Wissensbert – OMG, ist das wahr?

von Bettina Schnerr
3 Minuten Lesezeit
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Das Buch verspricht eine Menge: „1234 krasse Fakten aus Wissenschaft, Technik und Natur, von denen du noch nie gehört hast“ heißt es auf dem Buchumschlag. Geschrieben von einem, der das Schlaue schon im Namen trägt: Wissensbert. Wer könnte Nein sagen zu einem Buch, das mir gleich im anschließenden Vorwort klarmacht, dass ich durch Lesen meinen Stresspegel um 68 Prozent senke und gleichzeitig meine Lebenserwartung statistisch gesehen einige Monate steigern werde? Das motiviert mich ungemein!

Unterteilt in Kapitel zum menschlichen Körper, kuriosen Alltagsfakten, Wundern der Natur, dem All und einem Epilog zur Zukunft der Menschheit sind die 1234 Faktenhäppchen sortiert. Viele davon sind kaum länger als drei bis vier Zeilen, jeweils in unterschiedlichen Schriftarten gesetzt. So lässt sich leicht unterscheiden, wann Elemente zusammengehören und wann nicht – und es sieht auch einfach lebhafter aus.

Die Kürze sorgt für den lockeren Charme des „sinnlosen Wissens“. Der schnellste je geschossene Freistoß im Fußball war 210,9 Stundenkilometer schnell und eine spezielle Chili-Sorte hat Safran als teuerstes Gewürz abgelöst. Gut für ein cooles Partygespräch. Sticht eine Mücke bei einem Menschen mit 1 Promille dazu, wäre sie nachher selbst mit 0,5 Promille beschwipst und „unser“ Mond ist größer als der Planet Merkur. Vincent van Gogh hätte zu Lebzeiten theoretisch bereits Coca Cola trinken können und Jupiter hat 95 Monde. Ist man fertig mit Staunen, ist man für die nächste Party gerüstet.

Wissenportionen für die „Generation Smartphone“

Oder wusstet ihr, dass Kreuzworträtsel gar kein Gehirntraining sind? Forscher konnten, schreibt Wissensbert, keinen nachweisbaren Effekt auf den Erhalt oder die Verbesserung der Hirnleistung finden. In einigen Fällen ist die Kürze auch ein Manko. Ich hätte nämlich gerne gewusst, was ich stattdessen tun kann. Sudoku, Wordle oder Uno? Ähnlich ergeht es mir bei Hunden, die Tumore riechen können. Die gibt es und menschlicher Atem oder eine Stuhlprobe verraten ihnen, ob Darmkrebs vorliegt oder nicht. Nur: Welche flüchtigen Stoffe verraten den Krebs und wie hat man das herausgefunden? Oder forscht man noch daran? Ich hätte eine Ergänzung schlau gefunden.

Bei anderen unbekannten Ursachen gibt Wissensbert das Nicht-Wissen der Forschenden im Text an – vielleicht lässt sich in den genannten Fällen wirklich keine Aussage treffen. Denn eines gehört zum Handwerkszeug von Wissensberts Kanälen: Der Science-Influencer kümmert sich darum, dass seine Quellen zuverlässig sind.

Wissensbert - OMG, ist das wahr?

Freilich bin ich nicht ganz die Zielgruppe — trotzdem lese ich so ein Buch mit Gewinn. Einfach, weil es „krasse Fakten“ sind und ich von vielen „noch nie gehört“ habe. Versprechen erfüllt! Es ist für eine Zielgruppe konzipiert, die der Verlag „Generation Smartphone“ nennt und die sich nicht lange auf etwas konzentrieren könne. Daher ist es auch deutlich kürzer gepackt als „Science to go„, das ich vor wenigen Monaten vorgestellt habe. Jenes Buch von Mathieu Vidard kommt Leser:innen entgegen, die eine Extraportion Geschichte oder ein wenig mehr Hintergrundwissen wünschen. Wie die Frage, warum ein Fußball überhaupt so schnell fliegen kann wie beschrieben. Design und Material eines Fußballs verändert sich von WM zu WM und mit einem kurzen Ausflug in die Entwicklung der Bälle und ihrer Flugeigenschaften hätte es durchaus krasser werden können.

Tiktok goes paper

Fast könnte ich über den Autor schreiben „den kennt ja jedes Kind“: Wissensbert heißt Robert Döring und ist, meinen bescheidenen Umfragen zufolge, über Tiktok tatsächlich mehreren Jugendlichen in meinem Umfeld ein Begriff. „Den find‘ ich gut“, heißt es. Unter dem Namen „Wissensbert“ ist er als Content Creator in mehreren sozialen Medien unterwegs und hat je nach Plattform zwischen 300.000 und 2,5 Millionen Followern. Da kann eigentlich kaum jemand sagen, junge Leute hätten wenig Interesse an Naturwissenschaften aller Art, oder?

Mir gefällt der Ansatz, die Neugier über kleine Happen zu wecken. Vor allem gibt es nun die Auswahl, sich das Wissen auch ins Regal zu stellen und gleichzeitig — wie oben geschrieben — auf eine stressfreiere Art zu konsumieren. Vielleicht kommt irgendwann der Punkt, das Interesse über längere Häppchen zu erweitern und zu vertiefen. Nach Robert Döring und Matieu Vidard könnte es mit Mai Thi Nguyen-Kim weitergehen. Oder etwa nicht?

Bibliografische Angaben

Verlag: Yes Publishing
ISBN: 978-3-96905-340-9
Deutsche Erstveröffentlichung: 2024

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