Ihr Freund spielt der jungen Takako übel mit. Eines Abends erzählt er ihr von seiner bevorstehenden Hochzeit. Leider mit einer anderen. Monatelang hatte er ein Doppelleben geführt und hofft sogar, nach der Hochzeit damit weitermachen zu können. Statt ihm angemessen das Getränk ins Gesicht zu kippen, kündigt Takako ihren Job, weil sowohl „Freund“ als auch dessen Zukünftige in derselben Firma arbeiten. Sie verkriecht sich. Erst, als ihr Onkel sie zu sich holt, taut sie langsam aus der Erstarrung auf. Onkel Satoru betreibt das kleine Antiquariat „Buchhandlung Morisaki“ in Tokyos Bücherviertel Jinbocho und bietet ihr das kleine Zimmer über dem Laden und eine Aufgabe als Buchverkäuferin an.
Angesicht der vielen freien Zeiten im Laden beginnt sie, sich mit den Büchern zu befassen. Sie liest und stellt obendrein fest, dass sich in den Cafés im Viertel auch ganz nette Leute herumtreiben. Satoru stellt sie dem einen oder anderen vor und sie erfährt ein wenig über Tante Momoko, die vor wenigen Jahren verschwunden ist, und auch ihr Onkel selbst erzählt ihr aus seinem eigenen Leben.
Ein waschechtes Kitschbuch

Romane über Buchhandlungen, die Menschen sagenhafte Kehrtwendungen in ihrem Leben ermöglichen und die heilende Kraft der Bücher beschwören, stehen seit einigen Jahren wahnsinnig hoch im Kurs. Ich erinnere mich an den Kommentar einer Buchhändlerin, die sagte: Wenn ich noch so einen Roman sehe, schreie ich. Hier hätte sie definitiv losgelegt! Denn Yagisawa hat mächtig auf die Klischeetube mit dem Etikett „Bücher lösen jedes Problem“ gedrückt.
Die Lebenslust hätte Tatako auch bei einem angelnden Onkel oder einem im Kaffeegeschäft wiederbekommen können. Doch Bücher werden nun mal kategorisch mit „heilsam“ verbunden. So darf es obendrein nicht irgendeine Buchhandlung sein, sondern die „Buchhandlung Morisaki“ in Jinbocho. Ein Viertel, von dem Bücherwürmer nachts träumen. Takako wird also vortrefflich von ihrem Onkel auf die Füße geholfen und kaum steht sie da, hilft sie flugs Onkel und Tante, auch deren Beziehung wieder zu kitten. Zack zack, wir haben nur 180 Seiten mit viel Weißraum und großen Zeilenabständen Zeit dafür!
Freilich bekommt auch die treulose Tomate namens Ex-Freund so richtig ihr Fett weg und Takako trifft einen weitaus zuverlässigeren jungen Mann. Einen, der sich natürlich auch mit Büchern befasst. Liebeleien zwischen Bücherratte und jemandem mit einem anderen Hobby dürfen freilich nicht passieren. Einzig positiv aufgefallen ist mir, dass das Café Subor möglicherweise einem echten Café in Jinbocho nachempfunden ist.
Irgendwie schade, denn Lebenshilfe- und Mutmach-Romane bekommen wir auch deutlich kitschärmer. Naja, eine Forsetzung ist trotzdem im Anmarsch. Sie wird ihre Fans finden. Nur halt nicht in meinem Haushalt.
Bibliografische Angaben
Verlag: Droemer (HC)
ISBN: 978-3-458-64369-2
Verlag: Insel (TB)
ISBN: 978-3-458-68337-7
Originaltitel: 森崎書店の日々(Morisaki Shoten no Hibi)
Erstveröffentlichung: 2010
Deutsche Erstveröffentlichung: 2023
Übersetzung: Ute Enders
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