Intermezzo XXII

von Bettina Schnerr
4 Minuten Lesezeit
Header: Intermezzo XXII, mit Büchern von Constance Hotz, Martin Walker und Henry Sutton

Henry Sutton – Der Hotelinspektor auf Mallorca

Henry Sutton - Der Hotelinspektor auf Mallorca

Ben Martin steigt unter dem falschen Namen David Slavitt im Fünfsternehotel ab – ganz legal. Denn Martin ist Hoteltester der Hideaway-Gruppe und muss dem Personal unerkannt auf die Finger schauen können. Im neuen Hideaway-Resort auf Mallorca wird der Hausfrieden allerdings weniger durch ein ignoriertes Taschentuch unter dem Bett gestört, als durch einen toten Barkeeper. Und einen Hotelchef, der die Polizei gar nicht zu rufen scheint. Martins Neugier ist geweckt. Denn einmal genauer hingeschaut, fallen ihm auch seltsame Gäste, seltsame Yachten und seltsame Hinweise seiner Arbeitgeber auf.

Ben Martin ist ehemaliger Journalist, der sich im tiefsten Herzen mehr Sorgen um ausbeuterische Arbeitsbedingungen in der Hotellerie macht und der sein Näschen für krumme Geschäfte nicht verloren hat. Er zweifelt, umgeben vom Luxus, gelegentlich an seinem Gehalt, aber auch an der Sinnhaftigkeit solcher Unterkünfte. Unterhaltsam geschrieben und sehr passend in die Riege der Serien gebettet, die Kriminalfälle an beliebten Urlaubszielen lösen lassen. Im Fall Sutton ist es „berufsbedingt“ eine Serie, die in jeder Folge einen anderen Schauplatz besucht.

Erst vermutete ich, dass Sutton einfach ein weiteres Pseudonym für eine der beschriebenen Ferienkrimi-Serien ist. Henry Sutton aber gibt es wirklich. Nur taucht die Krimiserie um den Hotelinspektor nirgends in seiner englischen Bibliografie auf. Möglicherweise wurde der Krimi extra für Kampa konzipiert und geschrieben, oder kein englischer Verlag konnte sich bislang für das Werk erwärmen. Was ich nicht so recht glauben mag.

Fall 2 werde ich wahrscheinlich ausfallen lassen, aber für Fall 3 interessiere ich mich sicher – denn der spielt irgendwo in der Schweiz. Wie bei einigen solchen Ferienkrimis ist der Hotelinspektor eine Lektüre, die man sich gönnen kann, aber nicht muss.

Verlag: Kampa
ISBN: 978-3-311-12516-7
Deutsche Erstveröffentlichung: 2021
Übersetzung: Johannes Sabinski

Constance Hotz – Vier Tage im März

Die Fotografin Eva Fendt ist auf dem Rückweg von einem Fotoshooting und macht Halt in Müstair, einem kleinen Dorf im Engadin. Der Ortsname macht sie neugierig und sie macht Halt auf eine Tasse Kaffee. Doch der Ofenpass wird wegen starker Schneefälle geschlossen und sie sitzt kurzfristig fest. Eva wird die titelgebenden vier Tage bleiben, obgleich bald andere Routen aus dem Tal möglich wären. Im Kloster wird noch an ihrem ersten Tag ein Toter gefunden, ihre Beziehung steht plötzlich auf dem Prüfstand und Eva, die sonst einem atemlosen Arbeitsrhythmus folgt, lässt sich von Müstair und seiner ungewöhnlichen Stimmung ausbremsen.

„Vier Tage im März“ zu fassen, ist nicht ganz einfach. Im Zentrum eine Frau, die unbewusst auf einer Suche ist und deshalb rastlos. Constance Hotz spielt viel mit der Symbolik des Ortes und der Kirchengeschichte. Sie setzt Doppeldeutigkeiten und löst mit Anspielungen und archäologischen wie biblischen Motiven mögliche Wege für die Geschichte aus.

