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Jordan Harper – Die Rache der Polly McClusky

Jordan Harper – Die Rache der Polly McClusky

Jordan Harper - Die Rache der Polly McClusky

Polly McClusky ist elf und eigentlich zu alt für den Teddybär, den sie überallhin mitnimmt, als überraschend ihr Vater Nate vor ihr steht. Der ist aus dem Gefängnis ausgebrochen, um Polly das Leben zu retten. Denn auf Polly ist ein Kopfgeld ausgesetzt. Nate hat sich im Knast einen mächtigen Feind gemacht: die Gang Aryan Steel hat ihn und seine Familie zu Freiwild erklärt. Nates Exfrau wurde bereits getötet, Polly ist die Nächste auf der Liste. Auf der Flucht durch Kalifornien werden Vater und Tochter zu einem starken Team. Nates Kampftraining macht aus dem schüchternen Mädchen einen selbstbewussten Fighter. Und durch Pollys Scharfsinn halten sie den Vorsprung vor ihren Verfolgern. Bald ist Nate jedes Mittel recht, damit Polly wieder ein Leben ohne Angst führen kann

Rezension

Polly McClusky weicht als Person sehr von ihrem Umfeld ab. Sie ist gerade mal elf Jahre, taucht aber stets mit einem Teddybär im Arm auf, der immer wieder als zweites Ego fungiert. Sie wähnt sich von der Venus, wohl wissend, dass sie irgendwie anders ist als andere und die Beschreibung des Planeten scheint auf sie zuzutreffen: „Äußerlich still und ruhig, aber im Inneren toben ätzende Wirbelstürme“.

Vielleicht war das der Grund, weshalb ihr Gehirn nicht so zu funktionieren schien, wie die Gehirne anderer. Warum es niemals still hielt. […] Warum die anderen Kinder sie von sich stießen. Sie rochen, dass sie von der Venus war […]

Polly entpuppt sich als hochintelligent. Eine Gabe, mit der die Mutter kaum etwas anfangen kann. Aber sonst ist alles zumindest in geregelten Bahnen. Jedenfalls, bis Vater Nate aus dem Knast kommt. Den hat die Gang Aryan Steel sprichwörtlich auf der Abschussliste, seit er im Gefängnis einen ihrer Oberen bei einem Angriff umgebracht hat. Über ihn und die gesamte Familie wurde das Todesurteil verhängt, auszuführen von den Getreuen draußen. Für die Mutter kommt jede Hilfe zu spät. Nate kann nur Polly noch rechtzeitig vor der Schule abfangen und flieht mit ihr. Unterwegs baut sich der Vater eine Strategie zusammen, um wenigstens die Tochter heil herauskommen zu lassen. Wohl wissend, dass das eigentlich ein unlösbares Unterfangen ist.

Dem Mädchen zerreißt von jetzt auf gleich alles, was sie für gesichert gehalten hatte. Sie begreift, was der Mutter passiert ist und entscheidet, dem Vater auf dem Rachefeldzug zu helfen. In ihrer Hartnäckigkeit und Konsequenz wird sie dem Vater ebenbürtig. Er ist der einzige Mensch, den sie noch hat.

Der Vater weiß, worauf er sich einlässt. Polly allerding muss einstecken lernen und ob ihr die Tragweite ihrer Entscheidung bewusst ist? Und der Risiken? Und der Feinde, die sie sich geschaffen hat? Wohl eher nicht. Sie ist hochintelligent, aber emotional sind auch hochintelligente Kinder eher ihrer Altergruppe entsprechend. Wie cool Polly das alles hinbekommt, ist Hollywood. Verständlich, wenn man sieht, wo der Autor sich bisher die Sporen verdient hat. Als Drehbuchautor nämlich, der inzwischen auch das Skript zu Pollys wilder Tour bearbeitet.

Soll nicht heißen, dass das Buch nicht zieht, dass es nicht rasant zu lesen ist. Der Leser begleitet Polly und Nate über mehrere Wochen und Monate bei ihrem Versuch, die Aryan Steel zur Aufgabe ihres Rachefeldzugs zu bringen. Sie bekommen es parallel mit korrupten Cops, die im Umfeld des Drogenhandels gutes Geld verdienen. Letztlich hat Nate den einzigen Dreh gefunden, mit dem er mit der Gang eine Verhandlung erzwingen kann. Und, um ehrlich zu sein, fasziniert der Kontrast, den Polly auf die Bühne bringt: Kind mit Teddy gegen tätowierte Brutalos.War da nicht auch mal was mit Léon, dem Profi?

Sprachlich ist das Buch schlicht gehalten. Das passt ganz besonders zur kindlichen Hauptperson, die das Buch trägt. Inhaltlich kriegt es die Kurve, um nicht zu einer Art Kinderkrimi zu werden (wonach es am Anfang ein bisschen aussieht). Im Gegenteil, Kinder sollten besser nicht lesen, was Nate gegen Ende des Buchs zustößt. Harper versteckt am Ende geschickt, was dieses Buch eigentlich nicht vertragen würde, was andererseits aber keine publikumsnahe Verfilmung erlaubt hätte.

Bibliografische Angaben

Verlag: Ullstein
ISBN: 978-3-550-08150-7
Originaltitel: She rides shotgun
Erstveröffentlichung: 2017
Deutsche Erstveröffentlichung: 2018
Übersetzung: Conny Lösch

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