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Valerio Varesi – Der Schatten des Montelupo

Valerio Varesi – Der Schatten des Montelupo

Valerio Varesi - Der Schatten des MontelupoEigentlich ist Commissario Soneri in sein Heimatdorf gereist, um sich zu erholen. Er möchte im Wald Pilze sammeln, die Seele baumeln lassen und in Erinnerungen schwelgen. Doch schon bald hört er Gerüchte über das angebliche Verschwinden des Besitzers der örtlichen Wurtwarenfabrik. Was soll die Geheimniskrämerei um den mächtigsten Mann des Ortes? Als kurze Zeit später eine Leiche gefunden wird, kann Soneri seine Urlaubspläne endgültig begraben.

Rezension

Soneri macht Urlaub. Das hat er sich verdient, wenn auch Freundin Angela sich wundert, dass der Commissario sich ausgerechnet in ein Bergdorf kurz vor dem Schneeeinbruch zurückzieht. Dass es sein Heimatdorf ist, spielt dabei keine Rolle, denn immerhin lebt schon lange keiner seiner Familie mehr dort. Doch die Leute erinnern sich an ihn und seinen Beruf und beziehen ihn sofort in ihre Unruhe mit ein: Der Sohn des Wurstfabrikanten ist verschwunden, der Fabrikant selbst ist ebenfalls kurzzeitig unauffindbar. Die Aushänge im Dorf, die die Situation eigentlich beruhigen sollen, lösen bei den misstrauischen Bergbewohnern genau das Gegenteil aus. Soneri wird widerwillig selbst neugierig, zumal ihm bei seinen Streifzügen zum Pilze suchen Gewehrkugeln um die Ohren fliegen. Kurz darauf findet man den ersten Toten und Soneri wird von den Carabinieri und vom Militär um Rat gebeten.

Wie der Krimi „Der Nebelfluss“ lebt auch dieser Band stark von seiner Atmosphäre. In den nebligen Hängen oberhalb des Dorfes spielen sich gespenstische Szenen ab und kurz vor dem Wintereinbruch sind nicht mehr viele Leute dort unterwegs. Wilderer vielleicht, Schmuggler aus dem In- und Ausland, einige Einheimische. Soneri findet nur so genannte Totentrompeten, eine Pilzsorte, die ihm zwar gut schmeckt, die ihm von den abergläubischen Einwohnern niemand zubereiten würde. Kaum bringt er die ersten Pilze ins Dorf, wird die erste Leiche gefunden. Hilfe von den Dorfbewohnern bekommt er nur spärlich, weil die zum einen nicht wissen, was an den nebligen Berghängen wirklich los ist und weil sie zum anderen seit Jahren Geschäfte mit der Wurstfabrik machen. Die Abhängigkeit lässt sie schweigen.

In diesem Fall kann Soneri nicht nur ermitteln wie er will, er darf es sogar. Er gehört nicht zur lokalen Polizeitruppe und treibt sich jeden Tag rund um den Montelupo herum. Das ist nicht ungefährlich, denn bald beginnen die Militärs, den alten Macchiaiolo am Berg zu jagen. Der ist für sie der wahrscheinlichste Verdächtige. Viele Szenen spielen am Berg, wo Macchiaiolo eine ganze Truppe von Soldaten kreuz und quer und in die Irre führt und sich tagelang der Verhaftung entzieht. Soneri und einige Dorfbewohner verfolgen die Jagd, aber die Frage, ob der Macchiaiolo tatsächlich einen Mord begangen hat, ist damit noch lange nicht beantwortet.

Ein bisschen klingt auch hier die Vergangenheit an. Partisanen und Faschisten standen sich in Soneris Heimatdorf gegenüber und Soneri will, wenn er schon mal da ist und Gerüchte gehört hat, auch über seine eigenen Familiengeschichte etwas mehr wissen. Dieser Erzählstrang spielt jedoch eine Nebenrolle, gerade auch, weil die Gründe für die Tat nicht so weit zurück reichen. Varesi hat es für mich zum zweiten Mal geschafft, neben Soneri eine Art „zweite Hautrolle“ zu installieren; was in Band 3 der Fluss Po geleistet hat, übernimmt hier das Bergmassiv des Montelupo, welches das Geschick der Aufklärung bestimmt.

Bibliografische Angaben

Verlag: rororo
ISBN: 978-3-463-40511-7
Originaltitel: Le ombre di Montelupo
Erstveröffentlichung: 2005
Deutsche Erstveröffentlichung: 2007
Übersetzung: Karin Rother

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