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Agatha Christie – Ein gefährlicher Gegner

Agatha Christie – Ein gefährlicher Gegner

Agatha Christie - Ein gefährlicher Gegner; ein Fall für Tommy & Tuppence

An der U-Bahn-Station Dover Street in London treffen sich wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg zwei alte Schulfreunde. Prudence Cowley, genannt Tuppence, und Thomas Beresford, kurz Tommy. Nach einem kurzen Wiedersehen in einem Lazarett 1916 stehen beiden inzwischen mit ziemlich leeren Händen und ohne Job da. Sie leisten sich einen kleinen Wiedersehenstrunk, bei dem Tuppence auf eine aberwitzige Idee kommt, um Geld hereinzubekommen: Sie gründet mit dem zögernden Tommy eine „Wagnisgemeinschaft“. Ihr erstes Wagnis ist bereits das Inserat, mit dem sie für ihre Dienste werben möchten:

Zwei junge Abenteurer zu mieten. Zu allem und überall einsatzbereit. Honorar muss stimmen. Kein unvernünftiges Angebot wird abgelehnt.

Erster Interessent: Mr. Whittington. Er weiß den Begriff „Abenteurer“ bestens auszuweiden. Er möchte Tuppence mit einem falschen Namen nach Paris schicken, ohne jedoch nähere Auskunft zu ihrer Aufgabe dort zu machen. Die Neugier der unternehmungslustigen Tuppence ist geweckt! Da winkt nicht nur ein ordentliches Honorar, Mr. Whittington verbirgt ganz offensichtlich ein riesiges Geheimnis, dem sich auf die Spur zu kommen lohnt. Als er nämlich einen ganz bestimmten Frauennamen hört, reagiert er seltsamerweise sehr wütend.

Eine Leselücke schließt sich anders als erwartet

Tommy und Tuppence waren mir bereits für eine gewisse Zeit ein Begriff. Nur gelesen hatte ich noch keines der Bücher mit ihnen in der Hauptrolle. Und falls doch, dann ist es so lange her, dass ich wirklich keine Erinnerung daran habe (zu meiner Entschuldigung muss ich anfügen, dass ich mit Christie auch im sehr, sehr frühen Teenager-Alter angefangen hatte). Irgendwie tapste ich also in der Spur herum, das Duo Tommy & Tuppence sei vermutlich eine Art doppelte Miss Marple, oder so ähnlich.

Weit gefehlt! Der 1922 erstmals erschienene Roman hat mit braver Detektivarbeit, brillanten Schlussfolgerungen und Fragenstellerei bei diversen Verdächtigen wenig zu tun. Es ist ein satter Abenteuerroman seiner Zeit, bei dem Tommy und Tuppence einer groß angelegten Verschwörung auf die Spur kommen. Ein 1915 verschwundenes diplomatisches Dokument könnte nun, anno 1920, eine große politische Krise auslösen. Irgendwo scheint es noch herumzuliegen.

Ein Gegner auf Tuchfühlung

Die wagemutigen Abenteurer haben dank ihrer Neugier auf Mr. Whittingtons seltsame Reaktion plötzlich mehrere Kontakte bis in Regierungskreise, wissen aber nicht, wem sie wirklich vertrauen können. Schnell merken sie, dass irgendwo ein Leck existiert, das dem unbekannten Gegner immer wieder einen Vorteil verschafft.

Dabei geben sich die jungen Abenteurer wirklich alle Mühe, ihrem ursprünglich geplanten Anzeigentext (siehe oben↑) gerecht zu werden. Tuppence nimmt kurzerhand einen Posten als Dienstmädchen an oder spielt sich als amerikanische Agentin auf. Tommy schleicht sich in Ganovenhäuser, kraxelt auf Bäume und jagt Verdächtige per Zug. Und immer wieder tauchen Leute auf, von denen man nicht so recht sagen kann, auf welcher Seite sie spielen. Nur von Tommy und Tuppence ist es selbstredend das ganze Buch über klar.

Wer Spaß an Arnold Bennetts Hotel Grand Babylon hatte oder wen meine zugehörige Buchbesprechung zumindest neugierig darauf machte, den erwartet hier eine ähnlich rasante Verschwörerjagd.

Bibliografische Angaben

Verlag: Atlantik
ISBN: 978-3-455-65135-5
Originaltitel: The Secret Adversary
Erstveröffentlichung: 1922
Deutsche Erstveröffentlichung: 1932

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