Jack Taylor ist einer, der beruflich nichts richtig machen kann. Das Buch klärt gleich zu Beginn zügig auf, warum Taylor bei der Polizei rausgeflogen ist. Auf sein Konto gehen dicke Pannen und unnötige Todesfälle und „mehr Schaden … als die Verbrecher, die er zu stellen versuchte, „. Und Jack Taylor ist Alkoholiker, was maßgeblich zu seinen miserablen polizeilichen Leistungen beigetragen hat.
Seine Wunden leckte er eine zeitlang in London und nun kommt er nicht nur alkoholabhängig, sondern auch noch koksend wieder in Galway an. Trotzdem wird er von dem Landfahrer Sweeper angeheuert, wohl wissend, dass Taylor nicht nur Honorar benötigt, sondern auch Drogen und Alkohol: Rund um Galway werden Landfahrer ermordet und die Polizei schert sich herzlich wenig darum. Insofern zieht Sweeper den richtigen Trumpf, denn der Außenseiter Taylor schlägt sich sofort auf die Seite der anderen Außenseiter der Gesellschaft.
Ermitteln wider besseres Wissen
Jack Taylor stürzt sich ins Getümmel, auch wenn seine Ex-Kollegen das mit allen Mitteln zu verhindern suchen. Die wissen nur zu gut, was sie erwartet, wenn Taylor eingreift. Ermitteln kann Taylor eigentlich sowieso nicht mehr, dazu ist er viel zu wenig präsent. Er wird verprügelt, kokst, trinkt, es geht ihm nahezu immer dreckig … und so übersieht er, was ihm ein alter, hilfsbereiter Kollege zu erklären versucht. Jack Taylor liegt, wie der Titel ankündigt, am Ende gründlich falsch und muss seinen Fehler mit einem bösen Schachzug wettmachen. Einem, der zwar die Mordserie beenden wird, aber gewiss nicht im Sinne des Auftraggebers ist.
Das einzige, womit Taylor punkten kann, ist seine profunde Literaturkenntnis. Er besitzt Unmengen von Büchern, hat weitere Unmengen gelesen und er liest seine Lieblingswerke immer wieder. So inkompetent er als Polizist oder Ermittler ist, sein Literaturgedächtnis verlässt ihn in keiner Lebenslage und die Bücher retten ihn auch schon mal über schlimme Stunden.
Eine schwierige Figur
Ansonsten ist die Reise mit Jack Taylor Absturz pur. Es grenzt an ein Wunder, dass ein paar alte Freunde zu ihm halten und zwischen seinen Ausfällen den guten Kerl sehen, der er einmal war. Trotz seines Daseins als vielversprechende Einnahmequelle für jede Kneipe ist er in vielen davon nicht mehr gerne gesehen.
Es ist kaum zu glauben, dass zur Figur Jack Taylor derzeit zehn Werke gelistet werden, erschienen zwischen 2001 und 2011. Eigentlich arbeitet Taylor so konsequent gegen sich selbst, dass schon bald hätte Schluss sein müssen. So ein Buch kann man sicher nicht immer lesen, denn so derb hat noch kein Autor seinen Kommissar in die Abgründe von Sucht begleitet (jedenfalls keiner, den ich kenne). Und doch beeindruckt gerade das: Die Konsequenz, mit der Bruen (der sich auf schwierige Charaktere spezialisiert zu haben scheint) seine Figur entwickelt und über sie schreibt. Die Selbstbeschau von Taylor hat eine ungeheure, beängstigende Tragkraft.
Bibliografische Angaben
Verlag: Atrium
ISBN: 978-3-855-35045-2
Originaltitel: The killing of the tinkers
Erstveröffentlichung: 2002
Englische Erstveröffentlichung: 2010
Übersetzung: Harry Rowohlt