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Denzil Meyrick – Der Pate von Glasgow

Denzil Meyrick – Der Pate von Glasgow

Denzil Meyrick - Der Pate von Glasgow

Im beschaulichen Küstenort Kinloch sagen sich Fuchs und Hase Gute Nacht. Ein paar Reste der früheren Schmugglertradition unter den Fischern ist offenbar noch übrig, aber im Großen und Ganzen beginnt DCI Jim Daley seine Versetzung zu genießen. Auch Ehefrau Liz fühlt sich pudelwohl und vermisst Glasgow nicht. Nun aber wird es in Kinloch unangenehm: Daley und sein Mitarbeiter, Sergeant Brian Scott, konnten vor einigen Jahren in Glasgow den Machie-Clan mit Hilfe von zwei Kronzeugen sprengen.

Die Kronzeugenschutz hat ein Leck

Der erste Kronzeuge wurde trotz einer neuen Identität soeben aufgespürt und ermordet. Das sorgt für mehr als nur Unruhe bei der Polizei, denn nicht nur der zweite Kronzeuge ist möglicherweise in Gefahr, sondern auch Daley und Scott, die damals maßgeblichen Beamten. Was Daley nun erfährt ist, dass eben dieser zweite Kronzeuge Frank MacDougall mit seiner Familie ganz in der Nähe von Kinloch wohnt. Das ist dummerweise nicht das einzige Problem: Filmaufnahmen des Mordes zeigen einen Täter, der eigentlich seit fünf Jahren tot sein soll.

Was dem Buch die Spannung verleiht, ist trotzdem nicht die Frage, wer hinter den Kronzeugen her ist. Es gibt recht schnell einen Hinweis darauf, was da abläuft. An dieser Frage knabbert also nur die Polizei herum. Mich angesprochen hat vielmehr die Art, wie Meyrick den Angriff auf den zweiten Kronzeugen aufbaut. Der schwebt nämlich um einiges länger in Unsicherheit. Hier detoniert eine Bombe, da gibt es einen toten Farmer, dort einen toten Helfershelfer. Aber der Kronzeuge selbst, der dem Rächer eigentlich die wichtigste Figur sein müsste, bleibt zunächst unangetastet. Familie MacDougall sorgt ohnehin für ausreichend Risiko, denn die beiden Kinder sind inzwischen so groß, dass sie sich nicht nur nicht ausstehen können, sondern auch längst eigene Wege gehen. Was dem Sinn und Zweck eines Zeugenschutzprogramms so nah bei Glasgow lebensgefährliche Löcher verpasst.

Alleine dieser Chef …

Solche Krimis mag ich, denn es gibt viele Varianten, aus denen sich Probleme ergeben können. Es bleibt mit solchen Voraussetzungen rasant, aber immer genug Platz zum Tüfteln (und so schlecht habe ich mich gar nicht geschlagen). Eine Person, die für mich besonders aus dem Rahmen fällt, ist Daleys Vorgesetzter. Chefs in Krimis haben zwar meist ohnehin die Rolle eines Viehtreibers, der mehr Politik betreibt, Arbeiten behindert oder übertriebene Forderungen hat. Aber der hier ist auf ganzer Linie ein Ekel. Als Chef tritt er nicht besonders in Erscheinung, wohl aber als Soziopath. Die Beleidigungen bekommt besonders Scott ab: „Ah, das Ding kann also doch sprechen.“ Dieser Superintendent John Donald könnte künftig interessanter werden als bloß als Figur, in dessen Gegenwart sich alle Mitarbeiter sehr unwohl fühlen.

Warum Daley versetzt wurde, erfährt man im Buch übrigens nicht. Da dieses Buch bereits der zweite Band einer Krimiserie ist, darf man getrost davon ausgehen, dass es wegen eines Ereignisses in Band Eins passiert ist — eine Information, die man allerdings an keiner Stelle des Buchs vermisst. Es funktioniert ausgezeichnet als Standalone. Allerdings tut es das nur bis kurz vor Schluss. Es gibt den Hinweis auf einen Maulwurf und den seiner gerechten Strafe zuzuführen, dafür muss dann doch ein Band Drei her.

Bibliografische Angaben

Verlag: HarperCollins
ISBN: 978-3-959-67190-3
Originaltitel: The last witness
Erstveröffentlichung: 2014
Deutsche Erstveröffentlichung: 2018
Übersetzung: Peter Friedrich

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