Zum inzwischen dritten Mal wird der Deutsche Sachbuchpreis verliehen. Initiantin ist die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und das Ziel ist so einfach wie sinnvoll und wichtig: die Aufmerksamkeit für Sachbücher schaffen, die uns Wissen vermitteln und eine Meinungsbildung ermöglichen. Ein Genre, das uns Leserinnen und Leser doch seit der Kindheit packt! Waren es früher Bücher über Ritterburgen und Dinosaurier, sind es heute Bücher über das Denken, das Wetter oder Grundsatzfragen zur Wissenschaft.
Es gibt eine Menge unter ihnen, die nicht nur inhaltlich packen, sondern auch erzählerisch hervorragend gemacht sind. Um diese geht es, sagt die Jury und nennt folgende Kriterien für ihre Auswahl: Relevanz des Themas, die erzählerische Kraft des Textes, die Art der Darstellung in allgemein verständlicher Sprache sowie die Qualität der Recherche.
Zur siebenköpfigen Jury gehören in diesem Jahr: Jeanne Rubner (Technische Universität München), Julika Griem (Kulturwissenschaftliches Institut Essen), Stefan Koldehoff (Deutschlandfunk), Michael Lemling (Buchhandlung Lehmkuhl), Markus Rex (Alfred-Wegener-Institut), Adam Soboczynski (Die ZEIT) und Mirjam Zadoff (NS-Dokumentationszentrum München).
Die acht Nominierten 2023
- Omri Boehm: Radikaler Universalismus. Jenseits von Identität (Propyläen)
- Teresa Bücker: Alle_Zeit. Eine Frage von Macht und Freiheit (Ullstein)
- Ewald Frie: Ein Hof und elf Geschwister. Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben in Deutschland (C.H. Beck)
- Judith Kohlenberger: Das Fluchtparadox. Über unseren widersprüchlichen Umgang mit Vertreibung und Vertriebenen (Kremayr & Scheriau)
- Meron Mendel: Über Israel reden. Eine deutsche Debatte (Kiepenheuer & Witsch)
- Hanno Sauer: Moral. Die Erfindung von Gut und Böse (Piper)
- Martin Schulze Wessel: Der Fluch des Imperiums. Die Ukraine, Polen und der Irrweg in der russischen Geschichte (C.H.Beck)
- Elisabeth Wellershaus: Wo die Fremde beginnt. Über Identität in der fragilen Gegenwart (C.H. Beck)
Eine Auswahl, die sich in diesem Jahr auf Gesellschaft und Politik konzentriert. Warum diese Bücher nominiert wurden? Jurysprecherin Jeanne Rubner sagt über die Entscheidung, den Nominierten gelinge es grandios, Leserinnen und Leser zum Weiterdenken und zu Perspektivwechseln anzuregen mit klugen, weitsichtigen, kenntnisreichen und engagierten Titeln:
„Sie erhellen aktuelle Debatten und Krisen, schaffen neue Sichtweisen und machen Lösungsvorschläge: Wie viel Individualität des Einzelnen hält eine Gesellschaft aus? Kann Arbeit gerechter organisiert werden? Warum tun wir uns so schwer, mit Geflüchteten menschlich umzugehen? Die nominierten Autor*innen schauen zurück in die Geschichte und erklären Konflikte wie den Russland-Ukraine-Krieg. Sie schlagen Brücken zwischen Fachdisziplinen und fragen: Wie ist Moral entstanden und wie weit reicht die Kooperationsfähigkeit der Menschen? Sie nehmen sehr persönliche, autobiographische Standpunkte ein und liefern Erklärungen für Fremdsein, für die Gegensätze von Stadt und Land, für Antisemitismus.
Persönlich vermisse ich in der Liste jene Titel, die sich mit Klima und Umwelt befassen. Angesichts der drängenden Aktualität dieser Thematik, die parallel zu den gewählten besteht, wären passende Titel sicher nicht nur zu finden, sondern mindestens ebenso angebracht gewesen.
Welche Titel wecken euer Interesse?
#sachbuchpreisbloggen
Mit mir gemeinsam werden sieben weitere Blogger:innen die nominierten Titel in den kommenden Wochen vorstellen. Ihr seid herzlich eingeladen, mitzumachen, zu kommentieren und den Gesprächen über die Bücher zu folgen. Die Hashtags, unter denen ihr die Beiträge findet, sind #DSP21, #DSP und #sachbuchpreisbloggen.
Der Deutsche Sachbuchpreis in Zahlen
— 231 Titel zur Auswahl — 100 Verlage aus Deutschland, 13 aus Österreich, 13 aus der Schweiz, 1, aus Liechtenstein, 1 aus Großbritannien — Auszeichnung dotiert mit 42.500 Euro —
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Titelfoto: Christof Jakob