Bruno Courrèges genießt die schönen Tage im Périgord. Er hat eine Einladung auf die Geburtstagsfeier eines bekannten Mannes in Frankreich erhalten; zwar hauptsächlich, weil die „Rote Komtesse“ einen Begleiter brauchte, aber das ist egal: Marco Desaix gilt als Kriegsheld und ist Brunos Jugendidol, ein Starpilot und heute erfolgreicher Winzer. Auf dem Weingut treffen sich namhafte Begleiter seiner Laufbahn, die Familie und gute Freunde. Doch das Fest endet mit einem tragischen Todesfall. Ein enger und langjähriger Freund stirbt, offenbar schwer betrunken. Der hellhörige Bruno aber glaubt die Geschichte nicht lange. Der Tote wird bemerkenswert schnell eingeäschert und es mehren sich die Stimmen, dass der Mann noch kurz vor seinem Tod eigentlich völlig nüchtern war.
Die Suche nach den Ursachen dieser Scharade führt Bruno in die politischen Labyrinthe in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Desaix, der tote Gilbert und einige andere Gäste kannten sich seit Jahren, waren gemeinsam in Moskau, arbeiteten für Botschaften, als Informanten und versuchten, ihre Regierungen in der Zeit des Kalten Krieges zu orientieren. Die Vermutung liegt nahe, dass Gilbert jemandem mit ein paar Informationen zuviel im Weg war. Dafür Indizien zu finden aber, das weiß Bruno ziemlich gut, ist reichlich schwierig.
Wie viel Tierschutz verträgt das Dorf?
Gleichzeitig bereitet ihm die ältere Imogène Kopfzerbrechen. Die Tierschützerin hat ein jagdfreies Areal aus ihrem Grundbesitz gemacht, auf dem sich das Wild sammelt und gerade zur Jagdzeit den Jägern aus dem Weg geht. Das Gelände ist nur leider viel zu klein, um die großen Zahl der Tiere zu versorgen. Die Rehe sind mager, der Wald abgefressen, Jungpflanzen kommen nicht nach. Wildunfälle bei Imogènes Gelände häufen sich und als die Frau eines einflussreichen Politikers bei so einem Unfall ums Leben kommt, übt dieser massiven Druck auf das Dorf aus. Indirekt unterstützt von Parteikollegin Madeleine, der Schwiegertochter Desaix‘, die auf dem Sprung zu einer großen politischen Karriere steht.
Man sieht, dass Walker wieder ein breites Themenband in seinem achten Bruno-Krimi ausbreitet. Dazu kommen die privaten Entwicklungen mit Pamela. Brunos Geliebte will keine engen Bindungen haben, das weiß man seit einigen Bänden. Sie will sich von ihm trennen, ihm das erwünschte Familienleben mit Frau und Kinderschar ermöglichen und statt dessen ein nahes Gestüt übernehmen. Bruno kocht üppig, steht in der Küche, nimmt Tiere aus, wählt passende Weine und tafelt mit seinen Freunden. Bruno steht immer mittendrin und regelt die Probleme des Dorfs lebensklug und mit Bravour, obwohl ihm „schon oft Aufgaben gestellt worden waren, an die man ihn in der Polizeiakademie nicht einmal gedacht hatte“.
Martin Walkers Serie tischt wie gewohnt das pralle, erfüllte Leben auf. Alles geht glatt, den guten Menschen erfüllen sich Wünsche, eröffnen sich Persepktiven und fast alle sind ausgesprochen nett im Umgang miteinander. Braucht man keine Pause von so viel Nettigkeit? Offenbar genügt mir das Jahr zwischen den Titeln. Liegt es an Südfrankreich? Ist es doch das ganze Ambiente, die Ausstrahlung, eben all das Nette, das dieses Saint-Denis so unwiderstehlich wirken lässt? Oder ist es die Mischung aus Geschichte, regionalen und tagesaktuellen Themen, die Walker verknüpft? Ich habe das Mysterium Sant-Denis noch nicht enschlüsselt. Also werde ich auch den neunten Fall lesen und weiter versuchen, hinter das Geheimnis der Anziehungskraft zu kommen.
Bibliografische Angaben
Verlag: Diogenes
ISBN: 978-3-25706-968-6
Originaltitel: The dying season
Erstveröffentlichung: 2015
Deutsche Erstveröffentlichung: 2016
Übersetzung: Michael Windgassen
Die Serie chronologisch
- Bruno Chef de Police
- Grand Cru
- Schwarze Diamanten
- Delikatessen
- Femme fatale
- Reiner Wein
- Provokateure
- Eskapaden
- Grand Prix
- Revanche
- Menu surprise
- Connaisseur
- Französisches Roulette
- Tête-à-Tête
- Troubadour
- Im Château
Bestellen bei genialokal.de* / buchhaus.ch* / osiander.de* / orellfuessli.ch* / medimops.de* / amazon.de* (*Affiliate-Links)