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Maria Lang – Tragödie auf einem Landfriedhof

Maria Lang – Tragödie auf einem Landfriedhof

Maria Lang - Tragödie auf einem Landfriedhof

Schneeflocken fallen. Kamine prasseln. Im Dörfchen Västlinge wird Weihnachten gefeiert. Einzig die Leiche im örtlichen Lebensmittelladen stört die Idylle.

Rezension

Der kleine schwedischen Weiler Västlinge bietet ein Winteridyll wie in Bullerbü, mit drei Häusern und einer Kirche dazwischen. Zu Weihnachten beherbergt der Pfarrer Tord Ekstedt drei Gäste: Sein Bruder Johannes, ein Professor aus Uppsala, ist mit Tochter Puck und dem Schwiegersohn Einar Bure angereist. Für Leben im Haus sorgt aber nicht die große Gästeschar, sondern Tords elfjährige Tochter Lotta, die mangels anderer Kindergesellschaft im Dorf ziemlich belesen ist und alles, was sie nicht weiß, mit viel Fantasie ausbügelt.

Ausgerechnet an Heiligabend verschwindet der Inhaber vom Dorfladen spurlos und die Ehefrau kreuzt verzweifelt im Pfarrhaus auf. Die engagierte Suche endet mit einer schlechten Nachricht: Arne Sandell liegt erschlagen in seinem Lebensmittelladen. Da Puck und Einar mit dem Kriminalkommissar Christer Wijk befreundet sind, der inzwischen die Landesmordkommission leitet, fangen die beiden kuzerhand an, Fragen zu stellen. Viele Verdächtige gibt es ohnehin nicht, da sich in Västlinge an Heiligabend außer dem Toten gerade einmal weitere sieben Menschen herumgetrieben haben. Aber schon kurz darauf steht „ein goßer Onkel“ auf der Treppe, mit einer schwarzen Pfeife und karierten Hosen. Christer Wijk perönlich kommt vorbei und nimmt die Ermittlungen in die Hand.

Maria Lang hat einen ganz klassischen Whodunit entworfen, der zum Mitraten verführt. Als Leser versucht man automatisch, es dem Ehepaar Bure gleichzutun. Es scheint ziemlich einfach zu sein, die Wege jedes einzelnen am Heiligabend herauszufinden, oder? Da werden Hyazinthengrüße herumgereicht, man geht spazieren, in die Kirche und sitzt ansonsten vor dem Kamin und wartet auf den Heiligabend. Jeder schwindelt ein bisschen und die aufgeweckte Lotta erzählt manchmal komische Geschichten.

Wenn die Chroniken stimmen, schaffte es Maria Lang trotz ihrer umfangreichen Krimiproduktion nur selten auf den deutschen Markt. Ihre Jugendkrimis um Katja kamen in den 1970er Jahren nach Deutschland, aber ansonten blieb Lang unbekannt. Nach einer Einzelübersetzung brachte btb 2015 zwei der älteren Krimis auf Deutsch heraus, darunter diesen hier. Klar ist es ein Schweden-Krimi, aber die schwermütige Atmosphäre, die mit diesem Prädikat eher verbunden wird, erfüllt dieser Krimi nicht. Lotta ist abenteuerlustig und nicht auf den Kopf gefallen, Christer Wijk ist ein Kommissar alter Schule, der die polizeilichen Fakten zu den Ermittlungen beisteuert und das Ehepaar Bure tippt munter auf Motive und Abläufe. Interessant sind die anderen Einwohner Västlinge sowieso mit ihren Lebensgeschichten und ihrem Gestänker. Irgendwie muss man sich die Einsamkeit des Dorfes wohl spannend machen.

Die Krimiautoren der alten Schule konnten sich noch kurz fassen und Maria Lang macht mit diesem Krimi keine Ausnahme. Der kurzweilige Fall stiftet mehr Verwirrung stiftet als er zu Beginn vermuten lässt. Ganz so viel wurde Heiligabend doch nicht vor dem Kamin gesessen. Ganz so einfach ist es also nicht, dem Täter auf die Schliche zu kommen. Ein netter Ausflug in den schwedischen Winter.

Bibliografische Angaben

Verlag: btb
ISBN: 978-3-44275-460-1
Originaltitel: Tragedi på en Lantkyrkogård
Erstveröffentlichung: 1954
Deutsche Erstveröffentlichung: 2015
Übersetzung: Stefan Pluschkat

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