Dr. Martin Gänsewein trägt Dufflecoat, fährt Ente und sammelt Stadtpläne. Außerdem hat er täglich mit Leichen zu tun, denn er ist Rechtsmediziner – und zwar ein gewissenhafter. Wo die Seelen der Verstorbenen bleiben, überlässt er den Glaubenseinrichtungen der Angehörigen. Bis die Seele eines kleinkriminellen Prolls sich im Institut einnistet und behauptet, ermordet worden zu sein. Pascha verlangt von Gänsewein die Aufnahme der Ermittlungen.
Rezension
Wie reagiert man, wenn man plötzlich Stimmen hört? Vermutlich genau so, wie Dr. Martin Gänsewein. Aus dem akribischen, zuverlässigen und biederen Rechtsmediziner wird ein Mitarbeiter, der plötzlich ungewohnt viel Anlass zum Tuscheln gibt. Ihm widerfahren ungewöhnlich viele Missgeschicke, er scheint unzuverlässig zu werden und hin und wieder mit sich selbst zu sprechen. Und alles nur, weil sich der tote Pascha bei ihm meldet, der die Diagnose Unfall reklamiert und den Mord an ihm aufgeklärt haben will. Von Gänsewein höchstpersönlich, da der der einzige Mensch ist, mit dem er Kontakt aufnehmen kann. Doch leider ist Gänsewein einer, der sich mit den Ermittlungen in Paschas ehemaliger Umgebung recht schwertut. Mit Machogetue, Proll-Sprüchen und viel Imponiergehabe kann der brave Rechtsmediziner nichts anfangen und tappt von einer haarigen Situtation in die nächste.
Ein Blick auf die Kurzbeschreibung verspricht viel Spaß – und Jutta Profijt hält dieses Versprechen. Allein die Idee, einem Toten die „Aufsicht“ über die Ermittlungen zu geben, ist ein Lacher. Weiter geht’s mit dem Aufprall zweier Gegesätze, denn der gediegene Mediziner Gänsewein braucht eine ganze Weile, um sich an die prolligen Sprüche und Ausdrücke von Pascha zu gewöhnen. Paschas frühere Kontakte sind für Gänsewein folglich auch eine enorme Herausforderung bei seinen Ermitlungen. Kluge Worte gegen schnelle Fäuste sehen mitunter recht alt aus. Und zu guter Letzt ist Gänsewein freilich nicht cool genug, seine Bekanntschaft zu Pascha so zu verbergen, dass sich niemand über die seltsamen Tätigkeiten und Reaktionen des Kollegen wundert.
Das Buch lebt enorm von Situationskomik und weniger von einem kniffligen Mordfall. Aber das ist egal und das sollte auch egal sein. Es ist gut zu wissen, dass man ein Buch wie dieses zur Hand hat, wenn das Wetter schlechte Laune macht oder einfallsreiche humorige Lektüre aus ganz anderen Gründen vonnöten ist. Das Ende des Buchs verspricht eine interessante Fortsetzung, denn irgendwie muss ja der Kniff nachwirken, dass der Leser das ganze Buch aus der Sicht von Pascha erzählt bekommt.
Bibliografische Angaben
Verlag: dtv
ISBN: 978-3-423-21129-1
Erstveröffentlichung: 2009