin sogar (noch ohne sich getroffen zu haben). Später kommen kalte Winde auf, wenn Yejides Kraft aktiv wird und Petronellas Tod wird von tausenden von Faltern begleitet. Es braucht eine Weile, um zu begreifen, dass diese keinem Traum von Yejide entspringen, sondern tatsächlich in Massen im Haus umherschwirren (und das Bestattungsunternehmen fast in die Flucht schlagen).

Kurz vor der Buchmitte war ich kurz vor dem Abbruch — als plötzlich klar wurde, dass auf Fidelis krumme Dinger gedreht werden und Darwin zusehen muss, mit heiler Haut herauszukommen. Erst damit wurde das Debut von Ayanna Lloyd Banwo wieder interessanter für mich, jedenfalls auf der Erzählschiene Darwins.

Fantastische Elemente bremsen mich öfter in meinen Lektüren aus. Vor einigen Jahren ist das bei Dr. Siri noch ganz gut gegangen und bei Romanen, die gar nicht erst vorgeben, „echt“ zu sein, geht das eigentlich immer (siehe Ben Aaronovitch). Vielleicht lese ich inzwischen auch mit anderen Kriterien, doch die Art, wie das Buch mir die Mythik als real verkaufen wollte, mochte ich nicht annehmen.

Bibliografische Angaben

Verlag: Diogenes
ISBN: 978-3-257-07224-2
Originaltitel: When we were Birds
Erstveröffentlichung: 2022
Deutsche Erstveröffentlichung: 2023
Übersetzung: Michaela Grabinger

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