Wie viele Insekten gibt es auf der Erde? Sind wir allein in der Milchstraße? Und welche Temperaturrekorde wurden bereits gemessen? Es gibt unzählige Fragen wie diese. Manche riechen nach „Wer weiß denn sowas“, andere könnten glatt der Neugier eines fünfjährigen Kindes entspringen und wieder andere hat man nach der Schulzeit vielleicht schon wieder vergessen.
Aber: Solche Fragen sind immer unglaublich interessant und sie liefern fast immer überraschende Antworten. Es sind solche Frage-Antwort-Infokästen, die ich in Zeitungsartikeln immer zuerst lese. Es sind solche Wissenshappen, die mich staunen lassen. Und die mich wünschen lassen, ich hätte Matieu Vidards Job.
Vidard moderiert beim französischen Radiosender France Inter seit mehr als 10 Jahren eine Wissenschaftssendung, in der Forscher:innen aus den unterschiedlichsten Disziplinen von ihrer Arbeit erzählen. Von Beginn an notierte Vidard Beobachtungen und Bemerkungen. Dieses Buch ist gewissermaßen das Best of aus all seinen Aufzeichnungen.
„Science to go“ ist vollgepackt mit kleinen Momentaufnahmen und Wissenshappen. Stets so herausgepickt und verpackt, dass es keine Verständnisprobleme gibt. Der größte Pluspunkt: Das Buch profitiert unglaublich davon, dass die Häppchen nicht nach Themen oder Disziplinen sortiert sind. Planeten wechseln mit aussterbenden Tierarten ab, Pflanzen mit Bakterien, Schlaf mit Batterien.
Man kann also sukzessive lesen, einfach blättern oder sich am Ende des Buchs vom Inhaltsverzeichnis leiten lassen. Was verbirgt sich wohl im Abschnitt „Heiß unterm Hintern“ und was bei „Der Affenzahn“? Mit „Wenn zwei Sekunden verstrichen sind“ stellt Vidard unterschiedliche Relationen zu sonst abstrakt hohen Zahlen her und eine insgesamt sechsteilige Serie listet (leider) zahllose Tiere auf, die vom Aussterben bedroht sind. [Parallel dazu fällt mir beim Blättern durch diese Liste Sophie Kimmig ein, die in ihrem Buch über nachtaktive Tiere einwarf, dass viele aussterben dürften, ohne dass wir sie zuvor überhaupt kennengelernt haben.]
„Science to go“ ist, wie ich finde, kein Buch für lange Lesenächte. Eher eines, das immer wieder hervorgeholt und stückweise gelesen wird. Die Sorte Buch, die für gelegentliches Wiederlesen im Regal stehen bleibt. Und eines, das uns die unglaubliche Spannbreite unserer Welt und eine unfassbare Vielfalt auf ebenso unterhaltsame wie zugängliche Art vermittelt.
Bibliografische Daten
Verlag: Anaconda
ISBN: 978-3-7306-1326-9
Originaltitel: Le carnet scientifique
Erstveröffentlichung: 2016
Diese Ausgabe: 2023
Übersetzung: Jörg Pinnow
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