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Carl Hiaasen – Der Reinfall

Carl Hiaasen – Der Reinfall

Carl Hiaasen - Der Reinfall

„Hiaasen ist immer ein Spaß,“ ließ mich Thriller-Autor Martin Krist vor Kurzem wissen und ohne Martin und dieses „immer“ hätte Hiaasen noch ein wenig länger unverdient lange im Regal gestanden. Dabei schleiche ich um diesen US-amerikanischen Autor schon mehrere Jahre herum. Begeisterte Empfehlungen einer Bibliothekarin und eine wirklich breite Auswahl englischer Titel in ihrer Bibliothek waren urspünglich der Auslöser, der Carl Hiaasen immer wieder auf meiner geistigen Merkliste aufflackern ließ (dieselbe Bibliothekarin, die bei „Japantown“ schon eine tragende Rolle gespielt hatte). Die Bücher mussten ja was haben, wenn sie so rege ausgeliehen wurden, selbst (wie in diesem Fall) zehn Jahre nach Erscheinen noch — und auch das ist schon sieben Jahre her. Aber es dauerte trotz Bibliothek, Buchladen oder Medimops noch ungewöhnlich lange, bis ich endlich zugriff. In einem offenen Bücherschrank hier um die Ecke.

Ein Zufall? Ein Zeichen!

Ich legte noch ein paar Wochen Wartezeit drauf, bis eben Martin um die Ecke schlich und die Bücher lobte. Nach seinem Kommentar auf Instagram ließ ich die Jahre Jahre sein, warf meine damalige Lektüre über den Haufen und schnappte mir meinen Hiaasen aus dem Regal. Und frage mich heute, warum ich es so lange gewartet habe. Das hier ist also weniger eine Buchvorstellung, eher eine Abrechnung mit mir selbst.

Dabei war „Der Reinfall“ schon in eben jener Bibliothek aufgefallen wegen seiner irren Story. Joey Perrone wird nämlich auf ihrer Hochzeitsreise vom Gatten Chaz über die Reling des Kreuzfahrtschiffes befördert. Joey aber, die frühere Leistungsschwimmerin, wird gerettet und macht sich mit Hilfe des frühpensionierten Polizisten Mick auf die Jagd. Das Team wühlt in Chaz‘ Gewissen und findet Verbindungen zu einem skrupellosen Unternehmer, der es mit Umweltfragen nicht so genau nimmt.

Ein Hiaasen für alle

Eigentlich hätte mich auch die Autoreninfo etwas schneller neugierig machen müssen: Hiaasen greife mit spitzer Feder jene Themen auf, die das Establishment in Florida gerne unter den Teppich kehren würde. Profitgier, Touristennepp und Umweltzerstörung. Ein bissiger Kritiker des amerikanischen Lifestyle. Genau das bekam ich tatsächlich geliefert. Ein Werbetext, der stimmt! Es war ein großes Vergnügen zu lesen, wie Chaz zunehmend die Nerven verliert, als Mick und Joey langsam Druck aufsetzen. Chaz beweist sich als mickriges Licht im Spiel der großen Drahtzieher, die Ende aber auch dran glauben müssen.

Hiaasen hat mich sehr gut unterhalten. So spöttisch, dass es ein Heidenspaß ist. Er zieht mit den lokalen Unternehmern und der Regierung hart ins Gericht und zeigt, wie Kungeleien dafür sorgen, dass die Everglades jeden Tag ein Stückchen weiter kaputt gehen. Weil es Richter und Staatsanwälte gibt, die einen erfolgreichen Ermittler wie Mick mit 39 Jahren in Frührente schicken, weil er einen Tick zu erfolgreich ist. Weil es gut vernetzte und skrupellose Typen vom Schlag eines Red Hammernut gibt und Leute wie Chaz, die für ihr Ego einfach alles tun würden. Und es gibt einen Autoren, der das alles verdammt gut aufs Korn nimmt.

Das Buch wandert noch heute wieder in den offenen Bücherschrank, damit noch viel mehr Leute Carl Hiaasen lesen können.

Bibliografische Daten

Verlag: Manhattan
ISBN: 978-3-442-54613-8
Originaltitel: Skinny Dip
Erstveröffentlichung: 2004
Deutsche Erstveröffentlichung: 2006
Übersetzung: Marie-Luise Bezzenberger

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