Übersetzungsbingo: „Translate this“

von Bettina Schnerr
3 Minuten Lesezeit
Header: Übersetzungsbingo - Translate this! Bild: Miikka Luotio, unsplash

Bei meinen Streifzügen durch die japanische Literatur komme ich unweigerlich an englischen Übersetzungen vorbei — mein persönliches Rabbit Hole! Es öffnete sich erstmals, als keine Übersetzungen mehr von Keigo Higashino erschienen und ich ins Englische wechseln wollte. Eine Überraschung erlebte ich im Herbstprogramm 2024/25: Da tauchten mehrere Titel meiner „englischen“ Wunschliste auf. Bücher, vor denen ich gerade noch im Buchladen stand und überlegte, ob ich sie mitnehmen sollte.

War das Zufall? Oder ist es vielmehr so, dass sich Verlage so gezielt am englischsprachigen Markt orientieren, dass sie gerade japanische Titel dann übersetzen, wenn sie auf Englisch gut laufen? Es ergäbe Sinn, das Englische quasi als risikominimierenden Faktor einzuschalten. Das bringt natürlich mich auf eine Idee: Ich spiele Übersetzungsbingo und wage den Blick in die Glaskugel. Welche aktuellen japanischen Titel in englischer Übersetzung schaffen es auf den deutschen Markt?

Meine Bingo-Karte

Kikuko Tsumura – There’s no such thing as an easy job
‚Wise, comical and exceptionally relatable‘ heißt es – ja, absolut. Eine hinreißende Geschichte über eine Frau, die einen Job ohne große Anforderungen sucht.

Kotaro Isaka – Hotel Lucky Seven
Nachdem aus der Trilogie nun eine vierteilige Serie wurde, wäre es grob fahrlässig, sie nicht weiterzuführen. Erneut muss sich Pechvogel Ladybug aus Bullet Train aus dem Schlamassel winden.

Mizuki Tsujimura – Lonely Castle in the Mirror
Als Manga zu finden, nicht aber als Roman. Für alle Leser von Before the Coffe gets cold und einem Vergleich zu Murakamis Chroniken des Aufziehvogels? Daher mein Tipp, dass das nachgeholt wird.

Sonoko Machida – The Convenience Store by the Sea
Wir brauchen noch was fürs Herz. Mit einem Konbini-Buch, das den Wert von Gemeinschaft ins Zentrum stellt.

Shoji Morimoto – Rental Person Who Does Nothing
Das Thema „Arbeit“, das bereits Sayaka Murata und Kikuko Tsumura so unterhaltsam aufarbeiten, treibt Morimoto auf die Spitze: Nachdem sein Boss ihm mehrfach gesagt hat „It makes no difference whether you’re here or not,“ lässt Morimoto sich folgrichtig zum Nichtstun (oder ähnlich schlichten Einsätzen) buchen. Unbedingt!

Genzaburo Yoshino – How do you live?
Diesem Jugendbuch traute ich das Potenzial zu. Warum? Weil dieses Buch als Klassiker gilt und ein Lieblingsbuch von Hayao Miyazaki ist – und Fans von Studio Ghibli gibt es hier zuhauf. Miyazaki benannte das Original seines Films „The Boy and the Heron“ nach diesem Buch und lässt es auch im Film auftauchen.

Hiromi Kawakami – Under the Eye of the Big Bird
Hier spiele ich ein bisschen auf Nummer Sicher. Aber ein Science Fiction-Roman, der unser Verständnis vom Fortbestehen und Gesellschaftsstrukturen auslotet in einer Zukunft, in der Menschen knapp vor dem Aussterben stehen? Was macht das mit Menschlichkeit? Welche Alternativen suchen sich die Menschen?

Yu Miri – The End of August
Nachdem die Übersetzung von „Tokyo Ueno Station“ passend zu den Olympischen Spielen in Tokyo versäumt wurde, könnte dieser teils autobiografische Roman über Nationalitäten, Familie und das Aufwachsen koreanischer Familien in einem fremden Land die richtige Nachfolge sein.

Nick Bradley – The Cat and the City
Katzen, Japan und eine Übersetzung, die unkompliziert aus dem Englischen zu haben ist? Da erfüllen sich ja gleich drei Wünsche auf einmal … OK, nicht waschechte „japanische Literatur“, aber Bradley kommt (oder mit Four Seasons in Japan?).

Takeshi Murase – The God of Nishi-Yuigahama Station
Ein Buch, das inhaltlich an das Ende von „Die Telefonzelle am Ende der Welt“ anknüpfen könnte: Hinterbliebene der Opfer eines Zugunglücks möchten nochmals Kontakt zu ihren verstorbenen geliebten Menschen aufnehmen. Und ein Gott in der Bahnstation könnte es möglich machen. Für alle Fans von Die Erinnerungsfotografen?

Das einzige, was den Weg beim Übersetzungsbingo holprig macht, sind die langen Vorlaufzeiten in Verlagen. Das Buch muss in die Auswahl geraten, die Rechte müssen besorgt werden, Übersetzerinnen und Übersetzer organisiert werden. Dann wird übersetzt, dann angekündigt, gedruckt und irgendwann geliefert. Treffen wir uns wieder hier in einem Jahr, wenn bis dahin mindestens zwei Serien an Verlagsprogrammen gelaufen sind.

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