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Carlo Manzoni – Der Finger im Revolverlauf

Carlo Manzoni – Der Finger im Revolverlauf

Carlo Manzoni - Der Finger im Revolverlauf

Die beste Methode, sich gegen einen Mann, der Sie mit dem Revolver bedroht, zu schützen, ist diese: Stecken Sie den Finger in den Revolverlauf und halten die Kugel zurück. Die Helden unseres Buches, ein rühriger Privatdetektiv und sein vierbeiniger Sozius, bestehen auf diese Weise die tollsten Situationen, in die sie bei dem Versuch, einen Mord aufzuklären, geraten. Durch häufigen Whisky-Konsum befeuert, schlagen sie nicht nur den Gangstern, sondern auch der Polizei manches Schnippchen und vergessen, wie sich das für einen effektvollen Kriminalroman gehört, auch die Liebe nicht. An K.O.-Schlägen wird nicht gespart; aber zum Schluss bleibt das Gute Sieger. Der Privatdetektiv und sein Sozius dürfen befriedigt den letzten Whisky zu sich nehmen und neuen Taten entgegen sehen.

Rezension

Worum es in diesem Krimi geht? Carlo Manzoni schickt es in einem kleinen Vorspann voraus: „Ein Super-Thriller mit einem Detektiv, der den Hartgesottenen spielt, einem geschwänzten Sozius, einer kopierstiftblauäugigen Witwe und anderen außergewöhnlichen Persönlichkeiten. Scheinbar made in USA, aber eben nur scheinbar. Lachmuskelspannend.“

Was er vergessen hat ist, dass sich der ganze Krimi innerhalb eines Tages abspielt – man sollte darauf hinweisen, denn das vergisst man ganz schnell, angesichts der Tatsache, dass Chico Pipa vielen Leichen begegnet, ein paar Mal auf die Polizeistation gefahren wird und nebenher einen Mörder zu finden sucht. Das Blöde ist, dass sich Pipa an nichts erinnert: Erst gestern hat er offenbar einen Auftrag erhalten und nun vergessen, wer sein Auftraggeber ist und was er tun soll. Immerhin findet er ausreichend Geld in seiner Tasche und eine mysteriöse Adresse. Aber kaum geht er aus dem Haus, findet er den ersten Toten. Polizeileutnant Tram und Polizeisergeant Kautschuk nehmen ihn schnell fest, bevor noch jemand anders zu Schaden kommt. Und die Geschichte von dem vergessenen Auftrag glaubt ihm niemand: „Du solltest komische Einakter fürs Fernsehen schreiben.“

Manzoni zieht so ziemlich alle Register, um den Krimi durch den Kakao zu ziehen. Das fängt bei den Namen seiner Protagonisten an (die Verbrecher heißen zum Beispiel Blau Bluffer und der dufte Dominik) und geht bei dem Hund Gregorio Scarta weiter, der insofern realistisch gelungen ist, weil er nicht spricht. Ansonsten kann er ziemlich viel, beschattet und organisiert. Der Krimi spielt scheinbar irgendwo in den USA, die Autotypen heißen Blimbust und Frolley und Pipa ernährt sich faktisch von Bourbon. Festnahmen sind hingegen überraschend einfach; man löst das Problem, indem man den Verdächtigen mit zwei Sicherheitsnadeln an die Autokissen heftet. Prügeleien stammen aus demselben Baukasten wie bei Zeichentrickserien à la Tom & Jerry:

„Ich kickte sie ins Knie, dass ihr die Kniescheibe bis unter die Hausbar rollt. Dann gehe ich sie auflesen und tue sie wieder an ihren Platz.“

Die Autoren der heutigen Klamauk-Krimis haben hier definitiv ihren Meister gefunden. Mehr Wahnwitz, mehr Fantasie, mehr Blödsinn lässt sich kaum unterkriegen. Manzoni gibt sich an keiner Stelle die Mühe, auch nur annähernd so zu tun, als habe das Geschehen irgendetwas mit der Realität zu tun. Im Gegensatz zu schlechten Nachahmern drängt sich der Jux auf nur 150 Seiten – eine ideale Länge also, um damit Spaß zu haben, ohne dass man der Sache irgendwann überdrüssig wird. Für die Akten: Seinerzeit war der Gaudi für DM 2,80 zu haben. Ich habe ein Exemplar der 11. Auflage vom September 1971, die die Auflagenzahlen „126. bis 140. Tausend“ abdeckte.

Bibliografische Angaben

Verlag: dtv
ISBN: 3-423-00123-2
Originaltitel: Ti spacco il muso, Bimba
Erstveröffentlichung: 1960
Deutsche Erstveröffentlichung: 1963
Übersetzung: Herbert und Marlys Herlitschka

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