Für Inspector Yuka Sato ist der jüngste Mordfall in Roppongi eine miserable Sache. Ihre beste Freundin, die Australierin Sam, fand eine ermordete Hostess in der Clubtoilette und ist eine wichtige Zeugin. Eigentlich würde Sato gerne ermitteln, aber es ist nicht ihr Revier. Der Fall gehört zur Station in Azabu. Die Hostess wurde mit einem Schwert geköpft. Mitten in der Nacht, während im Club viel Betrieb war. Superintendent Yamaguchi findet eine Lösung, um Sato und Sam zu helfen. Kurzerhand befördert er Satos Mitarbeiter Shun Nakashima zum Inspector und versetzt ihn in die zuständige Station. Kurz darauf stirbt eine zweite Hostess, wieder durch ein Schwert. Es sieht ganz nach einem Serienmörder aus und Sato muss schnell arbeiten, wenn sie Hysterie im Club-Gewerbe vermeiden will.
„Schnell“ allerdings geht erst einmal nichts. Es gibt ein Bekennerschreiben, dem Sato nachgeht, aber es passt nichts zusammen. Ein dritter Mord bricht aus der vermuteten „Serie“ aus. Sato würden die Ideen ausgehen, gäbe es da nicht den pfiffigen Hacker Kentaro Sakamoto, der ihr im vorigen Fall bereits aus der Patsche geholfen hatte. Sakamoto findet Verbindungen und Spuren, die der Polizei auf legalem Weg bis dahin nicht aufgefallen waren.
Mit Yuka Sato bleibt es spannend. Andreas Neuenkirchen ist ein flotter Erzähler, der viele Details kennt und den Fall mit lokalen Gegebenheiten verknüpft. Da nimmt man als Leser ganz nebenbei eine Menge Details und Gepflogenheiten des Landes mit. Ein bisschen zuviel des Guten sind all die Bahnverbindungen. Stationen oder Linien zu nennen ist immer in Ordnung. Es gibt für viele Bücher auch Leser, die den Helden hinterherfahren möchten. Aber minutengenau jedes Mal zu protokollieren, ob Sato zwölf Minuten von Sengoku bis Hibiya und drei Minuten von Hibiya nach Kasumigaseki gebraucht hat, das stört nach dem zweiten Mal bereits. Abgesehen davon spricht vieles dafür, sich den dritten Band schnell herbei zu wünschen.
Sato bleibt vor unerfreulichen Begegnungen nicht verschont und damit tischt Neuenkirchen einige typische Phänomene des Landes auf. Sie begegnet erneut dem ehemaligen Yakuza-Boss Shiraishi, der mittlerweile im Gefängnis sitzt und behauptet, bald wieder auf freiem Fuß zu sein. Trotzdem muss Sato im persönlichen Gespräch herausfinden, wie er mit einer rechtsradikalen Organisation zusammen hängt, die bei den Ermittlungen aufgefallen war. Shiraishi wird, man kann es sich denken, seine Behauptung wahr machen — nicht unbedingt ungewöhnlich, wenn man sich später seine Methode anschaut. Sein Einfluss ist an einigen Stellen nach wie vor groß genug für ein paar unangenehme Überraschungen.
Zudem erhält Sato Hinweise auf Schulmobbing, das einen Schüler vor einigen Jahren in den Freitod trieb und mit den Morden zusammenhängen könnte. Nicht zu vergessen im Portfolio sind Satos Mitstreiter, von denen zwei ganz andere Wege zu gehen scheinen.
Diese Mischung aus Spannung und Lokalkolorit schätze ich. Für mich ist es die richtige Mischung, wenn genug „Tokyo“-Zutaten dabei sind, ohne dass die flüssige Erzählung dadurch gestört wird. Für solche Fälle immer gut ist ein Glossar, das weitere Details ergänzt; bei Andreas Neuenkirchen ist es acht Seiten lang und hilft mit zusätzlichen Informationen (ich hatte bis dato zum Beispiel noch keine Ahnung, was Calpis ursprünglich für ein Getränk war). Zwar ziehen sich ein paar Elemente aus dem ersten Band in die Geschichte, aber wer möchte, kann dieses Buch ohne Vorkenntnisse lesen.
Die Serie im Überblick
- Yoyogi Park (Frühling)
- Roppongi Ripper (Sommer)
- Shinigami Games (Herbst)
- Yakuza Requiem (Winter)
Bibliografische Angaben
Verlag: Conbook
ISBN: 978-3-94317-687-2
Erstveröffentlichung: 2015
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