Atticus O’Sullivan und sein Wolfshund Oberon führen ein scheinbar friedliches Dasein in Arizona. In Atticus‘ Laden bekommt man alles, was man an okkulten Schriften und magischem Krimskrams brauchen kann. Nachbarn und Kunden halten ihn für einen netten, tätowierten jungen Mann. Tatsächlich ist Atticus aber nicht 21, sondern über 2100 Jahre alt: Er ist der letzte lebende Druide. An Arizona schätzt er vor allem „die geringe Götterdichte und die fast vollständige Abwesenheit von Feen“. Seine übermenschlichen Kräfte zieht er direkt aus der Erde und außerdem besitzt er ein unsagbar scharfes magisches Schwert namens Fragarach. Zu Atticus‘ Unglück aber ist eine überaus erzürnte keltische Gottheit hinter genau diesem Schwert her. Und sie hat es auf Atticus‘ Leben abgesehen.
Rezension
In Arizona ist nicht viel los. Jedenfalls für einen Druiden, der in mehr als zweitausend Lebensjahren mehr als genug Streitereien mit Hexen, Kriegern, Dämonen und sonstigen Gegnern hatte. Einem Teil seiner Interessen und Fähigkeiten geht dieser Druide namens Atticus O’Sullivan unauffällig in seinem okkulten Buchladen nach; hin und wieder tobt er sich mit einem Rudel Werwölfe aus, trainiert mit einem Vampir den Schwertkampf und bringt seinem Wolfshund Oberon das Sprechen bei. Einer der keltischen Götter, just Aenghus Óg, der Gott der Liebe, hat Atticus lange gesucht, weil er dessen magisches Schwert Fragarach besitzen und die Herrschaft über das Reich Tír na nóg an sich reißen will.
Atticus wird zwar vorgewarnt, aber alles in allem recht spät. Viel Zeit für Vorbereitungen bleibt nicht und über das ganze Vorgeplänkel hinweg müssen die Schutzmechanismen reichen, die er routinemäßig in seinem Haus und seinem Laden eingebaut hat. Alles andere könnte kompliziert werden, denn jeder, der mit ihm zu tun haben will, verfolgt eigene Interessen. Atticus kann sich nicht einmal sicher sein, ob die Göttinen, die ihm vorgeblich helfen wollen, ihre Ansage ernst meinen.
Hearne hat für meine Begriffe zwei Dinge ganz hervorragend gemacht: Er hat eine Welt entworfen, in der alle möglichen magischen Wesen nebeneinander leben und er schreibt mit einen wunderbar trockenen Humor. Zwar ist Atticus der letzte Druide, aber dafür bevölkern eine Menge anderer magischer Wesen die Erde. Dämonen und Hexen, Feen und Götter, Werwölfe und Vampire. Die einzelnen Magien unterscheiden sich voneinander, aber oft gibt es Mittel und Wege, sich gegen fremde Magie zu schützen. Und wenn es der Hilfe anderer bedarf. Jedem einzelnen hilft dabei seine langjährige Erfahrung, wobei Atticus in dieser Hinsicht sowohl Verbündete als auch Gegner weit hinter sich lässt.
Atticus selbst ist schon ein interessanter Typ: Wie zwei hartnäckige Polizisten feststellen müssen, sieht der junge tätowierte Kerl aus wie einer der unzähligen Studenten. Aber er benimmt sich überhaupt nicht so und das verwirrt sie ungeheuer. Auch seinen magischen Gegnern tritt er verblüffend abgeklärt gegenüber. In jedem anderen Buch wäre das eine ziemlich langweilige Angelegenheit, aber Hearne erzählt durchgängig mit so viel Witz und Tempo, dass Atticus zum Helden mit einem gewissen Augenzwinkern wird. Auch alle anderen Figuren tauchen oft in diesem Licht auf. Ein eitler Gott bekommt eine böse Quittung für seine Angeberei. Eine Göttin findet Gefallen an Smoothies und verzweifelt fast an der „normalen“ Elektrizität bei deren Zubereitung. Und Atticus macht sich einen Spaß daraus, mit einer gegnerischen Hexe während der Gefechte zu flirten.
Die Chronik beginnt unterhaltsam und flott und weil ich mir schon dachte, dass es nicht bei einem Band bleiben wird, habe ich nachgeschlagen: Derzeit gibt es fünf Bücher und Juni 2013 soll Nummer 6 erscheinen. Bleiben die Bücher so fantasievoll und rasant, haben wir noch ein bisschen Lesestoff vor uns.
Bibliografische Angaben
Verlag: Klett-Cotta
ISBN: 978-3-608-93931-6
Originaltitel: The Druid chronicles I. Hounded
Erstveröffentlichung: 2011
Deutsche Erstveröffentlichung: 2013