Linda Barnes – Carlotta steigt ein

von Bettina Schnerr
2 Minuten Lesezeit
Linda Barnes - Carlotta steigt ein

Linda Barnes - Carlotta steigt einCarlotta Carlyle, Ex-Polizistin und Privatermittlerin, hat den Jackpot gezogen: 20.000 Dollar winken ihr … eigentlich winken sie ihrem Kater T.C., der offiziell an diesem Preisausschreiben teilgenommen hat. Bis sie mit dem Geld tatsächlich auch nur eine einzige Rechnung bezahlen kann, nimmt sie den Auftrag der alten Margaret Devens an. Deren Bruder Eugene, ein Taxifahrer bei G&W, ist seit fast zwei Wochen spurlos verschwunden. Carlyle, die selber schon für G&W gejobbt hat, verdingt sich erneut bei ihrer alten Chefin Gloria, um unter den Fahrern und den alten Kumpeln von Eugene nach einer hilfreichen Spur zu suchen.

Rezension

„Verstehen Sie mich also nicht falsch. Ich behaupte keineswegs, dass mir nicht von Anfang an etwas faul vorgekommen wäre.“

Verschwundene Menschen suchen gehört wohl zum Standardrepertoire der Privatermittler in Krimis. Weniger Standard ist es, dass ältere Damen, scheinbar frisch dem Kaffeekränzchen entsprungen und von eher „schäbiger Eleganz,“ ohne Zögern 1000 Dollar Anzahlung vorstrecken können. Carlotta Carlyle hilft trotzdem, denn Margaret Devens weckt Erinnerungen an Tante Bea und scheint etwas von der eigenen Oma zu haben, die Carlyle nie kennen gelernt hat. Carlyle nimmt einen Job bei dem Taxiunternehmen G&W an, bei dem Eugene jahrelang gearbeitet hat und bei dem sie selbst mehrere Monate lang ihre Brötchen verdient hat. Das macht es durchaus etwas leichter, ihrer alten Chefin auf den Zahn zu fühlen. Es dauert ein bisschen, bis ihr ein neuer Fahrer auffällt, den sie näher unter die Lupe nehmen will.

Carlotta Carlyles Auftraggeberin wird in ihrem Haus angegriffen und landet schwer verletzt im Krankenhaus. Die Suche nach Eugene wirbelt bei ziemlich skrupellosen Gegnern Staub auf. In Carlyles Umgebung fallen plötzlich Begriffe wie „IRA“, ein Drogendealer macht Probleme und auch eine Mafia-Familie aus Boston gerät ins Visier. Um ein wenig mehr Licht ins Dunkel zu bringen, nutzt Carlotta Carlyle den allerbesten Draht zu Polizei, den sie hat: Ihren Verehrer Mooney, der sich für seine Immernoch-Flamme gerne umhört. Dabei finden Mooney und Carlyle einige Ungereimtheiten, die sie klären müssen.

Diesem ersten Teil der Serie um Carlotta Carlyle habe ich nach Jahren einen Reread gegönnt und in diesem Fall hat es sich gelohnt. Barnes‘ Stil, zügig und geradeaus, mag ich nach wie vor. Keine großen Ausflüge in Nebenhandlungen, sondern Personen, die für mich auch in nur 210 Seiten Kontur kriegen. Carlyle ist auch keine Figur, die irgendwie alles alleine hinbiegen muss, sondern mit Mooney einen Beistand für sonst schwer erreichbare Auskünfte hat und der für das Finale die richtigen Verbindungen herstellt. Diese Figur, ledig, unabhängig, gerne auch geschieden und auch sonst eher forsch, waren auch mal ein Trend, den viele Krimiautoren bedienten (zum Beispiel auch mit V. I. Warshawski oder Kinsey Millhone); offensichtlich nicht alle Figuren aber fallen Jahre später durch das neue Raster des Zeitgeschmacks. Müsste man mal wieder drauf ankommen lassen.

Bibliografische Angaben

Verlag: rororo
ISBN: 3499429179
Originaltitel: A trouble of fools
Erstveröffentlichung: 1987
Deutsche Erstveröffentlichung: 1990

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