Bei der ersten Stadtmeisterschaft im Luftgitarrespielen ist Südens Kollege Martin Heuer nach der Vorrunde zweitbester Teilnehmer – da ist plötzlich sein härtester Konkurrent unauffindbar. Gemeinsam mit Süden und dem Team vom Dezernat 11 macht sich Heuer auf die Suche: Sie finden einen Abschiedsbrief und eine Frau, die taub ist und alles versteht, aber nichts sagen will.
Rezension
Auf Friedrich Ani wurde ich aufmerksam, nachdem Elmar Krekeler in „Die Welt“ geschrieben hatte, dass „… sich schönes Schreiben, Poesie, krachende Dialogkunst, Weltweisheit, Gegenwartsgenauigkeit und das Format des knackigen Kurzkrimis nicht zwangsläufig ausschließen müssen, …“. Krekeler nannte den Ermittler Tabor Süden von der Vermisstenstelle in München einen Einsamkeitsexperten und Milieumikroskopierer.
Diese zwei Zeilen bieten die kürzestmögliche, doch bestens zutreffende Charakterisierung von Südens Suche nach einem Luftgitarristen, der plötzlich nicht mehr auftaucht. Südens Kollege Martin Heuer und der vermisste Edward Loos hätten im Finale gegeneinander antreten sollen – doch außer Heuer fragt niemand nach dem Verbleib des zweiten Finalisten. Tabor Südens Instinkt sagt ihm, dass er Heuers Ahnung nachgehen sollte: „Letztendlich reduzierte sich unsere Arbeit in vielen Fällen auf das Gespür für die Vibrationen am Rande eines Schweigens und die leisen Echos der Lügen, mit denen wir täglich konfrontiert wurden.“ Dieser professionelle Instinkt des Kollegen ist ihm Beweis genug für erste Nachforschungen.
Weit kommen die beiden zunächst nicht. Kaum jemand weiß etwas über Loos, nicht einmal die Mutter des Vermissten. Aus einem Fundus an Bruchstücken müssen sich Heuer und Süden ein Bild zusammen puzzeln, in dem ein unerreichbarer Bruder von Loos auftaucht. Auch der ist von der Bildfläche verschwunden und sogar noch länger als Loos: Aladin Toulouse war einst ein vielversprechendes Talent beim FC Bayern, bevor ihm eine lange Reihe von Verletzungen die große Karriere runinierte. Immerhin, jeder weiß ein bisschen, niemand kennt die Gesuchten besser … es ist ein mühsames Puzzle, das bisweilen ernüchternd wirkt.
Obwohl der Plot völlig unspektakulär ist, machen die Dialoge und die Charaktere das Buch aus. Nach dem, was Süden über seine Arbeit sagt, entspricht der Stil im Wesentlichen der Arbeit im Dezernat 11. Kleinarbeit mit manchmal traurigen Einblicken in die Familien von Vermissten. Von daher sind Süden und seine Fälle eine empfehlenswerte Ergänzung handlungsreicherer Krimikost.
Bibliografische Angaben
Verlag: Knaur
ISBN: 978-3-426-51200-5
Erstveröffentlichung: 2003