Im April 2024 umfasst die Liste aller Bücher im Japan-Special mehr als 80 Namen, aber nur einen einzigen Autoren namens Sato. Das klingt nicht ungewöhnlich, schließlich gibt es in Japan mehr als 291’000 offiziell registrierte Nachnamen. Der Nachname Sato ist unter ihnen zwar der häufigste, machte im Jahr 2023 aber nur 1,529 Prozent all dieser Namen aus — in seiner gängigsten Schreibweise 佐藤.
Das könnte sich ändern. Im Jahr 2531 trägt vielleicht jeder Japaner und jede Japanerin denselben Nachnamen: Sato. Existierte Bleisatz dann noch, würde sich die Liste unter „S“ also kontinuierlich verlängern.
Das jedenfalls berechnete Professor Hiroshi Yoshida von der Tohoku Universität, Sendai. Yoshida ist für seine Extrapolation von mehreren Fakten ausgegangen (die Methodik hier, allerdings auf Japanisch): Darunter die Häufigkeit des Namens Sato, die Weiterführung des männlichen Familiennamens nach einer Heirat, sowie die Tatsache, dass der Namensanteil aller Sato zwischen 2022 und 2023 um den Faktor 1,0083 zugenommen hat. Würde sich diese Rate fortsetzen, könnte das einen Schneeballeffekt auslösen. Ganz, wie exponentielle Funktionen das nun mal an sich haben: Erst in 422 Jahren, also anno 2446, trägt die Hälfte der Bevölkerung den Namen Sato. Aber nicht einmal hundert Jahre später, anno 2531, tragen ihn dann alle.
Alternativ könnte das Szenario so aussehen: Gemäss einer Umfrage von 2022 würden nur etwa 40 Prozent aller Japanerinnen und Japaner einen gemeinsamen Namen wählen, wenn sie auch die Möglichkeit zu separaten Namen hätten. Extrapoliert mit diesen Daten würde sich der Nachname anders entwickeln, sagt Sato. Im Jahr 2531 hätten dann nur 7,96 Prozent der Bevölkerung den Namen Sato — erst 3310 wären dann 100 Prozent erreicht. Zu einem Zeitpunkt, zu dem die japanische Bevölkerung nur noch aus 22 Personen bestünde. Yoshida hat nämlich auch die Bevölkerungsentwicklung nach aktuellem Stand mit eingerechnet.
Zahlenspiel für eine Gesetzesänderung
Es ist klar, dass das Sato-Problem eine rein statistische Übung ist – das wurde von Yoshida in einer Pressekonferenz im März 2024 auch so kommuniziert. Aber sie hat einen konkreten Hintergrund: Für die Überlegungen wurde der Forscher von der Organisation „Think Name Project“ beauftragt. Sie setzt sich dafür ein, dass japanische Paare nicht automatisch den Nachnamen des Mannes annehmen müssen und plädiert für eine entsprechende Gesetzesänderung.
Offen bleibt zwar, wie sich die Initiative die Weitergabe des Namens an die Kinder vorstellt. Davon ist nirgenwo die Rede und doch spielt auch diese Variable bei der Sato-Frage eine entscheidende Rolle.
Klar ist aber, dass meine Bücherliste abwechslungsreich bleibt. Wie gesagt: Es ist in dieser Form zunächst eine Zahlenspielerei. Die Namensverteilung ist auch nicht überall in Japan so deutlich auf Sato getrimmt. Und vor allem: Ginge die Entwicklung wie oben gezeigt voran, wäre in den kommenden Bleisatz-Jahren davon noch lange nichts zu spüren.