36 Jahre alt, seit 14 Jahren im Job — dann zieht die junge Frau mit einem Burnout die Reißleine. Nun sucht sie mit ihrer Arbeitsvermittlerin gezielt nach Jobs, die ohne große Ansprüche erledigt werden können. Ohne Nachdenken, ohne Verantwortung, mit viel Sitzen und wenig Aufwand. Sie findet fünf verschiedene Jobs, die solchen Anforderungen entsprechen und doch ist es mit dem „easy job“ nicht so einfach.
Die junge Frau beginnt mit der Überwachung eines Autors, bei dem Schmuggelware vermutet wird. Sie notiert, spult hauseigenen Regel folgend gelegentlich vor und stellt fest, dass sie nach einer gewissen Zeit indirekt am Leben des Mannes teilnehmen kann. Der Arbeitgeber sieht in ihr ein großes Talent, doch sie zieht weiter und schreibt zunächst Werbejingles für eine Buslinie, dann Texte für Cracker-Verpackungen.
Doch jeden Job verlässt sie, obgleich sich Erfolge abzeichnen. Zwar zweifelt sie in jeder Position gelegentlich, spürt aber auch, dass sie keinen Posten einfach so absitzt. Sie kümmert sich professionell und jedes Mal gelingt es ihr mit Intelligenz und Empathie, ihre Tätigkeiten bestens auf die Firma abzustimmen. Ihre Erfahrungen im ursprünglichen Beruf nähren aber Sorgen: Bliebe sie, stellt sie eines Tages fest, würde der Job eines Tages unweigerlich härter.
Was muss ein guter Job können?
Interessanterweise verlangt jeder „easy job“ detektivische Fähigkeiten. Beim ersten ist es ganz offen ihre Aufgabe. Bei anderen ist es subtiler. Die Vorgesetzten beginnen, Fragen über andere zu stellen und die junge Frau – obwohl sie sich nicht einbinden lassen will – merkt, dass sie die Fragen bewegen. In ihren letzten beiden Jobs greift sie sogar aktiv mit Nachforschungen ein. Dabei besteht ihr vierter Job eigentlich nur aus Posteraufhängen und im fünften und letzten sitzt sie in einer kleinen Hütte in einem öffentlichen Park, kartiert Bäume und schneidet Eintrittskarten zurecht.
Maybe when you experienced the four changes of jobs within the course of a year, you started to sense when the moment of transition was approaching.
Kikuko Tsumura stellt feine Beobachtungen der Arbeitswelt an über eine Protagonistin, die ihre beruflichen Weichen bewusst neu zu stellen versucht. Sie begegnet Menschen, die ihre Stelle tatsächlich einfach absitzen und für Vorkommnisse stets eine Erklärung finden, die ihnen Mehrarbeit erspart. Jede ihrer Postitionen kann sie zugleich nur wegen Menschen antreten, die aus privaten Gründen oder beruflichen Problemen heraus ihren Job aufgeben oder pausieren mussten – ähnlich wie sie selbst. Den „easy job“ zu finden, ist vielleicht gar nicht das Problem. Sondern vielmehr, einen zu finden, der einen erfüllt.
Tsumura führt ihre Fäden im fünften „easy job“ Job zusammen, wo sie auch das Geheimnis lüftet, welchen Beruf ihre Hauptfigur hinter sich gelassen hat. Nicht, ohne feine Hinweise auf Missstände darin zu geben. Eine allgemeingültige Antwort auf die ideale Berufswahl kann das Buch nicht geben. Außer natürlich dieser hier: „There’s no such thing as an easy job“. Aber es ist ein feinsinniges, bisweilen wirklich lustiges Buch über den Versuch, einen passenden, sinnhaftigen Job für sich zu finden.
Bibliografische Angaben
Verlag: Bloomsbury
ISBN: 978-1-5266-2225-9
Originaltitel: Konoyoni tayasui shigoto hanai (この世にたやすい仕事はない)
Erstveröffentlichung: 2015
Englische Erstveröffentlichung: 2020
Übersetzung: Polly Barton
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