José Luis Correa – Kanarische Geheimnisse

von Bettina Schnerr
2 Minuten Lesezeit
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In Las Palmas sterben kurz hintereinander zwei Männer, beide in Unterwäsche gekleidet. Inspektor Àlvarez findet in den Wohnungen keine nützlichen Spuren. Nur den Hinweis auf eine junge Frau, die von einer Nachbarin gesehen wurde. Diese findet sich statt auf der Polizei bald im Büro von Privatdetektiv Ricardo Blanco ein. Sie hat Angst: Sie kannte tatsächlich einen der Toten und fürchtet daher, man könne ihr diesen einen Mord anhängen. Immerhin hatte sie als seine Putzfrau die Wohnungschlüssel. Blanco vertraut ihrer Aussage, dass sie mit dem Tod nichts zu tun habe, und macht sich auf die Suche. Findet er den wahren Täter, ist die junge Frau aus dem Schneider. Nur: Was verbindet die beiden Männer?

Correa schickt einen eigensinnigen Privatdetektiv ins Rennen, der schöne Frauen liebt, dem bei Frauen aber gerne gelegentliche Fehleinschätzungen oder sein Job in die Quere kommen:

Ich habe dich nackt gesehen, erinnerst du dich? Und du hast mehr Narben als das Eselchen von Tejeda.

Die aktuelle Freundin serviert ihn ab, als sie merkt, dass das wahrscheinlichste Beziehungsende bei Blanco weniger eine Trennung sein könnte als sein Tod bei einem eigensinnigen Einsatz. Diese Alleingänge bringen -inklusive Blanco selbst- mehr Menschen in Gefahr als der Detektiv ahnen kann.

José Luis Correa - Kanarische Geheimnisse

Die Arbeit einer gründlichen Rachegöttin

Als der Krimi vor einigen Jahren als „Tod im April“ erstmals erschienen war, gab es allen Ernstes das Urteil „leichter Sommerkrimi“ dazu. Das passt ganz und gar nicht zu einem Roman, der der Gesellschaft gegen Ende hin ein recht miserables Zeugnis ausstellt. Geschützt durch einen angesehenen Posten entpuppt sich ein Ehemann als sadistischer Ausbeuter, der seine Frau mit sexuellem Missbrauch durch die Hölle schickt.

„Kanarische Geheimnisse“ ist ein Rachestück durch und durch. Eines, das ob der Gleichgültigkeit den Frauen gegenüber viel mehr wütend macht als leichtfüßige Unterhaltung zu versprechen. Man fragt sich unweigerlich, wo Erziehung und Sozialisierung schief laufen, dass Frauen so allein gelassen werden. Man fragt sich, wie hier jemals eine Gerechtigkeit stattfinden kann und muss zusehen, wie andere die Augen vor sehr offensichtlichen Problemen schließen.

Die lapidare Art Blancos, das sonnige Las Palmas oder der Ermittlungsstil eines Bruce Willis beim Finale können die Schwere des Themas nicht nehmen. Aber Correas Stil und Blancos Ermittlungen machen die Reise durch die menschlichen Abgründe lesenswert.

Bibliografische Angaben

Verlag: Unionsverlag
ISBN: 978-3-293-20996-1
Originaltitel: Muerte en abril
Erstveröffentlichung: 2004
Deutsche Veröffentlichung: 2023
Übersetzung: Verena Kilchling

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