The year is 1537 and England is divided between those faithful to the Catholic Church and those loyal to the king and the newly stablished Church of England. When a royal commissioner is murdered in the monastery of Scarnsea on the south coast of England, Thomas Cromwell, Henry VIII’s feared vicar general, summons fellow reformer Matthew Shardlake to lead the inquiry. Shardlake and his young protégé, Mark Poer, uncover evidence of sexual misconduct, embezzlement, and treason, but when two other murders are committed, they must move quickly to prevent the killer from striking again.
Rezension
England 1537: Seit drei Jahren erst gilt der König als Oberhaupt der neuen Englischen Kirche und seither ist die Gesellschaft im Umbruch. Unter Thomas Cromwell, dem gefürchteten Generalvikar von Heinrich VIII, werden die englischen Klöster aufgelöst und die Menschen einer strengen Glaubensumkehr unterzogen. Der Papst darf fortan nicht mehr positiv erwähnt werden, das Gedankengut der Reformation muss übernommen werden. In dieser Umbruchszeit wird der königliche Gesandte Robin Singleton in der Abtei von Scarnsea ermordet. Seine Aufgabe war es, die Abtei zur freiwilligen Schließung zu bewegen und gegebenenfalls mit Druck nachzuhelfen, sollte er Hinweise auf illegale Machenschaften oder ungebührliches Verhalten stoßen.
Cromwell schickt seinen Weggefährten Matthew Shardlake, einen guten Anwalt, nach Scarnsea, um den Mord aufzuklären. Shardlake trifft auf einen eng eingrenzbaren Kreis von Verdächtigen: Dem Gesandten wurde der Kopf abgehackt und alleine aus körperlicher Sicht kommen nur wenige Benediktinermönche dafür in Frage. Zudem hatten nur wenige Mönche aus dem Führungskreis des Klosters Zugang zum Tatort, der nachts grundsätzlich abgeschlossen ist. Einfacher wird es dadurch nur leider nicht. Shardlake muss versuchen, die letzten Recherchen Singletons nachzuvollziehen, um das Motiv zu finden. Was hatte Singleton in den Unterlagen entdeckt, das einen Mönch zum Mörder machte?
Shardwell ist überzeugt von den Reformen und sehr idealistisch. Die Mönche haben es ziemlich gut und auch im Winter brennt in jedem Zimmer ein Feuer. Die Kirche ist reich geschmückt, doch für die armen Dorfbewohner von Scarnsea haben die Benediktiner im Gegensatz zu den ursprünglichen Ansätzen des Ordens wenig Gaben übrig. Die Abtei besitzt viel Land und macht in jedem Jahr ordentliche Umsätze für ihre Kasse. Genau das ist der Pomp, gegen den ein Reformator wie Shardlake vorgeht. Verschiedene Ränge und Stände innerhalb der Bevölkerung sind akzeptiert, aber eine Welt außerhalb, die eigenen Regeln folgt, geht mit der Englischen Kirche nun nicht mehr.
Der Abt weiß allerdings genau, dass Shardlake nicht beliebig viel Druck aufbauen kann. Erst kürzlich war es im Norden des Landes zu Revolten gekommen und nun wäre es besser, die Abteien unterschrieben den Auflösungsvertrag freiwillig. Doch da kommen Beweggründe ins Spiel, an denen die versprochenen Pensionen für ehemalige Mönche nichts ändern können. Viele Mönche kennen gar kein anderes Leben oder haben sich zum Beispiel nach Kriegserfahrungen aus der Welt hinter die Mauern der Abtei zurück gezogen. Unabhängig von der Religion wäre ein Umzug für sie eine schwere Entwurzelung.
Shardlake spürt, wie schwierig die konsequente Umsetzung der Cromwell’schen Vorgaben ist: In Scarnsea ist ein Karthäuser untergekommen, der dem König die Folgschaft verweigert hat und dennoch am Leben geblieben ist. Auf Grund seiner Verwandtschaft mit königlichen Familienmitgliedern käme sein Tod taktisch ungelegen. Von ihm wird Shardlake zwar rüde beschimpft, aber er merkt, dass dieser Mönch irgendetwas weiß, was ihm weiterhelfen könnte. Nicht zuletzt wird Shardlake irgendwann klar, mit welchen politischen Taktiken der König und Cromwell arbeiten. Am Ende steht Shardlake mit ungewisser Zukunft da: Die Aufklärung des Mordfalles hat so lange gedauert, dass der energische Cromwell ihn spürbar tiefer in seiner Gunst platziert hat und Shardlake wiederum ist sich über den religiösen Gefährten im Unklaren und weiß nicht, ob er weiter für ihn arbeiten möchte.
Sansom nimmt uns mit auf eine Zeitreise in eine unsichere Epoche: „.. it’s the moment at which the medieval certainties that had endured for centuries were turned upside down. It was a time of extraordinary ferment: in the space of a few years, the state took on a completely different meaning,“ erzählte er in einem Interview mit dem Guardian. Wie zerrissen die Menschen sind und welche Hoffnungen und Ängste damit einher schwingen, transportiert Sansom trefflich in diesem Buch und den gewählten Charakteren. Ohne eine dröge historische Abhandlung zu liefern, gelingt Sansom ein lebendiges historisches Bild als Hintergrund für den Kriminalfall. Auch der entpuppt sich als Kind seiner Zeit und bringt Shardlake zum Zweifeln. Dieser Serienstart gehört zu denen, von denen man sich mehr erhoffen kann (aus einer geplanten BBC-Verfilmung scheint allerdings bis heute -Stand 2014- nichts geworden zu sein).
Bibliografische Angaben
Verlag: Penguin
ISBN: 978-0-14200-430-2
Erstveröffentlichung: 2003