Wilkie Collins – The Woman in White

von Bettina Schnerr
2 Minuten Lesezeit
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Walter Hartright erhält einen vielversprechenden Auftrag, der ihn nach Cumberland zu Limmeridge House führt. Dort gibt er auf dem Gut von Mr. Fairlie dessen Nichte Laura und deren Halbschwester Marian Zeichenunterricht. Auf dem Weg dorthin begegnet er mitten in der Nacht auf Londons Straßen einer weiß gekleideten jungen Frau. Sie kennt Limmeridge von früher und spricht verwirrende Warnungen vor einem bestimmten Menschen dort aus.

Auf Limmeridge verliebt sich Walter in Laura. Er verlässt das Anwesen jedoch, nachdem er von Marian klar gemacht bekommt, dass er einerseits nicht ganz standesgemäß ist und dass Laura andererseits Sir Percival Glyde heiraten soll. So hatte es Lauras verstorbener Vater gewünscht. Obwohl die Frauen Percival gegenüber wegen dessen finanziellen Schachzügen begründet misstrauisch sind, fügt sich Laura. Auch die Frau in Weiß taucht plötzlich auf Limmeridge auf. Sie versucht, die Heirat zu verhindern, kann Laura aber nicht umstimmen. Und das, obwohl natürlich ausgerechnet Sir Percival der Mensch ist, von dem sie Walter bei der ersten Begegnung in London schon Schlimmes erzählen wollte. Walter schließt sich aus Liebeskummer einer Amerika-Expedition an, Laura geht die unselige Beziehung zu Sir Percival ein.

Als Walter aus Amerika zurück kommt, erfährt er von Lauras Tod und trifft völlig unverhofft auf Marian, die ihm von äußerst seltsamen Geschehnissen während der letzten Monate berichtet. Aus Liebe zu Laura versucht Walter, sich Sir Percival und dessen gefährlichem Freund Graf Fosco entgegen zu stellen.

Wegbereiter eines neuen Genres

„The Woman in White“ wurde zum Zeitpunkt des Entstehens als „sensational novel“ angepriesen und gilt heute als einer der Grundsteine des britischen Kriminalromans. Ein gelungener noch dazu. Walter macht sich daran, eine Verschwörung aufzudecken und sich dabei so ziemlich alle denkbaren Hindernissen gegenüber.

Die Macher der Verschwörung, Sir Percival und Graf Fosco, sind angesehene, wohlhabende Leute, bei denen sich kaum einer vorstellen kann, dass sie überhaupt zu Verbrechen fähig sein könnten. Eine hohe Geburt ist quasi ein Persilschein. Zudem ist viel Zeit verstrichen, sodass sich Zeugen kaum erinnern können, was wann wo vorgefallen sein könnte. Hinzu kommen unvorhergesehene Ereignisse, die verwertbare Spuren zunichte machen oder ganz klassische Fehleinschätzungen. Ich fand, dass die Jagd nach der Aufklärung stets spannend blieb, weil sich erst aus all den Beweisen, die Walter zusammen suchen muss, eine schlüssige Beweiskette ergibt. Die ist dringend nötig, weil Walter für den Prozessweg das nötige Geld und der gesellschaftliche Rang fehlen. Am Ende erhält Walter ganz überraschend Hilfe, mit der er nicht rechnen konnte, die ihm aber den letzten Schlüsselhinweis in die Hände spielt.

Wilkie Collins - The woman in white

Ein Aufbau, der bis heute funktioniert

Ein Pluspunkt ist für mich auf alle Fälle der Aufbau. Drei Zeiträume geben die Rahmenstruktur vor: Die Zeit vor der Hochzeit, die Zeit direkt danach und die Zeit der Aufklärung. Pro Kapitel erzählt jeweils die Person die Geschichte weiter, die am meisten zum Geschehen der entsprechenden Zeit beitragen kann. Mal erzählt Walter, mal wird das Tagebuch von Marian zitiert. Mal berichtet eine Hausangestellte, mal kopiert Haupterzähler Walter einen Brief in die Geschichte, der von einem Beteiligten an ihn geschickt wurde. Auf diese Weise setzt sich die gesamte Handlung zusammen und man erhält ein vollständiges Bild davon, wie die einzelnen Personen beteiligt waren und was für Menschen und Charaktere dahinter stecken.

Das strafft die Geschichte und der Verzicht auf das ganze Drumherum sorgt für eine rasante Geschichte, in der ständig irgendetwas passiert, das auch wirklich Relevanz hat. Nur dadurch ist es auch möglich, Überraschungseffekte zu erzielen und die Geschichte richtig am Laufen zu halten. Der vermeintlich alte Schinken hielt mich wirklich bei der Stange.

Bibliografische Angaben

Verlag: feedbooks
Erstveröffentlichung: 1860

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