Für Violetta Morgenstern ist die Rente alles andere als langweilig. Bei einer geheimen Schweizer Organisation namens „Tell“ befasst sie sich mit Mord. Allerdings nicht unbedingt mit Aufklärung, sondern mit der Durchführung. Sie ist in der Tat eine der besten Auftragskillerinnen, die Tell hat. Gemeinsam mit dem ehemaligen Söldner Miguel Schlunegger bildet sie ein außergewöhnlich schlagkräftiges Team. Das geht so lange gut, bis einer ihrer guten Bekannten ermordet wird – ein Anwalt, der zu viel weiß. Morgenstern steht plötzlich selbst auf der schwarzen Liste des Netzwerks.
Morgenstern und Schlunegger tauchen unter. Um sich ihr Leben im Untergrund finanzieren zu können, machen sie mit dem weiter, was sie gelernt haben: Sie nehmen Auftragsmorde an. Auf diese Weise kommen sie mit den Eltern eines 12-jährigen Jungen in Kontakt. Sein Tod wurde als Unfall eingestuft – die Eltern allerdings sind überzeugt, es war Mord. Der Vater hat sich in seiner Verzweiflung im Darknet über die polizeilichen Ermittlungen ausgekotzt — und bekommt nun unerwartet Hilfe von Morgenstern und Schlunegger angeboten.
Zwischen Spannung und Komödie
Was mir nicht bewusst war: Für Violetta Morgenstern ist dieses Buch bereits die vierte Runde. Angefangen hat sie als eine Selbstjustiz übende Lehrerin, die eines Tages von Tell angeworben wird. Die Titelheldin ist ein Fall für sich, obgleich ich mich immer wieder an andere Settings dieser Art erinnert habe. Von Barry Eisler bis Rupert Holmes – so unterschiedlich sie auch waren. Ordentliche Spannung und technische Finessen, gepaart mit gewitztem verbalem Schlagabtausch. Denn die pensionierte Lehrerin ist weder auf Kopf noch Mund gefallen.
Huwyler führt in diesem Buch in ein kleines Dorf der Innerschweiz, wo eine Industriellenfamilie ein ganzes Dorf mit ihrem Geld kontrolliert. Das geübte Krimileser-Auge ahnt freilich, dass bei ToblerTech die Leichen wahrscheinlich dutzendfach im Keller liegen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Killer-Duo die richtige Spur findet und für ein letztes bisschen Gerechtigkeit sorgt.
Was mich spontan sehr für die Serie eingenommen hat, ist ihre Vielfalt und Flexibilität. Marcel Huwyler hat ein zwar ungleiches Paar geschaffen, das aber sehr gut harmoniert. Die Finten und Wendungen sind überraschend und es geht quicklebendig und rasant zu. Alleine die Art, wie Morgenstern und Schlunegger von der Bildfläche verschwinden, hat etwas für sich. Der Clou für mich ist, nicht zu wissen, ob das alles so gut geht der Serie zuliebe, oder ob Huwyler daraus früher oder später neue Herausforderungen für das Killerduo zaubern wird.

Während ich die Zeilen schreibe, ist es bereits unmöglich, mein Bibliotheksexemplar zu verlängern. Bereits zwei Vormerkungen sind gelistet. So etwas passiert mir mit den Titeln, die ich ausleihe, wirklich selten. Umso mehr scheint es mir ein Zeichen zu sein, dass die Serie wirklich so cool ist, wie sie auf mich den Eindruck gemacht hat.
Bibliografische Angaben
Verlag: Grafit
ISBN: 978-3-98659-002-4
Deutsche Erstveröffentlichung: 2022
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