Gleichzeitig mischt sie ihre Figuren seltsam bunt. Als müsse der ernste Hintergrund von Evas Geschichte (und dem später möglichen, hoffungsvollen Ende) gezielt der Wind mit Klamauk aus den Segeln genommen werden. Evas Freund Thomas ist ein unklarer Typ, einerseits offenbar Marketingleiter mit einem ausgeprägten Sinn für seinen Job, beim Erscheinen aber völlig unscheinbar mit dünner Stimme und ausgebeulten Hosen. Einer, der sein persönliches Glück von anderen abhängig macht und wie ein Muttersöhnchen gezeichnet ist. Koller, der auswärtige Kommissar, der beigezogen wird, ist bissig und missgünstig. Und von vorne bis hinten eine Karikatur, die aus einer Krimisatire zu stammen scheint. Der Pfarrer übertrieben altbacken, Evas Wirtin shoppingsüchtig – ihre Bestellungen auf zehn Rappen genau aufgelistet.

Man merkt vermutlich, dass mich das Buch nicht wirklich mitgerissen hat. Nur Lust hat es gemacht, einfach noch einmal nach Müstair zurückzukehren und beim zweiten Mal länger im Tal zu bleiben.

Verlag: 8 grad
ISBN: 978-3-910228-30-6
Erstveröffentlichung: 2024

Martin Walker – Menu surprise

Zum elften Mal wird Benoît „Bruno“ Courrèges zum großen Einsatz gerufen. Dieses Mal sogar in neuer Funktion: Er wird zum Chef dreier Gebiete im Vézère-Tal ernannt. Zunächst trifft nur eine Touristin nicht rechtzeitig zum Kochkurs bei Brunos guter Freundin Pamela an. Doch sie hat sich nicht mangels Sprachkenntnissen verirrt, wie man zunächst hoffte. Bruno findet sie ermordet in der Nähe auf – und kurz darauf gibt es einen zweiten Toten.

Es ist natürlich großartig, dass sich Pamela dazu entschieden hat, mehrtägige „Kochferien“ anzubieten. Das verschafft nicht nur ihr ein zusätzliches Einkommen, sondern Martin Walker auch neue Möglichkeiten, die Gastronomie der Region großzügig in der Handlung unterzubringen. Wer die Krimiserie wegen ihrer kulinarischen Szenen schätzt, wird dieses Mal also reichlich bedient.

Bei den übrigen Zutaten tischt Walker mit derselben Energie auf wie immer. Eine Prise tagesaktuelle Fragen: Eine seiner Rugby-Spielerinnen steht kurz vor ihrer Ernennung zur Nationalspielerin vor einer schwierigen Entscheidung. Plus eine Prise Vergangenheit, die hier die Gestalt der IRA annimmt. In Saint-Denis kreuzen Geheimdienste mehrerer Länder auf, um für Ordnung zu sorgen. Bruno kann sich in dieser Situation glücklich schätzen, dass gewisse seiner Freunde alte Geheimdienstkontakte spielen lassen können.

Die Menu-Zusammenstellung in „Menu Surprise“ ist altbekannt. Aber sie funktioniert noch, denn Walker kann gut erzählen, und in diesem Roman überfrachtet er die Handlung nicht sehr mit unterschiedlichen Themen. Ich glaube, wer mit dem elften Fall unterhaltsame Lesestunden mit Südfrankreich-Flair hatte, wird demnächst auch zum zwölften Fall greifen. Alle Fälle habe ich in der folgenden Liste zusammen gestellt; verlinkte Titel führen zu den Buchvorstellungen auf Bleisatz.

Verlag: Diogenes
ISBN: 978-3-257-07063-7
Originaltitel: A taste for venegeance
Erstveröffentlichung: 2018
Deutsche Erstveröffentlichung: 2019
Übersetzung: Michael Windgassen

Die Serie chronologisch

  1. Bruno Chef de Police
  2. Grand Cru
  3. Schwarze Diamanten
  4. Delikatessen
  5. Femme fatale
  6. Reiner Wein
  7. Provokateure
  8. Eskapaden
  9. Grand Prix
  10. Revanche
  11. Menu surprise
  12. Connaisseur
  13. Französisches Roulette
  14. Tête-à-Tête
  15. Troubadour
  16. Im Château
  17. Déjà-vu

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