Masako Togawa – Trübe Wasser in Tokio

von Bettina Schnerr
1 Minuten Lesezeit
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Dr. Uemura besucht Frau Owada in ihrem Apartmenthaus, um ein delikates Interview mit ihr zu führen. Ihr Ehemann, ein Pilot und daher häufig abwesend, vermutet, dass sie Opfer eines Verbrechens wurde. Denn es gibt die Aussage des Studenten Akio Tanno, der behauptet, eine Frau umgebracht zu haben. Aber zumindest Frau Owada kann den Psychologen quicklebendig empfangen. Was hat es also mit dem Geständnis seines Patienten Tanno auf sich?

Dr. Uemura muss versuchen, das Rätsel zu lösen. Die Polizei kann mangels einer Tat nichts unternehmen. Andererseits erscheint die Angelegenheit so seltsam, dass Uemura sich berechtigt Sorgen um Akio Tenno macht. Aber ab dann wird es verwirrend für den Psychologen, denn — abgesehen davon, dass die attraktive Frau Owada bei ihm selbst muntere Phantasien auslöst — pflegt jeder in Owadas Umgebung heimliche Beziehungen und legt sich kleine Parallelwelten an. Uemura lernt die Affäre von Herrn Owada kennen, eine Kommilitonin von Tenno, dessen Professor, eine Kellnerin, und seine Mitarbeiterin von einer neuen Seite. Alles ist voller Sex und Uemura erliegt teils selbst den freizügigen Vorstellungen jener Menschen, bei denen er sich eigentlich nur um Auskünfte zu Akio Tenno kümmern sollte.

Uemuras Nachforschungen sind kompliziert, weil er stets von der psychologischen Seite aus denkt. Klassische Tatmotive eines Ermittlers sind seine Sache nicht. Eher die Interpretation von Fakten auf der Suche nach Hemmungen oder Blockaden. Erst die Feststellung, dass Tenno auf einen bestimmten Mädchenvornamen heftig reagiert, bringt ihn schlussendlich auf die richtige Fährte, wenn auch eine, die für den Leser nicht nachvollziehbar bleibt. Wie Uemura das herausgefunden haben will, bleibt im Dunkeln. So unbefriedigend das ist, passt es doch zu Uemuras Arbeit, die mehr assoziatives Stochern ist als logische Deduktion.

Masako Togawa - Trübe Wasser

Bis heute unklar ist mir allerdings, ob Uemuras Ermittlungen einen ganz besonderen Stil repräsentieren, eine Persiflage mit einem Antihelden und seinen eigenartigen Methoden oder eine raffinierte Parabel auf die Gesellschaft sind. Vielleicht auch alles zusammen? Ich bin entschlossen, das herauszufinden. Wenn Togawa eine so erfolgreiche Autorin in Japan ist, sollte es einen schlüssigen Grund dafür geben.

Bibliografische Angaben

Verlag: Unionsverlag
ISBN: 978-3-29320-585-7
Originaltitel: Fukai Shissoku, 深い失速
Erstveröffentlichung: 1976
Deutsche Erstveröffentlichung: 1998
Übersetzung: Bettina Thienhaus

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