Das Périgord ist die Heimat der schwarzen Trüffeln – sie sind, bei einem Preis von 1000 Euro pro Kilo, der wichtigste Bodenschatz der Region. Als ruchbar wird, dass die schwarzen Diamanten auf dem Trüffelmarkt des Nachbarorts mit billigen Importen aus Asien verschnitten werden, muss Bruno als Chef de police ermitteln. Der Fall nimmt eine dramatische Wendung, als ein furchtbarer Mord begangen wird – an Brunos altem Jagdfreund Hercule, dem größten Trüffelexperten der Region. Bruno steht nun vor der Herausforderung, die Verbindung zwischen diesem und einigen lange zurückliegenden Verbrechen zu finden, die eng mit Frankreichs unrühmlicher kolonialer Vergangenheit in Indochina verknüpft sind. Eine Geschichte mit Dominoeffekt, die als beschauliche Erzählung über eine kulinarische Spezialität beginnt, steigert sich zu einem rasanten Thriller, der mehrere Kontinente und ein halbes Jahrhundert umspannt.
Rezension
Bruno Courrèges bekommt viel zu tun, neben Rugby- und Tennis-Training und dem Auftritt als Weihnachtsmann: Erst vermutet sein Freund Hercule Betrug auf dem Trüffelmarkt, dann wird Hercule ermordet und zu allem Überfluss werden vietnamesische Marktstände in der Gegend von Chinesen überfallen. Bruno wird nicht alleine ermitteln, denn als herauskommt, dass Hercule eine berufliche Laufbahn beim Geheimdienst hatte, noch dazu in Asien, schaltet sich Paris ein.
Auch der dritte Band um Bruno beginnt gemütlich und innerhalb kurzer Zeit wird die Idylle im Périgord auf den Kopf gestellt. Ebenfalls wie in den vorhergehenden Bänden gewährt einer der eingebundenen Fälle Einblick in die französische Vergangenheit. Dieses Mal dreht es sich um Frankreichs Engagement in Indochina, bei dem Hercule eine große Rolle gespielt hatte. Die Ergebnisse dieser Einsätze mögen zwar abgeschlossen sein, aber offensichtlich scheint das Wissen um viele Details gefährlich zu sein – oder wurde einer der schummelnden Trüffelhändler nervös? Die möglichen Zusammenhänge sind vielfältig und halten die Spannung über das ganze Buch aufrecht.
Trotzdem findet Bruno natürlich wieder Zeit zum Kochen und Genießen. Walker schafft den Spagat, ein spannendes Buch um aktuelle französische Probleme zu schreiben, das gleichzeitig zum Umzug in den Périgord animiert. Lieber heute als morgen möchte man selber in Saint-Denis leben und arbeiten. Und dort auf der lichtdurchfluteten Terrasse sitzen, während die Kinder bei Bruno im Rugby-Training sind. Viel besser gefiel mir die Atmosphäre als noch in ‚Grand Cru‘ … dieses Mal zog es mich richtiggehend durch das Buch. Alte Bekannte sind wieder mit dabei und -freilich- wird Bruno wieder kräftig von den ansässigen Frauen umworben. Die bekommen ausreichend Gelegenheit, ihren Helden zu bewundern, da die Presse just bei seinen schwierigsten Einsätzen parat steht: Egal, wie demoliert er eine Rettung beendet, die Fotos festigen seinen Ruhm als begehrtester Junggeselle im Ort.
‚Schwarze Diamanten‘ bietet eine rasante Geschichte, spielt in einer höchst attaktiven Gegend und beteiligt durchweg Menschen, wie sie in einem französischen Örtchen eben zu finden sind. Walker schafft Spannung und Witz ganz ohne künstliche Biografien und vermittelt fast schon nebenbei Geschichte und Zeitgeschehen, um Brunos Fälle zu lösen. Meine Krimi-Entdeckung 2010 bleibt mein Hingucker 2012, denn in diesem Jahr muss ich nicht lange auf eine Fortsetzung warten.
Bibliografische Angaben
Verlag: Diogenes
ISBN: 978-3-257-06782-8
Originaltitel: Black diamond
Erstveröffentlichung: 2010
Deutsche Erstveröffentlichung: 2011
Übersetzung: Michael Windgassen
Die Serie chronologisch
- Bruno Chef de Police
- Grand Cru
- Schwarze Diamanten
- Delikatessen
- Femme fatale
- Reiner Wein
- Provokateure
- Eskapaden
- Grand Prix
- Revanche
- Menu surprise