Bücher kurz und knackig – Episode III

von Bettina Schnerr
3 Minuten Lesezeit
Kurzrezensionen - Episode 3; Foto: Joanna Kosinka (unsplash)

Anne Martinetti – Agatha Christie

Anne Martinetti - Agatha Christie, Das Leben ist kein Roman

Im Dezember 1926 verschwindet die Autorin Agatha Christie von der Bildfläche. Ganz England sucht und wundert sich, die Polizei dagegen nimmt völlig unprosaisch den Ehemann unter die Lupe. Einige Tage später taucht Christie unversehrt wieder auf, äußert sich danach aber nie über diese Tage und ihre Beweggründe. Ausgehend von dieser Episode erzählt Martinetti das Leben von Agatha Christie; über ihre Anfänge mit Hercule Poirot, ihre Reisen, ihre Inspirationen, ihre Kindheit oder ihre Erfolge als Theaterautorin.

Entstanden ist im Prinzip eine bebilderte Biografie (komplett koloriert), in Zusammenarbeit mit Guillaume Lebeau und Alexandre Franc als Szenaristen und Illustratoren. Damit es nicht bei einer reinen Abhandlung biografischer Eckdaten bleibt, mischen sich regelmäßig Agatha Christies Figuren ins Geschehen ein. Vor Poirot beispielsweise muss sie rechtfertigen, warum sie Miss Marple ins Rennen geschickt hat (die nach Meinung des Belgiers ihm selbstverständlich nicht gewachsen ist) und mit Tommy und Tuppence gibt’s Streit, wer in „Mord im Orientexpress“ ermitteln darf. Christie ist dabei, als erstmals ein Krimi verfilmt wird, sie arbeitet an Hörspielen und Theateradaptionen mit oder entwickelt Stücke ganz für die Bühne. Für Krimifreunde ein Vielleicht, für Christie-Freunde ein netter Zustupf, aber auf ganzer Linie kein Muss.

Verlag: Egmont Graphic Novel
ISBN: 978-3-7704-5528-7
Erstveröffentlichung: 2014
Deutsche Erstveröffentlichung: 2015
Originaltitel: Agatha – La vraie vie d’Agatha Christie
Übersetzung: Ulrich Pröfrock

Christopher G. Moore – Chickensex

Christopher G. Moore - Chickensex

Diese Sammlung von Kurzgeschichten nimmt uns mit nach Thailand, in die Metropole Bangkok. Autor Christopher G. Moore schickt dort nicht nur seinen Privatdetektiv Vincent Calvino durch die Straßen. Aus Moores Kurzgeschichtensammlung (namens Chairs, wenn ich mich nicht irre) wählte der Verlag drei aus (und veröffentlichte sie parallel übrigens auch in der Originalsprache). Die Geschichten nehmen uns mit in die Welt der Barmädchen und der Farangs (der Ausländer).

Es sind kaum mehr als Anekdoten und kurze Einblicke in die Lebenswelten der Menschen, die in Thailand leben. Moore hat im Lauf seiner Jahre im Land viele Aspekte kennen gelernt und schreibt über die Armut der Barmädchen und die Geschäftsstrategien, mit denen sie irgendwie ihren Lebensunterhalt und oft genug den einer Familie stemmen müssen. Er kennt die Hierarchien der Thai. Moore kennt auch die Hierarchien, in denen die Ausländer leben, dem ursprünglichen gesellschaftlichen Habitus, dem sie oft auch fernab der Heimat unterworfen sind. Überhaupt die Menschen, ein buntes Gemisch aus zahlreichen Nationen. Es gibt erfüllte Träume, geplatzte Träume, Vorurteile und getrennte Welten; es gibt lebenskluge Menschen, strebsame Geschäftsleute und welche, die irgendwie durchkommen. Und manchmal hat einer auch Glück.

Verlag: Culturbooks
ISBN: 978-3-944818-09-2
Erstveröffentlichung: 2000
Deutsche Erstveröffentlichung (in dieser Zusammenstellung): 2013
Originaltitel: Chicken Sex
Übersetzung: Peter Friedrich
Autorenwebsite

Friedrich Glauser – Krock & Co. / Wachtmeister Studer ermittelt

Friedrich Glauser - Krock & Co.

Wachtmeister Studers Tochter heiratet einen jungen Korporal der Thurgauer Polizei. Just an diesem Abend wird im Hof hinter dem Gasthof zum „Hirschen“ eine Leiche gefunden. Als Mordwaffe findet man eine zugespitzte Fahrradspeiche Körper des Opfers. Natürlich steht der Velohändler Graf sofort unter Verdacht, aber Studer glaubt nicht recht an diese viel zu offensichtliche Spur. Ganz gücklich ist der Berner Fahnder Studer nicht, dass er sich in einem fremden Kanton einmischt, aber da er die Wirtin Anni Rechsteiner schon aus Schulzeiten kennt, konnte er ihr die Bitte um Hilfe kaum abschlagen.

Der Krimi, zeitweilig auch unter dem Titel „Die Speiche“ veröffentlicht, ist der fünfte und letzte Studer-Roman und (in meinem Fall) umgesetzt als stilles Kammerspiel. Interessant ist der Werdegang des Titels. Tatsächlich ist es eine Auftragsarbeit für die Zeitschrift „Beobachter“ und wurde da als Serie über mehrere Monate hinweg veröffentlicht. Erst vier Jahre später erschien eine Buchfassung davon. Glauser schrieb den Roman in nur sechs Wochen und benutzte den Geburtsort seiner Lebensgefährtin im Appenzell als Blaupause für den Schauplatz. Und Glauser lässt uns hinter die düsteren Kulissen schauen: Über die Landwirtschaft, die kaum etwas einbringt, die Stickerei, die den Leuten ein Auskommen bescherte. Eine Krise, die nun auch das Geld aus der Stickerei versiegen lässt und Kredithilfen, die Bauern in die Abhängigkeit treibt. Kein Wunder, dass es jemanden gibt, der dem Druck irgendwann nicht mehr standhalten konnte.

Verlag: Christoph Merian Verlag
ISBN: 978-3-85616-432-4
Erstveröffentlichung: 1937

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